Ein Toast aufs Glas.

Gläser sind die schönste Nebensache auf einem Tisch und geben mit ihrer transparenten Optik doch ganz still und heimlich den Ton an: Wird die Stimmung klassisch, modern, elegant oder rustikal?

Gläserdesign ist eine Königsdisziplin: Man muss sie gerne in die Hand nehmen, sie sollen angenehm an den Lippen liegen, den Tisch schmücken und im Idealfall landet der Bordeaux genau auf dem richtigen Geschmacksrezeptor an der Zunge, wenn man daraus trinkt. Hohe Anforderungen, die das Spiel mit Formen, Farben und Schliff offensichtlich beflügeln. Denn egal, ob man sich in kleinen Glasbläser-Manufakturen oder im industriellen Bereich umschaut, formschöne Statements sind sie alle – und selbst, was auf den ersten Blick gewöhnlich wirkt, überrascht mit Haptik oder feinen Details.

Broste Copenhagen

Wer auf dem Tisch einen bestimmten Look kreieren möchte, egal ob in der Gastronomie oder zu Hause beim Dinner, denkt schon lange nicht mehr nur an Teller & Besteck. Auch bei den Gläsern wird verändert, probiert, ausgetauscht. Vom eleganten Feinschliff bis zum fröhlich bunten Cocktailglas, vom rustikalen Wasserglas bis zum Designstatement. Es wirkt so spannend, wenn besonders dünnes Glas zarte Linien zeichnet, wie die mundgeblasenen Wein- und Wassergläser mit Karaffe des jungen tschechischen Designers Martin Zampach für Deelive. Oder etwas dickwandigere Gläser, die sofort rustikale und unkomplizierte Stimmung vermitteln, mit kleinen Bläschen im Glas oder mit dunklen Farb-Akzenten, wie bei Broste Copenhagen.

Deelive

Glasdesigner sind fast schon Architekten

Sie streben in die Höhen, sie müssen ihre Funktion erfüllen, aus vielen Perspektiven ästhetisch wirken und auch noch im Alltag bestehen, wie gut konstruierte Gebäude. Doppelwandige Thermogläser und -becher sollen Getränke natürlich in erster Linie kühlen oder warm halten, der optische Effekt ist aber ebenso beeindruckend, denn der Inhalt scheint zu schweben. Aber auch ohne Thermoglas gibt es schöne Entwürfe von technisch wirkendem Glasdesign mit geraden Linien, Geometrie und im Labor-Style.

1 Jenaer Glas // 2 Kinto // 3+4 Ichendorf Milano // 5 BY:ATM/Charles & Marie // 6 Nude

Vorbild Natur: wie Eiskristalle

Wie bei Geschirren ist der Handmade-Charakter auch bei Gläsern gerade aktuell: Unregelmäßige Struktur-Oberflächen, die dem Glas einen Look geben, als wäre es im Tiefkühlfach entstanden, eingeschlossene Bläschen, die in der Glasbläserkunst eigentlich als Fehler gelten und in einem Arbeitsschritt geläutert werden, sind ein absichtliches Design-Element und sorgen für Individualität.

Toyo Sasaki
La Rochère
1 Leonardo // 2 IVV – Industria Vetraria Valdarnese // 3 Vicara

Erdfarben, Rauch und Bernstein

Auch Naturtöne, vor allem aus der rauchigen Farbpalette bis hin zu Bernsteinfarben, sind in Bars von Paris bis Tokio angesagt. Dunkle Gläser stehen für lässigen Bar-Look und coole Attitude – mal davon abgesehen, dass dies auch in privaten Haushalten eine schöne Art ist, ein Glas Wasser zu trinken.

Nordal
1 Dibbern // 2 Ichendorf Milano
Onshus
LSA International

Mondän geschliffen und mit etwas Sparkle

Ein klares Revival erleben Gläser im antiken Murano-Stil, die nicht mehr nur Vitrinen sondern endlich auch wieder Tische schmücken und – gerne auch im Alltag – benutzt werden wollen. Ebenso elegant: Gläser und Karaffen mit Wabenstrukturen und feinem Schliff, die luxuriös wie Parfum-Flakons aussehen und im angesagten Mix-and-Match auf dem gedeckten Tisch auch wunderbar neben einfachem Steingut wirken. Die Karaffe von Rückl mit Trinkbecher als Deckel schmückt den Tisch optisch wie eine elegante Vasen.

1 Lene Bjerre // 2 Aerts // 3 Rückl