Sieben lilafarbene Balken

Ambiente Trends 23+

Wie reagieren Gesellschaft, Design, Kunst, Architektur und Kultur auf die aktuellen Herausforderungen? Und wie manifestiert sich dies in der Gestaltung von Wohn- und Arbeitsumgebungen? In bewegenden Zeiten wie diesen zeigen sich Trends besonders wegweisend. Für die Ambiente hat das Stilbüro bora.herke.palmisano aus den teils stark divergierenden Strömungen drei prägnante Themen ermittelt – die Ambiente Trends 23+.

 

„Wie können wir in unruhigen Zeiten den Sinn fürs Schöne und Außergewöhnliche, für gute Gestaltung und eine angenehme Lebensumgebung stärken, ohne die Welt auszublenden?“ Diese Frage schickte das Stilbüro bora.herke.palmisano ihrer Trendrecherche voraus. Gefunden hat das Designteam kraftvolle Wohnthemen, deren Antworten durchaus unterschiedlich ausfallen. Angefangen von der Lust am Unbekannten über die besänftigende Kraft der Natur bis hin zur Leidenschaft für Designikonen.

 

unknown beauty_strange + gracious

Aufbruch in neue Sphären: Das Unerwartete, Neue und Überraschende hält Einzug in unsere vertraute Umgebung. Konvergierende Techniken, unwirklich-wirkliche Formen und Oberflächen treffen auf eine spannende Mixed Reality-Ästhetik. Zentraler Impuls für dieses außergewöhnliche, teils exzentrische Wohnthema ist die ungebändigte Sehnsucht nach neuen und ganzheitlichen Erfahrungen.

1 Depot Boijmans Van Beuningen, Photo Ossip van Duivenbode / 2 Paper Sculpture by Studio Kuniko Maeda, Photo Kuniko Maeda / 3 Paper Sculptures by Studio Kuniko Maeda, Photo Kuniko Maeda / 4 DOME NOMAD by Brokis © Martin Chum / 5 Puffer armchair and footstool by Philippe Malouin for SCP / 6 Fungus series by David Valner Studio, Photo Tereza Valnerova / 7 Dangling Mirror by A+N / 8 GRAPY GREY COTTON by © Gan Rugs / 9 Holographic Drip Earrings by Inna Monastyrna for Jam Inc Jewelry, Photo Inna Monastyrna / 10 Fungus vase by David Valner Studio, Photo Tereza Valnerova / 11 Grotto Console by Chris Schanck, Photo Courtesy of Friedman Benda and Chris Schanck / 12 Puffer armchair by Philippe Malouin for SCP / 13 Morf Sculpture by ferm LIVING / 14 Recovered vases by David Valner Studio, Photo Tereza Valnerova / 15 Oasis pedestal by Lumiere Bricoleur, Photo Jesper Drejer Rundt / 16 Eclipse pedestal by Lumiere Bricoleur, Photo Jesper Drejer Rundt / 17 TAFLA O1 Sapphire Gradient Collection by Zieta Studio / 18 ENOKI METALL by Philipp Mainzer for e15 / 19 Glass sculpture by Stine Bidstrup Studio, Photo Dorte Krogh and Stine Bidstrup / 20 Glass sculpture by Stine Bidstrup Studio, Photo Dorte Krogh and Stine Bidstrup / 21 Grotto Console by Chris Schanck, Photo Courtesy of Friedman Benda and Chris Schanck / 22 t.e. 234 the lucent collection by Carole Baijings Studio for Design in collaboration with Phygital Studios, Photo Thomas Eyck / 23 Manoa by Sebastian Herkner for Zwiesel Glas, Photo Florian Eichinger / 24 Jazz Coupe by Nina Nørgaard, Photo Irina Boersma / 25 Simple Coupe by Nina Nørgaard, Photo Irina Boersma / 26 Beetle Stools by Daan De Wit / 27 BLANKENAU Coffee Table by Lukas Wegwerth, Photo Courtesy of Thomas Joseph Wright Penguins Egg Ltd for Gallery FUMI

In Gestaltungen, die alle Sinne ansprechen, entfaltet sich eine bezaubernde, unkonventionelle Anmut mit überraschenden Neuschöpfungen. Die kunstvollen Objekte, Designs und Farben entziehen sich herkömmlichen Kategorien – und zelebrieren mit Leidenschaft die Schönheit des Unbekannten, Aufregenden und Flüchtigen. Die Glasserie Manoa von Sebastian Herkner für Zwiesel Glas (Collage 1 / Nr. 23) transportiert diese Idee. Das handgefertigte Set von Karaffe und Gläsern besticht durch eine fließende Form, die die Bewegung des Wassers feinsinnig in optische und haptische Reize übersetzt.

