Schöner Schein. Neues Licht auf Augentäuscher.

Was die japanischen Jungdesigner des 2011 gegründeten und bereits mehrfach ausgezeichneten Studios YOY ins Licht stellen, ist Augentäuscherei vom Feinsten. Ihre Lampen und Sitzmöbel sind wahre Trickser und ihre Vasen versteckte „Sprießer“. Am #TalentsTuesday schildern wir, mit welchen Entwürfen Naoki Ono und Yuki Yamamoto auf der Ambiente 2015 zündeten. Das vorab: Wir haben uns verguckt.

Warum liebt die Motte das Licht?
Ganz einfach. Sie fühlt sich angezogen. Von der Wärme, von der Illusion. Genau wie wir. Die Tischlampe der Ambiente Talente Naoki Ono (33) und Yuki Yamamoto (30) ist unser Licht. Beim Einschalten erscheint ein Lampenschirm aus Licht an der Wand: Ein LED an der kerzengeraden Metallstange imitiert die Fassung. Viel Ruhe und Klarheit gehen von diesem Gaukler des Lichts aus. „We would like to create strange feelings with humour in an ordinary room”, sagen die Designer.

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Was grünt so grün?
Da wächst Gras drüber. Über Goethe, Schiller und Moby Dick. Die Yucca-Palme kommt aus dem Bilderbuch. Humor haben diese Japaner ja. Ihre Vasen täuschen vor, normale Bücher zu sein. Darin Mauerblümchen, sorry, Regalgewächse. Kennen wir ganz ähnlich von Bücher-Tresoren, die Kostbares hüten. Hier ist die Natur der Schatz. In trügerischen Krimis würden wir Giftgrünes pflanzen, in Kochbüchern leicht Verdauliches.

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Wieder Lampen. Aber diesmal …     
… sind sie beinahe flach wie eine Flunder. Die Talente des YOY Studios machen sie aus DIN-A2-großen Papierbögen. Weiß, schwarz oder gestreift das leichte Material. Zwei waagerechte Einschnitte, dazwischen eine bauchige Wölbung. An die Wand geheftet, da tun es ein paar Reißzwecken. Ein LED dahinter und fertig. Oder das Design „Peel“: Die Ecke einer Wandplatte aus Plexiglas klappt um wie ein Eselsohr im Buch, dahinter gleißendes Licht – und zwar nur dort. Wir sind versucht, an der Ecke zu ziehen, das Licht lockt. „We tried to make a new story between a product and a space“, erklärt Talent Naoki Ono am Ambiente Messestand und überlässt uns wie jedem Betrachter den Ausgang dieser Story. Dann noch die asketische „Swing“-LED-Lampe, gleichsam die Spitze des Trompe-l’œil-Eisbergs. Ihr Licht in der vorgetäuschten schwingenden Bewegung wie eingefroren. Die Zeit steht still. Unser Fazit: gemacht für Lichtjahre.

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Und sonst?
Eine höchst bequeme Augentäuscherei gibt es da. Ein Hauch von „Alice im Wunderland“. Mal in ein Gemälde, in eine verkehrte Welt, schlüpfen. Das Sitzmöbel ist auf Leinwand gemalt, das Bild lehnt an der Wand, man selbst darf „darin“ Platz nehmen. Tun wir auch am Talents Messestand. Für die echte Sitzfläche verwenden die japanischen Talente Holz und Aluminium. Zu haben als Stuhl oder Sofa. Zugegeben, die Idee ist in der Kunst nicht ganz neu, aber hier mit feinem Witz „platziert“.

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