Drei Produkte der Trend-Collagen auf regenbogenfarbenem Hintergrund.

Wo Trends Gestalt annehmen.

Unverzichtbar und handfest: Als bewährte Institution zeigen die Ambiente Trends Jahr für Jahr die entscheidenden Styles und Themen, die die kommende Saison maßgeblich bestimmen werden. Mit ihren treffsicheren Aussagen dienen sie vor allem dem internationalen Handel als zuverlässiger Kompass durch die Welt der Konsumgüter. Wie aber nutzen Hersteller*innen und Designer*innen die Ambiente Trends für ihre Arbeit? Wir haben bei zwei Marken nachgefragt, die für ihre besonders zeitgemäßen und authentischen Kollektionen bekannt sind: Broste Copenhagen und Klatt Objects.

 

Handwerklichkeit steht im Zentrum der Ambiente Trends 24+. Sie entfaltet als große Gegenbewegung zur fortschreitenden Digitalisierung ihre vielseitigen Facetten in drei markanten Stilrichtungen: In AURA OF PROGRESS_visionary + elemental, QUALITY OF SILENCE_pure + familiar, und SPIRIT OF CRAFT_bold + poetical treffen Nachhaltigkeit, Wärme und Stille auf unerwartete Neuschöpfungen und Designikonen. Unabhängig ermittelt werden die Ambiente Trends vom international renommierten Stilbüro bora.herke.palmisano, das die relevanten Designströmungen für die Produktbereiche Dining, Living, Giving und Working überträgt.

Detlef Klatt, Gründer & Designer von Klatt Objects © Rosetime
Kristina Dam, Brand & Design Director, Broste Copenhagen © Broste Copenhagen

Ein besonderes Highlight während der Ambiente ist die aufwendige Präsentation, die die jeweiligen Styles mit den Produkten der Aussteller*innen in inspirierenden Showcases umsetzt. Detlef Klatt, Gründer der Marke Klatt Objects, schätzt die Art der Produktzusammenstellung sehr: „Das stilbüro zeigt wunderbar anschaulich, wie die aktuellen Trends konkret umgesetzt werden können. Wenn meine Kund*innen auf der Messe nicht schon dort waren, empfehle ich ihnen, sich hier Inspirationen zu den aktuellen Themen zu holen – quasi wie ein Rezept. Das ist sehr bereichernd“.

Ähnlich sieht das Kristina Dam. Sie ist als Brand & Design Director von Broste Copenhagen für die kreative Ausrichtung und das Produktdesign der dänischen Marke verantwortlich. „Die Trendpräsentation liefert eine wunderbare Vorlage dafür, wie Produkte präsentiert werden können. Besonders schätze ich, dass die Besucher*innen in diesem Kontext entdecken, welche Kollektionen noch zu uns passen. Das ist wie ein Lift für unsere Marke“, erläutert Dam.

Vasen von Klatt Objects in der Trendpräsentation der Ambiente 2023 © Klatt Objects
Waren u.a. in der Trendpräsentation der Ambiente 2023 zu sehen: 1 Vase SIMI // 2 Vase MELL // 3 Rotweinglas STRIPE // 4 Dekoplatte LILJA // 5 Fächer IBI // 6 Teller PESCE © Broste Copenhagen

Design direkt aus dem Herzen

Bei der eigentlichen Entwicklung ihrer Kollektionen lassen sich Dam und Klatt weniger von externen Trendprognosen leiten. Die Dänin erklärt wieso: „Natürlich schaue ich, was in der Designwelt oder auf den sozialen Kanälen passiert. Aber im Grunde konzentriere mich auf die Gefühle und Eindrücke, die ich von meinen eigenen Recherchen und Reisen mitbringe. Diese setze ich dann gemeinsam mit meinem Team um. Daher kommt das Design für Broste Copenhagen – wenn man das so sagen kann – direkt aus unseren Herzen. Das macht es sehr authentisch“, erklärt Dam. Dieser Ansatz spiegelt sich auch in der kommenden Kollektion wider: „2024 geht es bei uns viel um das leichte, südländische Lebensgefühl, das ich in Südamerika erlebt habe. Diese positiven Erinnerungen haben wir in neuen Mustern festgehalten, die eine spannende Symbiose mit unseren skandinavischen Wurzeln eingehen“. Ihre Kollektionen entwickelt sie übrigens rund eineinhalb bis zwei Jahre bevor diese auf der Ambiente gezeigt werden. „Das ist ein langer Vorlauf, daher ist es für uns immer interessant zu sehen, inwieweit wir mit unseren Neuheiten auf einer Linie mit den aktuell ermittelten Trends liegen.“

