Gutes Bier, gute Gläser!

Kreative Brauer tragen weltweit dazu bei, dass sich die ländertypische Bierkultur verjüngt. Stets auf der Suche nach neuen Zutaten und Brauverfahren, ist ein großer Craft-Beer-Kosmos entstanden, der heute lebendiger ist denn je. Zu den handgemachten Bieren kommen Biergläser, die viel Wert legen auf eine multisensorische Wahrnehmung und damit neue Standards beim Bier-Tasting setzen. Ausgeschenkt aus Fass und Flasche wird in edlen, hellen Bierbars, die mittlerweile ein echtes Lifestyle-Phänomen sind. Wir stellen einige der schönsten vor und geben außerdem Ideen für originelle Biergeschenke, mit denen man jede Menge Spaß haben kann.

 
1 Bierglas von Strahl Glassware / 2 Weizenbierglas von Bohemia Cristal / 3 Etna Glass Bierstange / 4 Stölzle Lausitz Biertulpe / 5 Pilstulpe von Crystal BOHEMIA / 6 Pilsglas von Ocean Glass

Traditionalisten unter den Biergläsern

Ein Bier, ein Bierglas: Jede traditionelle Biersorte hat ihr traditionelles Glas. Ob das hohe Weizenbierglas von Bohemia Cristal, die schlanke Bierstange für kohlensäurearme, leichte Biere, gesehen beim Hersteller Etna Glass, oder die bauchförmige Biertulpe von Stölzle Lausitz, aus der das untergärige Bier nach Pilsner Brauart getrunken wird.

Dem Engländer und Australier schmecken Ale, Lager, Porter und Stout seit jeher aus dem breiten Pintglas – etwa vom Glasexperten LAV – bei dem die Kohlensäure wie an einer Perlenkette von der Mitte des Glases senkrecht nach oben steigt, und in Bayern will man im Biergarten und bei Festen nicht auf den dickwandigen Maßkrug oder Seidel verzichten, der genau einen Liter des guten Gerstensaftes fasst. Der Maßkrug im modernen, geradlinigen Design von Stölzle Oberglas punktet außerdem mit einer cleveren Einbuchtung am Glaskörper, die ein vollständiges Umgreifen des Henkels ermöglicht. Der doppelkonische Willibecher, seit 1954 ein deutsches Standardglas und erhältlich etwa bei Ritzenhoff & Breker, ist ebenfalls nicht von publikumsstarken Veranstaltungen wegzudenken. Es ist besonders dünnwandig und kühlt nach dem Spülbad schneller aus als dickere Bierglasarten, ein Vorteil, wenn viele Gäste am Tresen stehen.

1 Willibecher von Ritzenhoff & Breker / 2 Maßkrug von Stölzle Oberglas / 3 Pintglas von LAV Glassware

Zeit für neue Bierbars

„Stay with the beer. Beer is continuous blood. A continuous lover.“ Wie treffend doch der amerikanische Autor Charles Bukowski über das Kultgetränk sprach. Eine ähnliche Leidenschaft spürt man heute in neuen Bierbars wie dem Berliner „BRLO BRWHOUSE“. Der Hotspot, von den renommierten GRAFT Architekten aus 38 gebrauchten Überseecontainern aus aller Welt gebaut, hat alles, was zur neuen Bierbar-Kultur gehört: eigene Brauerei, Restaurant und Bar mit trendigem Interior Design. Vielerorts wird Bierkultur noch mit der urig-behäbigen Gemütlichkeit vergangener Tage gleichgesetzt. Die Bierbars der Craft-Beer-Bewegung haben diese optische Schwere erfolgreich aufgehoben. Entstanden sind mutige, architektonische Räume mit aufsehenerregenden, eleganten Interiors. Die Bierbar „Punkraft“ in Kiew gehört sicher zu den spannendsten Rebellen in dieser Kategorie. In einem Gewölbekeller hat man sich für die Ästhetik der industriellen Bierherstellung entschieden: Edelstahl, Gitter und über der Bar eine Reihe Neonröhren. Gemütlichkeit entsteht dennoch, das Steingewölbe und die Holzbänke tun ihr Übriges. Sich verjüngen ohne die Herkunft zu verleugnen – auch bei uns gibt es immer mehr Bierbars und Brauereien, die das schaffen. Ein Beispiel dafür eröffnet unweit von Frankfurt in der hessischen Universitätsstadt Gießen. In einem sanierten, schlossähnlichen Postgebäude von 1863 startet eine bayrische Brauerei mit einem „Weissbräuhaus“ der neuen Generation, sogar mit eigener Bäckerei im Gastraum – ein Pilotprojekt. Ein klösterlich-puristisch gedachtes Raumkonzept mit hellen, süddeutschen Hölzern trifft hier auf Industrial-Charme, das Erbe des denkmalgeschützten Gebäudes.

