Mehr als nur ein Drink.

Das Cocktailglas ist beinahe so alt wie das Mischgetränk selbst. Aber worauf kommt es 2017 eigentlich an? Welche Designs begeistern uns jetzt, und geht es hier wirklich immer nur um die Optik? Von minimalistisch bis aufwändig verspielt, der Fantasie scheinen keine Grenzen gesetzt.

Man sieht Produkte verschiedener Hersteller. Links im Bild ist Glas von Aida zu sehen. Daneben befindet sich ein Glas von Bohemia Cristal. Rechts im Bild erkennt man ein Glas von Steklarna Rogaška, unten links ein Glas von Spiegelau. Rechts unten ist ein Glas von Nude zu erkennen.

  • Cocktailgläser von:
  • 1 Aida
  • 2 Bohemia Cristal
  • 3 Steklarna Rogaška
  • 4 Spiegelau
  • 5 Nude

Es war einmal ein Mischgetränk …
Das Wort Cocktail taucht etwa um 1800 zum ersten Mal im englischsprachigen Raum rund um die amerikanische Ostküste herum auf und bezeichnet ursprünglich ein die Sinne stimulierendes Mischgetränk aus Alkohol, Zucker, Wasser und Bitters. Sein „goldenes Zeitalter“ erlebt der Cocktail gegen Ende des 19. Jahrhunderts. Zu dieser Zeit entstehen auch die ersten Rezeptsammlungen, die vornehmlich aus den USA heraus ihren Weg in die Welt finden. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts wird das Wort „Cocktail“ dann zum Oberbegriff alkoholischer Drinks mit mehreren Zutaten. Schon damals war die richtige Präsentation des Drinks das A und O. Die sogenannte Cocktailschale (franz. Coupette) etabliert sich schnell zum Standardgefäß. Dabei handelt es sich um ein Stielglas, oben flach und bauchig, das einer Sektschale ähnelt und vom Volumen etwas kleiner ist als ein Martiniglas. Heute existieren beinahe so viele verschiedene Gläsersorten, wie es Cocktails gibt. Egal ob Tumbler, Cognac-Schwenker, Punschglas oder Sektflöte, beim Servieren dreht sich alles um die Details. Grundregel Nummer eins für alle Barkeeper und Genießer: Jedes Glas wird nur einmal verwendet. Dazu sollte es beim Einschenken trocken, sauber und im besten Fall gekühlt sein. Zusätzlich kommt es auf die passende Deko an. Das klassische Glas mag kunstvoll geschwungen sein und manchmal ein typisches Kristalldesign aufweisen, in jedem Fall aber ist es durchsichtig, sodass Orangenzesten, Zitronen, Cocktailkirsche, Eis und Co. ebenso zur Geltung kommen wie der meist bunte Drink selbst. Anders gesprochen: Das harmonische Zusammenspiel der einzelnen Komponenten sorgt hier schon für den halben Genuss.

geometrisch-farbglas-design-bunt-longdrink

  • Cocktailgläser von:
  • 1 Arnstadt Kristall
  • 2 Anton Studio Designs
  • 3 Dibbern
  • 4 Waterford
  • 5 Nachtmann

Der Sache Farbe verleihen: Buntes Glasdesign
So zeitlos schön das klassische Cocktailglas sein mag, auch ihm tut hin und wieder eine kleine Frischekur gut. Ein aktueller Trend ist buntes Glas, wodurch das Gefäß selbst viel stärker in den Fokus rückt. Dabei kommt es vor allem auf die feinen Nuancierungen an. Selten ist das Glas ganzheitlich und nur in einem Ton gefärbt. Vielmehr setzen Hersteller und Manufakturen auf Farbverläufe, geometrische Flächen und geschickte Marmorierungen, damit wir den Inhalt hinter dem aufregenden Design auch weiterhin erahnen können. In der Kombination mit Gold lässt ein dreidimensionaler, geometrisch angelegter Schliff die ruhmreichen 20er wieder aufleben. Fast so, als würde uns der große Gatsby höchstpersönlich zuprosten.
Zurück in die Gegenwart katapultieren dagegen auffällige Longdrinkgläser wie die von Dibbern. Das mundgeblasene und handgeschliffene Zweischichtglas der Charleston Kollektion entsteht in einem aufwändigen Herstellungsverfahren, bei dem Klar- und Farbglas durch eine bestimmte Technik der Glasbläserei untrennbar miteinander verschmelzen. Das verdichtete Spiel aus transparenten und schwarzen, blickdichten Ringen verwandelt schließlich jeden Drink zu einem echten Hingucker. Wen interessiert da schon noch das Dekor, hier spricht das Glas bereits ganz für sich allein.

futuristisch-minimalismus-trend-glasform-dancing-tumbler

  • Cocktailgläser von:
  • 1 Rona
  • 2 LSA International
  • 3 Eva Solo
  • 4 Durobor
  • 5 Schott Zwiesel

