Wide as white.

Das Wahre, der unverfälschte Kern. Reines Weiß und die Palette der Weißtöne sind absolute Meister, um bei Volumen, Konturen und Materialien deren ureigenes Wesen zum Vorschein zu bringen. Unter den Ambiente Trends 2020 ist „shaped + softened“ derjenige, der vielleicht am stärksten unbewusste und dennoch intensiv empfundene Impulse schafft, die zum Ausgangspunkt für funktionales Design und spannende Oberflächen werden. Was man hier sieht, berührt. Den Beweis treten die schönen Soulmates und Accessoires an, die wir Ihnen vorstellen.

 

Lichtverstärker

Was ist die Steigerung von Klarheit? Das Ultraperfekte. Die Konsequenz bis ins letzte Detail. Besonders gelingt das Objekten aus Porzellan. Im Trio der Trends 2020 überstrahlt Porzellan bei „shaped + softened“, oft mit erstaunlicher Strenge gestaltet, jede Aufdringlichkeit. Die präzise Ästhetik reinweißer Teller ist hier wie ein Aufatmen in angenehm kühler Luft. Lichtverstärkende Gläser, klar wie Quellwasser, korrespondieren mit fein strukturierten Oberflächen, organisch geformte Glasvasen tun es ihnen gleich. Ihr Zusammentreffen erscheint als perfekt abgestimmtes, alltagstaugliches Stillleben, das nur auf denjenigen wartet, der es behutsam belebt.

Terrine und Geschirr von Stilleben di Baschieri Elena & C.
Schale mit Glascloche von Räder / Becher von Anna Sykora Porzellan / Teelichthalter, Kerzenständer und Kerze von Broste Copenhagen

Der Einfluss der japanischen Tischkultur ist erkennbar, ob kleine Schalen, oft so zart wirkend wie Blütenblätter, oder die Kanne aus skandinavischem Steinzeug, die sich für die traditionelle Teezeremonie eignet. Keramik, auch in Graunuancen, findet einen etwas anderen Weg zum Wesentlichen. Ihr Zugang sind mehr bewegte und ungleichmäßigere Oberflächen, die beim Berühren ein positives Erleben anstoßen. Ähnlich bewirken das Tischobjekte aus geglätteten, lichtvoll-hellen Hölzern. Sie erinnern darüber hinaus an unsere Verbindung zur Natur und machen den Moment der Langlebigkeit greifbar.

Mühle von Ro Collection / Teekanne von Stelton / Gläser von Zieher
Vase und Schalen von Räder / Vase von Guaxs

Edel und weich

Mit den kuschelweichen Plaids aus fair gehandeltem Baby-Alpaka – die erste Schur des Jungtiers – will man am liebsten das ganze Jahr über das Gefühl einer innigen textilen Umarmung genießen, sich an späten Sommerabenden oder bei schlechtem Wetter geborgen fühlen. Die teils hauchdünnen aber dennoch robusten Wohndecken in den Key-Farben weiß-grauer Flusssteine sind vielseitig und schlagen die Brücke zwischen zwei Welten: einerseits die überlieferte Handwerkskunst aus den peruanischen Anden, anderseits junges minimalistisches Design aus Skandinavien. Durchscheinende Fasern unterstreichen das Gefühl von wertvoller Leichtigkeit und sanfte Falten machen die sehr angenehme Haptik noch edler.

Links: Plaids hängend von LinenMe, liegend von Allpa Peru / Schalen von Klatt Objects / Karaffe und Box von Nude Glass / Becher von Kodama Toki // Rechts: Gläser von LSA International / Hocker von Serax / Karte von Tudi Billo / Kartenhalter von Side By Side / Plaid von Silkeborg Uldspinderi

Bei Leinenstoffen aus dem Baltikum, handgenäht und ganz ursprünglicher Luxus, wirken rauere Kräfte. Anziehend ist wie bei den Plaids der immanente Unikat-Charakter. Auch kann man die liebevolle Sorgfalt der Verarbeitung sehen und durchweg spüren. Ein Wesenszug, der ebenso bei den handgeschöpften Papieren anschaulich ist. Was uns außerdem gefällt, sind die Filzhocker, die sich in dieser zentrierten Designwelt fabelhaft als stille Solitäre im Raum platzieren lassen.

Sessel von Broste Copenhagen / Sitzball und Plaids (hängend) von Leingrau / Plaid (liegend) von Allpa Peru / Schale von Ro Collection
Hocker und Beistelltische (weiß) von Hey-Sign / Beistelltisch (grau) von Serax /
Geschirr von Molde Ceramics

Sanfter Mutausbruch

Darf es kapriziöser sein? Klar, sagt dieser Trend, und immer in Maßen! Wie bei der futuristischen Deckenlampe, die sich vielleicht von den Welten der Galaxis hat inspirieren lassen. Organisch, auf gleichsam verschlungenen Pfaden, kreisen bogenförmige LED-Leuchten umeinander. Oder, noch eine Spur geheimnisvoller, so ein subtiler Eyecatcher wie die Mohnkapseln aus gleisend weißem Fine Bone China. Von Hand aufgetragene, matte Perlglasuren und minimalistisch angedeutete Zapfenstrukturen machen Vasen und Deckeldosen zu kleinen Kunstwerken. Kraftvoll in seiner Entschlossenheit äußert sich der Trend „shaped + softened“. Diese Assoziation geht bei der tschechischen Designerin Petra Švejdarová bis hin zur brachialen Konfrontation der Elemente. Sie füllt Betonsockel mit recyceltem Glas und lässt sie durch Flammen und Eiswasser platzen. Das jedes Mal andere Resultat im Wechsel der Oberflächen glättet und schleift sie. Der skulpturale Wert dieser Objekte ist beachtlich und man gewinnt einen anschaulichen Eindruck von der sprichwörtlichen Ruhe nach dem Sturm.

Vase von Prasklo
Objekt von Klatt Objects

Parallel findet man „gezähmteren“ Beton, samtig glänzend wie polierter Marmor. Etwa in Gestalt eines pollerartigen Sitzhockers – wandelbar, da umgedreht durch eine Aussparung Blumen oder Zweige darin arrangiert werden können – oder als Bodenleuchte mit hell abgesetztem Silikongummi am oberen Rand des Lichtschirms. Mehr als bei den anderen Trends 2020 geht es hier um Wohlbefinden und Stressabbau, alles fokussiert sich auf die beruhigende und gesunde Umgebung. Die weißen und neutralen Nuancen stellen die Bedeutung der Formen in den Vordergrund und unterstützen die Wirkung der Materialien und Oberflächen.

Links oben: Lampe von KARE // Links unten: Dosen von Rosenthal und Räder // Rechts: Vasen von Nude Glass / Teller von Costa Nova