Punkraft Bar in Kiew, Ukraine, Design von Ater Architects, Foto: Andrey Avdeenko und Yulia Tkachenko
© Benediktiner Weissbräuhaus
BRLO BRWHOUSE in Berlin, Foto: Seren Dal

Craft Beer: Biergläser für mehr Geschmack

Neue, verfeinerte Bierglasformen, sogenannte Bier-Sensorikgläser, kitzeln noch mehr Geschmack aus dem Gebrauten heraus. Gerade bei den unzähligen Craft-Beer-Sorten, die es mittlerweile gibt, sind diese Biergläser beliebt, denn durch ihre konzentriertere Führung des Bieres werden alle geschmacksrelevanten Bereiche der hinteren Zunge – wo Bitteres wahrgenommen wird – nahezu gleichzeitig angesprochen und lassen so ein komplexeres, volleres und gleichzeitig frischeres Mundgefühl entstehen. Außerdem liegen diese Biergläser noch komfortabler als viele Traditionalisten in der Hand und passen genau in das Designumfeld der neuen stylischen Bierbars und Mikrobrauereien.

1 Bierpokal von Rosenthal / 2 Stout-Bierglas von Zwiesel Glas / 3 Nachtmann Bierpokal / 4 Alessi Flaschenöffner

Diese aktuelle Generation der Craft-Beer-Gläser, von den Herstellern gemeinsam mit Craft-Beer-Braumeistern und Spezialisten der Bierbranche entwickelt, erinnert auf den ersten Blick an elegante Weingläser oder Pokale – Rosenthal legt dabei gekonnt Wert auf die typische Verjüngung nach oben, was eine stärkere Konzentration der Aromen bewirkt, ohne dass zu viel Kohlensäure verloren geht. Royaler, da aus geschliffenem Kristallglas, kommen die spülmaschinenfesten Biergläser von Nachtmann daher. Sie haben den gleichen Grad der Sensorik wie die etwas schlichteren Craft-Beer-Gläser, die man auch als Kraftbiergläser oder Stout-Biergläser anspricht. Letztere – hochwertige Beispiele gibt es von Zwiesel – garantieren dank konisch verlaufendem „Kamin“ und weiter Öffnung des Mundrands die optimale Aufnahme der Aromen über die Nase und direkte Weiterleitung des Bieres auf die Gaumenmitte. Hochwertig ist jetzt auch der Flaschenöffner: Die raffiniert geschwungene Variante von Alessi kann – Tatsache! – auch als Schnalle für einen Damengürtel eingesetzt werden.

Shoppen und Bier-Tasting

Weg vom Image der düsteren Bierkneipe sagten sich auch die Gründer der Craft Beer-Brauerei und Brennerei „The Depot“ in Reno/Nevada, wo modern reduziertes Design auf Industrial Chic trifft. Shoppen und Biertrinken? Das machen Craft-Beer-Pioniere wie die Mailänder Bierbar „Birrificio Italiano“ (Titelbild, Foto: Alberto Strada) vor, deren Gründer bereits 1996 mit einer Handwerksbrauerei an den Start gingen. Im designpreisgekrönten Bierbar-Restaurant gibt es das Gebraute auch zum Mitnehmen. Noch ein Geheimtipp, diesmal in Kopenhagen, einem europäischen Zentrum der Craft-Beer-Kultur: „Mikkeller & Friends“. Nachdem man dort in einer von nordischen Wäldern inspirierten Atmosphäre sein frisch gezapftes Bier getrunken hat, holt man sich nebenan im Bier-Shop von Craft-Beer-Brauer Mikkel Borg Bjergsø ein paar flüssige Souvenirs. In Frankfurt funktioniert die Bierbar „Naiv“ übrigens nach dem gleichen Prinzip – Craft Beer vom Fass, Restaurant, Bier-Shop – und interessante Bier-Tastings.