Futuristischer Minimalismus. Understatement par excellence.
Wer es weniger auffällig mag, dem dürfte der zweite große Design-Trend gelegen kommen. Hersteller und Manufakturen zelebrieren den Minimalismus und treiben ihn durch feinstes dünnwandiges Glas und klare, geradlinige Formen auf die Spitze. Hier dreht sich alles um edles Understatement, das irgendwo zwischen James Bond, Stanley Kubrick und Futurismus changiert. Statt opulenter Formen oder knalliger Farbeffekte präsentiert sich das Glas in seiner ganzen Reinheit und lässt dadurch gleichzeitig dem Drink den Vortritt. Ein wahrer Gentleman wenn man so will. Trotzdem nicht ohne Ecken und Kanten. Man könnte auch sagen, 007 in Glasform. Darin liegt bei diesem Design der besondere Twist. Mal ist es ein diagonal verlaufender Trinkrand am Martiniglas wie bei Eva Solo, mal sind es kubistisch anmutende Mattglas-Ringe wie bei Durobor, die fast ein wenig an Eis erinnern. Andere Gläser wie der „Dancing Tumbler“ von Schott-Zwiesel sorgen dank des rundlich geschliffenen Bodens für reichlich Dynamik und Bewegung, während andere wieder auf festem Sockel stehen, wenn zum Beispiel ein massiver Boden auf dünnwandiges Kristall trifft. An ihnen hätte auch Don Draper, als passionierter Old Fashioned-Trinker, seine wahre Freude.

kupfer-kunst-funktion-optik_1

  • Cocktailgläser von:
  • 1 Moser
  • 2 Libbey
  • 3 Jeray Original Products
  • 4 Baci Milano
  • 5 Kosta Boda

Auffällig bis expressiv. Die Kunst am Glas.
Was macht einen Mai Tai noch authentischer? Wodurch behält ein Wodka-Drink auch über einen längeren Zeitraum die ideale Temperatur? Bis vor Kurzem waren es eher die klassischen Cocktailbars, die sich mit diesen Fragen auseinandersetzten und das Design ganz in den Dienst des Drinks stellten. Inzwischen hat aber auch der allgemeine Ausschank die Feinheiten des Trinkgenusses erkannt. Funktion trifft Optik, so ließe sich das Ganze wohl am besten zusammenfassen – und nicht selten geht es dabei sogar richtig expressiv zu. Das Glas im Look einer Aztekenmaske gehört zu den eher obligatorischen Stücken im Regal, und auch der kupferfarbene Edelstahlbecher für Wodka-Drinks aller Art hat mittlerweile einen festen Platz in den Szenebars gefunden. Sein Vorteil: Schimmerndes Edelstahl trifft nicht nur den Nerv der Zeit, die Becher eignen sich vor allem auch ideal dazu, die Temperatur des Drinks zu halten. Damit wäre das kreative Potenzial aber noch längst nicht ausgeschöpft.
Damenhaft bis königlich wird es unter anderem dank der taupe- bis milchfarbenen Mattglas-Serie von Baci Milano. Hinter dem undurchsichtigen Acryl bleibt der Inhalt zunächst ein wohlgehütetes Geheimnis. Auch aus diesem Grund passen die barocken Stilelemente hier besonders gut. Schon Ludwig der XIV. wusste schließlich, wie effektvoll das Spiel mit der Wahrnehmung sein kann. Eher amorph wirkt dagegen das Design von Moser und Kosta Boda. Mal erinnert mattes Glas durch filigrane schwarze Schraffurflächen an massives Gestein, mal wabern nebulöse Farbschlieren im Inneren des Materials umher. So wird schließlich jedes Stück zum Unikat und der Drink zum Erlebnis für alle Sinne.

bar-zenzakan-parlour-sous-vide-the-fumoir-frankfurt

  • Bars:
  • 1 The Fumoir
  • 2 Zenzakan
  • 3 The Parlour

Das gewisse Etwas: Bar-Tipps für anspruchsvolle Genießer
Wen in Frankfurt das perfekt abgestimmte Erlebnis aus Geschmack und Präsentation lockt, der ist vor allem bei zwei Adressen richtig. Das Zenzakan ist Frankfurts exklusiver Pan-Asian Supperclub, dessen Bar nicht nur durch einzigartig opulentes Design besticht, hier bieten sich dem neugierigen Gaumen auch ausgefallenste Cocktails. Beim Parlour dreht sich dagegen alles um stilvolle Zurückhaltung. Qualität steht hier ganz klar im Fokus und trifft dabei auf absolutes Knowhow. Jeder Drink entpuppt sich hier schnell als ausgeklügeltes Gesamtkonzept. Das Team setzt dabei ganz auf Sous-vide und entwickelt mit dieser Technik feinste flüssige Köstlichkeiten, die sich auch schon mal aus bis zu 18 verschiedenen Gewürzen zusammensetzen können. Damit diese Genussvielfalt richtig zur Geltung kommt, verzichtet man hier bewusst auf massives Glas-Design, das eher ablenkt und ohnehin längst zum omnipräsenten Standard geworden ist. Stattdessen wird in einem hauchdünnen Glas serviert, das den Genuss – auch durch die hervorragende Thermik – zusätzlich noch unterstreicht. Der Erfolg gibt dem Konzept Recht.
Globetrotter, die das ganz besondere und hochwertige Geschmackserlebnis suchen, sollten das „The Fumoir“ im Londonder Stadtteil Mayfair besuchen. Die Bar im Stil der 30er Jahre nimmt ihre Besucher nicht nur mit auf eine kleine Zeitreise, sie versüßt sie ihnen auch gleich noch mit einer ungeahnt vielfältigen Auswahl edelster Tropfen – darunter auch 200 verschiedene Champagner-Sorten.