Gläser und Karaffe Manoa von Sebastian Herkner für Zwiesel Glas / Foto: Florian Eichinger
Kaffeetisch Blankenau von Lukas Wegwerth / Foto: Thomas Joseph Wright Penguins Egg Ltd for Gallery FUMI

Farblich begegnen wir einem anregenden Wechselspiel aus intensiven und extravaganten Tönen mit lieblichen und anmutigen Nuancen von Hot Magenta bis Mellow Sky. Besonders reizvoll zeigt sich die kreative, betont experimentelle Handhabung der Farbe. Die Töne erscheinen transparent, schimmernd und satiniert. Regenbogen-, Glossy- und Wet-Look-Effekte befeuern den Eindruck des Unwirklich-Wirklichen und lassen uns Bekanntes neu erleben. Nicht von dieser Welt wirkt etwa der Blankenau Coffee Table mit seiner azurblauen Tischplatte. Mit seiner ungewöhnlichen Konstruktion bewegt sich das Konzeptmöbel von Lukas Wegwerth zwischen Kunst und Design (Collage 1 / Nr. 27).

Überraschend und auf ungewohnte Weise werden auch die Materialien eingesetzt. Die faszinierenden Experimente reichen von mythischen Formen und Oberflächen, die etwa die Grotto Console von Chris Schanck (Collage 1 / Nr. 21) zeigt. Besondere Bedeutung gewinnt in diesem Kontext auch das Spiel von Licht und Schatten sowie die bewusste Auflösungen der Grenzen zwischen digital und analog.

Was ist wirklich, was unwirklich? Gibt es einen Unterschied – und spielt dieser überhaupt noch eine Rolle? unknown beauty_strange + gracious fordert mit Lust die Grenzen unserer Vorstellungskraft heraus. Die Stilwelt will überraschend anders sein und darf auch dementsprechend unkonventionell präsentiert werden.

Formen neu gedacht: Grotto Console von Chris Schanck / Foto: Friedman Benda
 

calming nature_careful + pleasant

Bewusst, sanft, angenehm: calming nature_careful + pleasant ist ein zeitgemäßer Wohntrend, der für tiefe Verbundenheit und den Wunsch nach einer neuen Beziehung zwischen Mensch und Natur steht. Minimalistisch gehaltene Wohn- und Arbeitsatmosphären laden zum Durchatmen ein und strahlen gleichzeitig eine erfreuliche Vitalität aus. Ins Auge fallen das biophile Design und die klare, ruhige Formensprache in Kombination mit einer angenehmen Farbpalette.

 

Blue Tree by Blast Studio, Photo Blast Studio / CMA CLAY by Cecilie Manz for 1616/arita japan, Photo Jeppe Sørensen / Perfect Imperfection cutlery by Roos Van De Velde for Serax / Petites Coral Lamp by Blast Studio, Photo Blast Studio / Flou Mirror by Ronan & Erwan Bouroullec, Photo Arnaud Maillard Courtesy Galerie kreo / Cabinet of Curiosities by Blast Studio, Photo Blast Studio / Agave Chandelier by Etienne Marc. FAR 22 curated by Studio Vedet and commissioned by Nilufar Gallery, Photo Aurélien Mathis / From used coffee cups to living furniture by Blast Studio, Photo Blast Studio / Banco Taipa by Domingos Tótora, Photo Domingos Tótora / 10 Bruno armchair by Ilse Crawford & Oscar Peña for SCP / 11 SIMOON high table by Patricia Urquiola for Glas italia, Photo Paola Pansini / 12 Coral Toot by Tina Vlassopulos, Photo Mike Abrahams / 13 Turquoise Vessel by Tina Vlassopulos, Photo Mike Abrahams / 14 Mokkakanne by LEONARDS SILBERSCHMIEDE, Photo Beate Leonards / 15 „Verborgen“ Brooch: pink opal, resin, pigment, stainless steel, © 2020 by Julia Obermaier / 16 EN Collection by Cecilie Manz for Maruni. Photo MARUNI, Yoneo Kawabe / 17 leftover synthesis chairs by Simon Gehring Lab, Photo Ingmar Kurth / 18 SOAP Table by Sabine Marcelis, Etage Projects, Photo Pim Top / 19 Farewell to Reason 06 by Nathan Yong Design, Photo Nathan Yong Design / 20 Bowls and Cup by AdditiveCeramics / 21 Oak Vessel 17, 2022 by Konrad Koppold. Courtesy of the LOEWE FOUNDATION / 22 Esculturas Âmago by Domingos Tótora, Photo Domingos Tótora

