Ästhetik pur, direkt aus der Natur.

Ein Material, das im Sommer kühlt und im Winter wärmt; das reißfest ist und edel glänzt; ein Stoff, der in der Welt der Mode brilliert und dabei nachhaltig gewonnen wird – zu gut, um wahr zu sein? Keineswegs, willkommen in der Welt des Naturleinens!

Eine ästhetische und kluge Wahl

Wer Sinn für Schönes hat, wird zuweilen vor die leidige Frage gestellt, ob das Objekt des Begehrens auch keinen Schaden anrichtet, etwa durch seine Herstellung oder den Vertrieb. Denn es ist schwer, Freude an etwas zu haben, das anderenorts Unheil anrichtet. Für Textilliebhaber erweist sich daher Leinen als eine gute Wahl. Die ökologische Naturfaser lässt sich nicht nur zu wunderschönen Dessins verarbeiten, sondern gibt bei seiner Gewinnung sogar noch Nährstoffe an den Boden zurück. Und wer einen europäischen Hersteller wählt, stellt sicher, dass die Transportkosten im Rahmen bleiben.

Ein Geschenk von Mutter Natur

Flachs ist eine der ältesten Nutzpflanzen der Welt. Seit 30.000 Jahren stellen Menschen daraus Textilien her. In Europa erstrecken sich die Anbaugebiete entlang der Küsten vom Süden der Normandie über Belgien und die Niederlande bis zu den baltischen Ländern an der Ostsee. Denn Feuchtes maritimes Klima und ein nährstoffreicher Boden bieten ideale Wachstumsbedingungen und sorgen für eine hohe Qualität des Rohstoffs.

Unsere Vorfahren hatten ein engeres Verhältnis zur Natur. Die Leinengewinnung ist eines jener Beispiele, die zeigen, dass die Pflege und Würdigung einer alten Handwerkskunst auch in der Moderne noch beständige Werte schaffen. Jurate Nöthen, die Gründerin und Geschäftsführerin von Jurate, bringt es auf den Punkt: „In einer modernen, schnellen und globalen Welt, in der unser Leben in trendige Uniformen gehüllt ist, lässt die zierliche Pflanze das Erbe unserer Vorfahren wieder aufleben und inspiriert, uns wieder auf die universellen und beständigen Werte unseres Lebens zu besinnen.“

Georg Jensen Damask

Von der sorgfältigen Gewinnung der Faser

„Der Flachs ist noch nicht gesät, und sie weben schon das Leinen.“ Dieses baltische Sprichwort gemahnt an die Tugend der Geduld, die nicht nur für die Leinengewinnung von großem Nutzen ist. Dabei ist Flachs im Grunde genügsam. Die Pflanze kommt nahezu ohne Dünger aus und fördert zugleich eine nachhaltige und ökologische Landwirtschaft. Gut zwei Monate nach der Aussaht blühen die Leinenfelder in einem wunderschönen zarten Blau, einen weiteren Monat später ist die Pflanze bereits erntereif. Als Raufen bezeichnet man das Ausreißen der Pflanzen mit ihren Wurzeln, um die Fasern nicht zu beschädigen. Anschließend wird der Flachs zur Tauröste flach auf den Feldern ausgelegt. In einem natürlichen Prozess werden die Nährstoffe aus der Pflanze durch den Regen wieder zurück in den Boden gespült, bis der Flachs mürbe wird und die Röstreife erreicht.

Eightmood

Unregelmäßigkeiten sind willkommen

Die Leinenfasern aus der Flachsschwinge werden durch feine Kämme gehechelt und zu Bändern gezogen. Daraus können Leinengarne in verschiedenen Qualitäten gesponnen werden. Die natürlichen und typischen Unregelmäßigkeiten im Garn werden als Leinenflamme bezeichnet. Die Farbe von Naturleinen variiert zwischen hell und dunkel, zwischen Beige und Grau, Grün und Braun. Sonne und Regen bestimmen den Farbton der Ernte und der Faser. Wenn man Leinen bleicht, verliert er die „Naturfarbe“ und wird weiß.

Frohstoff

Aber Leinen eignet sich natürlich für viele Farben. Als Garnfärbung bezeichnet man das Färben im Garnzustand, also noch vor dem Weben. Dies ist ein relativ teures Verfahren, gibt aber eine gewisse Gewähr für gute Farbechtheit und gilt somit als hochwertiger als ein Verfahren, bei dem der bereits gewebte Stoff gefärbt wird. Die natürliche Unregelmäßigkeit der Garne spielt auch beim Färben eine Rolle: In Verbindung mit der besonderen Faseroberfläche führt die Leinenflamme beim Färben zu einer inspirierenden Vielfalt von brillanten Tönen und lebendigen Nuancen. Und am Ende der Herstellung steht bei gutem Leinen immer ein Verfahren, das ein Einlaufen des Stoffes verhindert. Übrigens: Der Begriff „Leinwand“ kommt daher, dass früher große Leinbahnen wie Wände zum Bleichen in die Sonne gehängt wurden.