Mikkeller & Friends, Kopenhagen, Foto: Camilla Stephan
Mikkeller & Friends, Kopenhagen, Foto: Camilla Stephan
The Depot in Reno/Nevada, USA

Alkoholfreie Bierbars im Trend

Ernsthaft, eine Bierbar ganz ohne Alkohol? Absolut. Die ersten gibt es bereits. In Berlin das „Zeroliq“ oder die Londoner Bierbar „BrewDog AF“ der gleichnamigen schottischen Craft-Beer-Brauerei. Hier kündigt sich ein interessanter neuer Trend an – am Tresen alles ohne Alkohol, ob Biere, Destillate oder Cocktails. So etwas kommt nicht von ungefähr. Alkoholfreie, auch vegane Craft-Biere werden immer beliebter und der Fokus auf ein achtsameres und nachhaltigeres Leben verstärkt dies. Die junge „Generation 0,00 % Promille“ setzt Maßstäbe – und verändert in der nahen Zukunft vielleicht das Angebot vieler Bierbars weltweit. Im Ganzen ist es faszinierend zu sehen, welche beeindruckenden Bierbars die Craft-Beer-Bewegung bis heute hervorgebracht hat, ob mit oder jetzt verstärkt ohne alkoholische Karte. Das extravagante und sinnliche Interior Design dieser Bars verortet das Getränk Bier endgültig in die Liga des geerdet-exklusiven und bewussten Genusses.

Bier-Gadgets am Grill und im Garten

Apropos Bier-Gadgets. Unterwegs und draußen dürfen sie gern handfester sein. So lieben Outdoor-Fans die robuste
Lederschürze mit integrierter Bierflaschen-Halterung von Xapron. Ideal, wenn man beide Hände frei haben muss, etwa
beim Wenden von Steaks – oder auch beim Rasenmähen. Die Bierflasche wird aus der „Beer Box“ von Höfats gezogen,
auf der man auch sitzen kann und die abends als Feuerkorb für Lagerfeuerromantik sorgt. Geöffnet wird die Bierflasche
mit dem von Areaware designten Holz-Flaschenöffner, der einen gebogenen Nagel die Arbeit machen lässt. Bei großen
Gartenpartys ist der Flaschenöffner von CellarDine zu empfehlen, an dessen Magnet viele Kronkorken sauber haften.
Zuletzt das Grillgut mit etwas Bier ablöschen oder sich aus einem der neuen Bierrezeptbücher Ideen holen.

W&P Design
1 Flaschenöffner von CellarDine / 2 Multifunktionale Bierkiste von Höfats / 3 Areaware Flaschenöffner / 4 Bierflaschen-Halterung von Xapron

Bier und Spiele – die besten Biergeschenke

Was Bierliebhabern Spaß macht, lassen sie sich auch gern schenken. Mit einem kreativen oder lustigen Biergeschenk kann man selbst jene überraschen, die eigentlich schon alles haben. Bierseife im Bierglas, ein Bierglas-Puzzle oder Socken in der Bierdose, bei Luckies of London gibt es zahlreiche ungewöhnliche Ideen. Spaßgläser, eine Tradition aus den jahrhundertealten Trinkspielen, mischen als Biergeschenke noch heute jede Party fröhlich auf, beispielsweise, wenn man einen Bierstiefel oder etwa den „Beer Yard“ von Final Touch falsch ansetzt oder absetzt, dann wird der Trinker nämlich nass.

Luckies of London
Luckies of London
1 Beer Yard von Final Touch Glassware / 2 Hopside Down Glas von Final Touch Glassware / 3 Helvetiq Bier-Quiz / 4 Luckies of London Socken / 5 Trinkstiefel von Stölzle Oberglas

Sehr beliebt sind aktuell die Bierbrau-Komplettsets für jedermann. Nichts einfacher als das: Mit dem Set des Herstellers Braufässchen dürfte jedem Anfänger frisches Eigengebräu gelingen – in nur sieben Tagen sind fünf Liter neuartiger Biersorten mit exotischen Namen wie Indian Pale Ale, salziges Gose oder „Dunkles mit Kirsche“ trinkfertig.

Braufässchen