 

Eindrücklich eröffnet calming nature_careful + pleasant neue Konzepte und Perspektiven für den bewussten Umgang mit unserer Lebensumgebung. In einer zukunftsweisenden Symbiose von Kunst, Handwerk und Technologie entstehen ungewöhnliche Ansätze und Lösungen für den nachhaltigen Einsatz von Ressourcen. Der besondere Blick ruht zum einen auf Abfallmaterialien. Blast Studio etwa lässt im eigens erstellten Algorithmus zufällig wachsende Unikate entstehen. Das Material für das 3-D-Druckverfahren gewinnen die Macher aus Stadtmüll (Collage 2 / Nr. 4). Zum anderen liefern die Lebenszyklen der Natur zentrale Inspirationen für eine naturhafte Gestaltung. Typisch sind lebendig wirkende Materialien wie Holz oder Ton, geologisch anmutende Muster und organische Formen wie sie bei den Skulpturen aus Recyclingmaterial von Domingos Tótora (Collage 2 / Nr. 22) zu sehen sind.

Von der Natur inspiriert: Petites Coral Lamp von Blast Studio / Foto: Blast Studio
Werden aus Recycling-Materialien hergestellt: Âmago Skulpturen von Domingos Tótora / Foto: Domingos Tótora

Das sinnliche Erleben, das Touch & Feel, spielt eine wesentliche Rolle. Die Oberflächen werden bewusst sanft und geschmeidig oder rau und porös gehalten. Die so entstehende hyper-sinnliche Haptik schafft eine intuitive Verbundenheit mit unserer Wohnumgebung. In Ergänzung dazu entfaltet die Farbpalette eine zutiefst beruhigende Wirkung. Prägend zeigen sich natürliche Nuancen in zarter Pigmentierung, die besonders sanft und angenehm anmuten. calming nature_careful + pleasant inspiriert mit sensiblen Lösungen und Ideen zur Schaffung angenehmer Lebensumgebungen. Neben der Wohnraumgestaltung profitiert vor allem die Entwicklung zeitgemäßer Arbeitsumgebungen von der ruhigen und fokussierten Formensprache. Sitzmöbel und Tische konzentrieren sich auf das Wesentliche. Leuchten mit biophilem Licht verleihen Arbeitswelten eine naturhafte Atmosphäre. Dabei werden Dualismen zwischen einer modernen, Technologie-getriebenen Lebensweise und der Natur sanft, aber nachhaltig aufgelöst. Das Zarte, Behutsame entwickelt dabei eine ungeahnte vitale Kraft. Selten war Minimalismus so lebendig.

 

lasting ideas_passionate + evocative

Leidenschaft für das Bleibende: Kraftvoll und plakativ ruft dieser kühne Wohntrend die Ideen herausragender Designikonen wach und verdichtet sie zu spannenden Lösungen für das Hier und Heute. Das ausgeprägte designhistorische Bewusstsein richtet dabei den Blick gezielt nach vorne. Unvergängliche Klassiker werden mit Lust in der Gegenwart verankert; vertraute Konzepte neu befeuert und kreativ interpretiert. Der Gestaltungsfreiheit sind kaum Grenzen gesetzt. Handwerkliche Kompetenz und der Manufaktur-Gedanke, wertvolle Kleinserien und Unikate zu schaffen, verbinden sich mit industriellem Know-how. So entstehen kunstvolle und avantgardistische Statements, die den Anspruch auf einen dauerhaften Einzug in unser Zuhause und in die Arbeitswelt erheben. Die Idee von Beständigkeit und ganzheitlicher Konzeption rückt in den Vordergrund. Im Fokus stehen modulare Ansätze, verschiebbare Objekte sowie vielfältig nutzbare und raumsparende Lösungen fürs Wohnen und Arbeiten. Eine besondere Dynamik offenbart das Thema in seiner Fähigkeit, ikonisches Design immer wieder neu an die sich wandelnden Bedürfnisse, Wünsche und Herausforderungen anzupassen. Diese hohe Flexibilität bildet die Grundlage für eine dauerhafte Gültigkeit.

