Wer hätte gedacht, dass leuchtendes Orange und appetitliches Himbeerrosa plötzlich zarte Bande mit Apfelgrün und surrealen Farbeinfällen knüpfen? Designs zwischen Poesie und Ironie machen unter den Trends 2020 „artistical + diverse“ zum kreativen Schmelztiegel. Handwerk, Kunst und Digitaltechnologie sind hier beste Freunde. Besonders die Keramik bewegt sich freigeistig an den Schnittstellen, was zu tollen Ergebnissen beim Experimentieren mit Glasuren und Glaspasten führt. Unkonventionell bedrucktes und bemaltes Porzellan und auch Gesichter, ob als Skulptur oder Strichkunst im Stil von Picasso, sieht man jetzt oft. Mit solchen Formen, Farben und fröhlichen Details wird der Wohnraum zur positiven Collage. Lassen Sie sich bei uns von der Kunst der guten Laune anstecken!
Dada Twisting
Einem Gegenstand Farbe zu geben, sagte einst der Bauhaus-Meister Johannes Itten, sei etwa, wie ihm Leben einzuhauchen. Den Beweis treten beim Trend „artistical + diverse“ zahlreiche, von der modernen Kunst inspirierte Objekte an. So jenes ungewöhnliche Stück aus Kristallglas, dessen lebens- und energiegeladene Farben zum Energiekreis vereint sind. Umgeben von einem Kranz aus sattem Sterntalergelb pulsieren Wellen in Orange und Rot. Viele der extrovertierten Glasvasen sind frei geformt und mundgeblasen, durch spezifische Techniken entstehen mitunter milchige Farbtöne und plastische Effekte wie auf einer Leinwand. Der Objektcharakter ist in den oft stringent konzipierten Kleinserien wesentlich und rückt die Schönheit der Provokation in den Vordergrund. Köpfe und Gesichter werden jetzt als Eyecatcher eingesetzt und scheinen dabei inmitten eines künstlerischen Prozesses erfasst – skizzenhaft und irgendwie unfertig.
Eine Hommage an die frühe abstrakte Kunst erkennt man bei der edlen Glastablett-Serie eines belgischen Herstellers – Kreis und Halbkreis, in Teilung und Wiederholung, vollendet in Hinterglasmalerei. Bauhaus küsst den konsequent irrationalen Dadaismus – vielleicht trifft dies die Schwingung der Trendwelt 2020 am besten.
Vitale Verwicklungen
Naturmaterialien wie Rattan und Bambus liefern schon lange Denkanstöße zu mehr Nachhaltigkeit. Ihr ganz ursprüngliches Talent ist jedoch die raffinierte Flexibilität, was sie zu Lieblingen für natürlich-elegante Designs macht. Bei der indischen „Opium“-Deckenleuchte aus Bambus, einer sehr freien Interpretation historischer Vorbilder, und ihren Pendants auf Standbeinen werden die Möglichkeiten des lokalen Werkstoffs eindrucksvoll ausgelotet. Alles, was sich sonst verwickelt, verbiegt, verknotet und neu festhält, sprich, das natürliche Chaos im Wachstum, erscheint bei „artistical + diverse“, unter den Trends 2020 der unkomplizierteste, geordnet. Ein Grund, weshalb man hier viele wunderschöne, nach lokalen Traditionen geflochtene Schalen sieht.
Zugleich spüren wir die innewohnende Lebenslust, wenn wir uns etwa Sitzmöbel des brasilianischen Designers Humberto da Mata ansehen. Wie endlose Locken bilden handgewebte und -genähte Schaumstoff- und Baumwollstoffstreifen ein Flechtwerk. Farblich ist die bequeme Sitzfläche ein ungewohnter Mix aus Grellorange und Blutrot – und damit alles andere als ein schüchternes Möbel. Solches Rampenlicht scheut auch die pinkfarbene Deckenlampe nicht. Ausgeklügelt ist deren lineare Struktur, verblüffend das Material: Pappmaché! Und apropos Verwicklungen: Auch bei den durchweg sehr filigranen Schmuckstücken pfeift dieser Key-Trend auf gewohnte Bahnen. Man experimentiert mit Steinen und Perlen und sucht eine bisher ungesehene Unikat-Ästhetik.
Gesteuerter Zufall
Man nehme eine soeben perfekt gedrehte, noch weiche Gefäßform aus Ton und lasse sie auf den Boden fallen. Ja, fallen! Nach dem Aufprall wird das Gefäß gebrannt. Die damit bleibenden Spuren der Konfrontation machen solche Stücke absolut einzigartig. „Gesteuerter Zufall“ nennt der Trend „artistical + diverse“ diese zielführende Maßnahme, die man übrigens aus der zeitgenössischen Aktionskunst kennt. Ist es nun Kunst oder ist es Design? Die Trends 2020 fragen das nie stärker als hier. Die Grenzen sind gekonnt verwischt, wie viele Beispiele zeigen. Da werden Keramiken unkonventionell glasiert, exponiert geschnitten und geformt. Oder Steingut vereint sich mit Porzellan zu dünnwandigen, poetisch anmutenden Gefäßen, die direkt feinkörnigem Meeressand entstiegen zu sein scheinen. Unbewusst sehr beruhigend. Dann wieder demonstrieren Keramiktassen mit pastoser Glasur ihr robustes Temperament.
Wer Spielwiese will, bekommt hier Spielwiese! Teller mit kecken Tiermotiven gibt es, ebenso exotische Vögelchen und das japanische Teeservice mit Häschen-Dekor. Malerisch in zartem Blau bedruckte Porzellanteller aus einer französischen Manufaktur werden zum Spiegelbild des echten Lebens und erzählen von alltäglichen Geschichten und unerwarteten Situationen. Am Tisch oder an der Wand können diese per Mix und Match miteinander kombiniert werden. Es muss nicht alles perfekt zusammenpassen, ist generell das Credo dieser Trendwelt. Hauptsache die Mischung ist erfrischend und die künstlerische Ableitung wird sichtbar.