Südländisches Lebensgefühl © Broste Copenhagen
Aktuelle Kollektion © Broste Copenhagen

Blick aufs große Ganze

Detlef Klatt arbeitet in seiner Produktentwicklung wesentlich dichter am Messetermin. Seine handgefertigten Eigendesigns produziert er in kleinen Manufakturen auf den Philippinen, was ihm eine hohe Agilität verleiht: „Ich entwickle in der Regel sehr zeitnah zur Ambiente. Das gibt mir nicht nur die Möglichkeit, die Serien gezielt auszuwählen, die ich für die Trendpräsentation einreiche, ich kann auch gegebenenfalls meine laufende Kollektion passend zu den aktuellen Trends erweitern. Das ist dann schon ein toller Effekt, wenn meine Kund*innen von den Trends kommen und ich ihnen weitere Neuheiten dazu präsentieren kann.“ Als genuine Informationsquelle nutzt er die großen Trendreports weniger: „Meine Inspirationen sind sehr persönlich und kommen aus der Natur, von meinen Reisen sowie aus Japan, das viele Jahre eine Art zweite Heimat für mich war. Dazu führt die langjährige, sehr enge Zusammenarbeit mit den Manufakturen, Künstler*innen und Kunsthandwerker*innen auf den Philippinen immer wieder zu ganz neuen Kreationen“, berichtet der Designer.

Serie Calix © Klatt Objects
Vase Rhizom © Klatt Objects

Wie Kristina Dam schätzt auch Detlef Klatt den wahren Wert der Ambiente Trends im Hinblick auf das große Ganze: „Sie sind eine gute Bestätigung, ob ich auf dem richtigen Weg bin, was die generellen Strömungen angeht.“ Oft sehe er sich bestätigt, manchmal entwickeln sich aber auch interessante neue Aspekte – vor allem aus der Fortentwicklung der längerfristigen Trends. „Ein Beispiel ist das Motiv des Objekthaften, das sich sichtbar durchzieht und mich inspiriert hat, mich diesem Bereich stärker zu widmen.“ Das Ergebnis ist unter anderem die Calix-Serie sowie die Vase Rhizom, die mit dem German Design Award 2024 ausgezeichnet wurde.

1 Restaurant ÄNG designed by Norm Architects, photo Jonas Bjerre-Poulsen 2 Hatch – eggshell pendant lighting design by Bodin Hon + Dilara Kan, Studio Yellowdot, photo Ali Gulsener 3 Detail: Soft Spot Armchair by Bly Studio 4 Basao Tea Cup by Norm Architects, photo Sandie Lykke Nolsøe 5 Basao Tea Cup by Norm Architects, photo Sandie Lykke Nolsøe 6 MCO 3 – PORTOBELLO by Julie Richoz, Mattiazzi, photo Gerhardt Kellermann 7 Africa by Francisco Gómez Paz, Vibia, vibia.com, photo Courtesy of Vibia 8 PEEL Chair by Prowl Studio, photo Noah Webb 9 Bouboulita by Simoneloo for Volume Ceramics ©Volume Ceramics 10 Acacia by Malgorzata Bany | MBANY LTD info@mbany.co.uk, malgorzatabany.com 11 Restaurant ÄNG designed by Norm Architects, photo Jonas Bjerre-Poulsen 12 Necklace Sterling Silver Six Seeds 2022 by SIMONA DENICOLAI, Maison Commun, photo Miguel Rózpide 13 Earrings Sterling Silver One Seed – Beechnut – Squash 2023 by SIMONA DENICOLAI, Maison Commun, photo Miguel Rózpide 14 MCO 3 – PORTOBELLO small by Julie Richoz, Mattiazzi, photo Gerhardt Kellermann