PRINCIPLES, a collection by OMA for UniFor, Photo © Delfino Sisto Legnani e Alessandro Saletta – DSL Studio / Signal C1 polychromatic by Barber & Osgerby, Photo Alexandra de Cossette – Courtesy Galerie kreo / Rhombe Color by Lyngby Porcelain / Pendant (stainless steel, enamel) by Christoph Straube, Photo Christoph Straube / Wall Clock by Janua Upcycling Collection, shop.janua.de / DIN Collection by Konstantin Grcic for Mutina, Photo Alessandro Sorci / Detail: VITTI TABLE by Studio Rhonda for made.com / Pendant Lighting Fold by Formafantasma for Maison Matisse, Photo Gianni Antoniali / Hanging Dividers by Re:Felt / 10 DIVIDE IT by Pitsou Kedem for mdf italia, Photo Lorenzo Cappellini Baio / 11 Archibald Anniversary limited Edition 2022 by Poltrona Frau x Felipe Pantone / 12 Bit Stools by Normann Copenhagen / 13 Anorak by Patricia Urquiola for Moroso, Photo Alessandro Paderni / 14 Comma by © Vitra / 15 HÅG TION 2100 by Flokk / 16 CAST AMBER by Kinto / 17 COLLECT Table by Jonas Wagell. Wendelbo, Denmark / 18 Signal R polychromatic by Barber & Osgerby, Photo Alexandra de Cossette – Courtesy Galerie kreo / 19 ‚A Time of Sincerity’ by Dahye Jeong, Courtesy of the LOEWE FOUNDATION / 20 Loza Vase & Pot by Sebastian Herkner for Ames, Photo Andres Valbuena / 21 Buds by Studio Comploj, Photo Studio Riebenbauer / 22 Tape Dispenser on Rusted Stone by new craft house / 23 Vase on Rusted Stone by new craft house / 24 THIERRY by Piero Lissoni for Kartell, Photo Kartell

 

Materialien, Formgebung und Farbgestaltung richten sich spürbar an dem ausgeprägten konzeptionellen Gestaltungsansatz aus. Die markante Farbpalette von lasting ideas_passionate + evocative bildet dabei den Ausgangpunkt für Designs voller Leidenschaft und Selbstbewusstsein. Darin trifft eine kühle Reihe von Petrol- und Blaunuancen auf intensives Orangerot mit Violett- und Gelbschattierungen in der warme Ausrichtung. Die Brücke zwischen den beiden Polen schlagen architektonische Töne wie Zinn, Eisen und Bronze. Raffiniert komponiert, bildet der Gesamtfächer die Basis für moderne Mosaike und prägnante grafisch-plakative Muster. In der monolithischen Anwendung werden die einzelnen Nuancen zu starken Design-Statements, wie es etwa bei dem modularen Sofa Anorak von Patricia Urquiola für Moroso (Collage 3 / Nr. 13) zu sehen ist.

Die entsprechenden Werkstoffe sind soft oder massiv, stammen aus der Natur oder nachhaltigen Herstellungsweisen. Filz, Marmor und Kunststoffe sind recycelt oder bestehen aus Industrieabfällen, die in die möglichst dauerhafte Wiederverwendung fließen. Dabei verleihen konkrete Formen den Objekten eine bewusst massive Anmutung. Gleich mehrere dieser Aspekte vereinen die blockartigen Bit Stools von Normann Copenhagen (Collage 3 / Nr. 12). Die pixelartige Oberfläche der Hocker ergibt sich aus kleinen Elementen des zu hundert Prozent recyceltem Kunststoffs. Aber auch klassische „ewige“ Materialien wie Stein und Marmor unterstreichen den hohen Anspruch dieses Wohnthemas, das gekommen ist, um zu bleiben.

Farbe als Designstatement: Sofa Anorak von Patricia Urquiola für Moroso / Foto: Alessandro Paderni
Bit Stools von Normann Copenhagen bestehen aus recyceltem Kunststoff
 

Drei Fragen an das Stilbüro bora.herke.palmisano

Die Expert*innen vom Stilbüro bora.herke.palmisano haben in diesem Jahr ganz bewusst den Kontinuitäten zwischen den Trends nachgespürt und hieraus Wohnthemen entwickelt, die neben dem Entdecken neuer Designer*innen sowie dem Kuratieren neuer Positionen immer auch die zu Grunde liegenden Bedürfnisse und Stimmungen im Blick behalten. Für den Ambiente Blog beantworten Cem Bora, Claudia Herke und Annetta Palmisano exklusiv weitere Fragen zu ihrer Arbeit an den Ambiente Trends 23+.