Die Verarbeitung macht die Musik

Leinen ist atmungsaktiv, antibakteriell und antistatisch. Die Vielseitigkeit dieses Stoffs resultiert aus den vielen möglichen Weiterverarbeitungsarten des Garns. Sie sorgen für Unterschiede in Haptik, Optik und Qualität – was höchst praktisch ist, da wir von einer Leinenbluse selbstverständlich andere Eigenschaften erwarten als von einem geschmeidigen Sofakissen.

Die einfachste und älteste Webart für Leinen ist die Leinwandbindung, bei der sich Kette und Schuss verkreuzen wie auf einem Schachbrett – im Gegensatz etwa zu dem rippenartigen Muster des Leinenfischgrats, das den Gräten eines Fischskeletts gleicht. Leinenjacquard wiederum bezeichnet eine sehr hochwertige Webung, die nur auf einem Webstuhl mit einer Jacquardmaschine hergestellt werden kann. Struktur findet man beim Waffel-Pique, einer Musterung aus plastisch hervortretenden kleinen Quadraten, die deutlich an eine Waffel erinnert. Im Englischen heißt der Waffel-Piqué auch „Honeycomb“, also „Honigwabe“.

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Jurate

Für den Leinenfrottee, das typische Gewebe bei Badetextilien, stand hingegen das Französische Pate: „frotter“ bedeutet „reiben“. Durch den eigens dafür gesponnenen Schlingenzwirn mit Schleifen und Ringeleffekten bekommt Leinenfrottee beidseitig eine fast florartige Oberfläche aus vielen wirren Schlingen. Das macht ihn sehr saugfähig – zumal wenn die Schlingen zu hundert Prozent aus Leinen bestehen. Ein zusätzliches Plus ist der dadurch gegebene Massageeffekt. Beim Handwebleinen ist der Name bereits Programm. Er zeichnet sich meist durch dickere und unregelmäßigere Garne, komplexere Bindungen und eine gewisse handwerkliche Unregelmäßigkeit im Webbild aus. Ein Gewebe, das Kenner und Liebhaber schätzen.

Jurate
Jurate

Textiler Tausendsassa

Aufgrund der vielseitigen Verarbeitungsmöglichkeiten kann Leinen für nahezu jeden Textilbereich eingesetzt werden. Leichte Sommerkleidung, Modeaccessoires und Dekorationsstoffe oder andere Textilien aus Leinen fürs Interieur bestechen durch individuelle und natürliche Optik und hervorragende Qualität und Langlebigkeit.

Lapuan Kankurit
Kardelen

Worauf sollte man nun beim Kauf von Leinenprodukten und Home-Accessoires achten? Jurate Nöthen erklärt: „Feine und hochwertige Materialien, außerordentliches handwerkliches Geschick, zeitgemäße Funktionalität und ein einzigartiges und zeitloses Design machen den wesentlichen Qualitätsunterschied aus.“ Jurate legt Wert auf eine Herstellung in Europa, und viele ihrer Produkte sind mit dem Zertifikat „Masters of Linen“ ausgezeichnet, einem Ausweis für Anbau, Garn- und Stoffherstellung in Europa.

Linen Tales

Der Preis von Leinenprodukten hängt mit drei wesentlichen Faktoren zusammen: Die Grundlage ist die Qualität der Faser. Hochwertiges und geprüftes Saatgut und die richtige Balance von Sonne und Feuchtigkeit bei der Feldtrocknung bestimmen über einen hochkarätigen Rohstoff. Daneben spielt natürlich das handwerkliche Geschick bei der Ausübung dieser Jahrhunderte alten Herstellungsmethoden eine Rolle: Hochwertige Spinnerei und Weberei garantieren eine bestmögliche Qualität von Ausgangsstoff und Endprodukt. Und nicht zuletzt bestimmt die Originalität der Ideen und zeitloses bzw. modernes Design über den Wert des Produktes. Es ist eine Vorstellung von Qualität, die sich nicht am Glatten, Oberflächlichen bemisst. Nicht umsonst weiß der Volksmund schon lange: „Leinen knittert edel“.