Die Ambiente Trends 24+

Auch 2024 werden Dam und Klatt eine Produktauswahl für Ambiente Trends 24+ einreichen. „Mit Broste Copenhagen sehen wir uns recht deutlich in dem erdigen, ruhigen und nachhaltigen Thema. Hier erkennen wir viele Aspekte, die zu uns passen: das Besondere im Einfachen, die positiv stimmende Farbwelt und die Wertschätzung von Materialien und Ressourcen“, erläutert Dam. Auch Klatt findet sich in den Ambiente Trends 24+ wieder: „QUALITY OF SILENCE_pure + familiar trifft recht klar meine Marken-DNA, aber das Wesen meiner Sammlerstücke ist durchaus komplex. Daher passen einige meiner Serien in verschiedenen Themen. Meine objekthaften Designs etwa harmonieren sehr gut mit den Aspekten der Handwerkskunst, modernen Ästhetik und Flexibilität der sich wandelnden Lebensumstände, die SPIRIT OF CRAFT_bold + poetical thematisiert.“

Das Besondere im Einfachen © Broste Copenhagen

1 KERMAN, FARAH, TORE, e15, photo Ingmar Kurth Norigae f oor stand by WKND Lab, photo OA studio SHIFT project by Form Us With Love for Samsung Nordics, www.formuswithlove.se Semiton by García Cumini, 2023 Arper 5 Stained Glass Floor Light 129 by Maarten De Ceulaer, photo Adriaan Hauwaert 6 “Mr LOVESEAT” by Patricia Urquiola, 2023, Moroso 7 Drei Gefässe by dorothee wenz 8 Lyra by Anna Sykora, photo Tanja_Fügener 9 LOEWE Chairs Collection, Salone del Mobile 2023, photo A.P. 10 SHIFT project by Form Us With Love for Samsung Nordics, www.formuswithlove.se 11 Esquisses collection by Faye Toogood, Maison Matisse, photo © Genevieve Lutkin 12 Doodle 202241 by Maya Leroy, photo Amir Farzad 13 Becher LaRobe by Anna Sykora, photo Tanja_Fügener 14 Stool by Lola Montes, Nilufar, photo Filippo Pincolini 15 obiwa by Yanobi, Maruyoshi Kosaka, photo Mariko Taya 16 MANGIAFUOCO – Coffee tables and centerpiece trays by Zanellato/Bortotto, 2023, Moroso

Die Poesie des Handwerklichen © Klatt Objects

Die Entscheidung, welche Produkte tatsächlich in der großen Trendpräsentation im Foyer der Halle 4.1 zu sehen sind, trifft das stilbüro bora.herke.palmisano eigenständig. Diese Unabhängigkeit begrüßen die Unternehmen der Ambiente, wie auch Klatt resümiert: „Schlussendlich ist es eine gute Bestätigung für die Einkäufer*innen, wenn sie sehen, dass ihre Anbieter für die Trends ausgewählt wurden. Damit wissen sie, dass sie richtig liegen.“

1 Sisu Nr 1 orange mirror 05 by Studio Rik ten Velden, photo Rik ten Velden 2 POIKILOS a show by Objects of Common Interest by Nilufar Depot, curated by Studio Vedèt, photo Ruy Teixeira 3 Ref ecting Holons by Martens & Visser, photo Boudewijn Bollman 4 Moooi X EveryHuman Room Fragrance 5 Moooi X EveryHuman Room Fragrance  6 IGNORANCE IS BLISS Porcelain Tableware Collection by Studio Agne, photo Agne Kucerenkaite Instagram @agne.kucerenkaite 7 fragmented landscape by Yuko Sakamoto, engineer Yoichi Sakamoto, 9+1 Design Studio, photo Yuko Sakamoto  8 Aqua Lilium Coral, Ansteckschmuck by JIL KOEHN, photo Jil Köhn  9 Cleft Chair (Gold) by Max Lamb, photo Courtesy of Thomas Joseph Wright Penguins Egg Ltd for Gallery FUMI 10 POIKILOS by Objects of Common Interest, Nilufar Depot, Photo Filippo Pincolini 11 Mountaintopia, Ansteckschmuck by JIL KOEHN, photo Jil Köhn 12 KIRUNA, FeVita by Aisin Takaoka 13 ERMIS by The New Raw ©Michele Margot 14 Jewellery by Liyun Yu, photo Liyun Yu 15 Lichtmoment 1 by Helmut Frerick, photo Helmut Frerick 16 Detail: DOBLE by Patricia Urquiola, Glas Italia, www.glasitalia.com, photo Paola Pansini