Trendexpert:innen: Stilbüro bora.herke.palmisano
Junges Design inspiriert zu aktuellen Trends: Leftover Synthesis Stuhl von Simon Gehring Lab. / Foto: Ingmar Kurth

Ihr leitet eure Trend-Prognosen von den aktuellen Strömungen aus Mode, Architektur und Produktdesign ab. Was war das Besondere an eurer Recherche für die Ambiente Trends 23+?

Die klassische Suche nach Produktneuheiten und zuverlässigen Tendenzen ist mittlerweile zu großen Teilen ins Netz gerutscht und damit auch deutlich intensiver geworden. Zudem haben wir unseren Blick erweitert und schauen nun verstärkt auch auf Start-ups, junge Designstudios und Ateliers. Spannend sind Designexperimente, Produktionstechniken, Materialforschung und Produkte, die unabhängig von der großen Möbel- und Produktindustrie in Eigenregie entwickelt werden. Der Blick auf Designschulen und Abschlussarbeiten gibt frische Impulse, genauso wie Galerien, die uns mit ihren Ausstellungskonzepten zwischen Kunst und Design auf neue Namen gebracht haben. Daneben sehen wir verstärkt auf das Bekannte, auf Designikonen und aufs Handwerk. In der jetzigen Zeit fokussieren sich viele Designer*innen auf Traditionen, Langlebigkeit und etablierte Trends. Das Beständige rückt wieder in den Fokus und wird neu interpretiert.

Lange bestimmte der Hype um Neuheiten die Agenda. Das scheint sich zu ändern. Werden die Pandemie und die Nachhaltigkeitsdebatte einen Wandel im Konsumverhalten bewirken?

Wir erleben bereits seit langem, dass sich ein Trend oft über Jahre zu etwas Dauerhaftem, Bleibendem entwickeln kann. Auch schon vor der Pandemie haben uns diese längerfristigen Aspekte im Design stärker interessiert als reine Neuheiten-Hypes. Ein schönes Beispiel dafür ist das Thema Nachhaltigkeit. In den Anfängen fanden sich nachhaltige Produkte vor allem bei kleinen Designlabels oder in studentischen Arbeiten. Heute zeigen immer mehr große Unternehmen wegweisende Konzepte, die ein generelles Umdenken sichtbar machen. Dazu gehören etwa die Herstellung von nachhaltigen Werkstoffen, die aus Abfall der Textilproduktion gewonnen werden, oder die Entwicklung hin zu kreislauffähigen Produktionsweisen und Rücknahmeprogrammen. Langfristig wird die Vision, Design ohne Müll herzustellen, ein Anliegen bleiben. Auch wird es weiter darum gehen das Bewusstsein der Käufer*innen nicht nur für weniger, sondern auch für bessere Dinge zu sensibilisieren. Und sicher wird das Lokale eine neue Bedeutung bekommen. Das sind zumindest unsere Hoffnungen, dass es – neben all dem Schlimmen – einen positiven Wandel geben kann.

Ihr inszeniert die Ambiente Trends sowohl in den Collagen als auch in der großen Präsentation mit vorhandenen Produkten. Wie läuft bei euch der Weg von der Trendprognose zum ausgewählten Exponat?

Wir entwickeln Stilwelten, die sich an Farben und inhaltlichen Schwerpunkten orientieren. Wir untersuchen und analysieren in unserer Arbeit das kommende Konsumverhalten und loten dabei aus, welche inspirierenden Designs und Brands aktuell Akzente setzen. Häufen sich bestimmte Entwicklungen in Oberflächen, Dessins und Formen, manifestiert sich eine Trendaussage. Aus Stil wird Trend. Daraus resultierend empfehlen wir bestimmte Produkte.

Trendpräsentation auf der Ambiente 2023

Vom 3. bis 7. Februar 2023 geht es endlich wieder los mit der Ambiente – dem weltweiten Neuheiten- und Trend-Hotspot in Frankfurt. Auch die Ambiente Trends werden endlich wieder live zu erleben sein, und zwar in der großen Präsentation wie gewohnt, aber am neuen zentralen Standort im Foyer der Halle 4.1. Neu ist auch die thematische Erweiterung der Trends rund um New Work und den modernen Arbeitsplatz. Das aufwendig gestaltete Areal bietet sowohl Fachbesucher*innen als auch Ausstellern wertvolle Inspirationen. On top laden die Macher*innen der Trends in täglichen Vorträgen dazu ein, noch tiefer in die Trendwelten einzutauchen.

Alle weiteren Informationen zu den Ambiente Trends 23+ sowie zur Sonderpräsentation erhalten Sie hier.