Blick in die rote Shades Bar der Ambiente 2025.

Fabian Freytag: Die Messe als Bühne

Fabian Freytag ist Ambiente Designer des Jahres 2025. Mit „The Lounge – Shades of Space“ präsentierte er auf der diesjährigen Ambiente eine Installation, die die Grenzen zwischen öffentlichem Messegelände und privatem Rückzugsort elegant verwischte.

 

Für Fabian Freytag gleicht jeder Raum einer Leinwand, die er durch seine Inszenierungen mit Bedeutung füllt. Die zwölf Meter hohe, lichtdurchflutete Galleria 1 mit ihren weiten Sichtachsen gestaltete der Architekt und Designer als temporäres Bühnenbild mit drei stoffumhüllten Zelten: Eine rote Bar, die italienische Cocktail-Klassiker servierte. Ein smaragdgrüner Kiosk, der wie ein „Wes Anderson Store” eher performativ war und kleine Tabletts verkaufte. Und die große, königsblaue Lounge, in der Freytag das Thema Gastlichkeit museal inszenierte. „Mir war von Anfang an wichtig, dass es einen Kontrast zwischen innen und außen gibt“, sagt er. „Wer The Lounge betritt, soll in eine Parallelwelt entführt werden.”

Fabian Freytag ist Ambiente Designer des Jahres 2025 | © Kozy Studio Berlin
Tablett designt von Fabian Freytag und hergestellt von Seltmann Weiden | Foto: Wolfgang Stahr

Ein sakraler Rückzugsort voller Kontraste

Opulente Vorhänge, die sich nach oben auflösen, schaffen einen portikusartigen Eingangsbereich mit umlaufendem Band. „Ich wollte eine Art Tempel schaffen“, sagt Freytag. „Einen sakralen Raum, der etwas Erhabenes und zugleich Einladendes hat.“ Beim Blick hinter die Vorhänge, so der Designer, fühlten sich die Besucher*innen ein bisschen wie Voyeure, so als würden sie eine private Grenze überschreiten. So spielt das Konzept von The Lounge auch mit dem Kontrast zu Messeständen, die auf den Blick von außen angewiesen sind.

Tempelmotiv im Fokus: Vorhänge lösen sich zu einem portikusartigen, silbernen Eingang auf | Foto: Wolfgang Stahr
Smaragdgrüner Kiosk: Der performative Kiosk erinnert an eine Inszenierung aus einem Wes Anderson Film | Foto: Wolfgang Stahr

„Hospitality – also das Gastgeben, aber auch das Gastnehmen – wird künftig viel privater, viel intimer stattfinden”, sagt Freytag.  „Aus dieser Idee heraus ist The Lounge entstanden: ein Raum, der sich in viele kleine Abteile auflöst.“ Diese Abteile erinnern an die Enfilade klassizistischer Gebäude. „Schon Frank Lloyd Wright betonte, dass Räume ein Wechselspiel von Enge und Weite brauchen. Man muss zuerst verdichtet, zusammengedrückt werden, um dann eine Befreiung zu erleben“, erklärt Freytag. „Genau darum geht es hier: Erst dieser nackte Blick in den Flur: nur Stoff, reduziert und minimalistisch – und dann, wenn man um die Ecke geht, entfaltet sich als Kontrast die opulente Szenerie.“

Dialog von Alt und Neu: Vintage-Möbel aus einem Berliner Fundus treffen auf handverlesene Produkte von Ausstellern der diesjährigen Ambiente | Foto: Wolfgang Stahr
Obst und Gemüse tauchen in fast jedem der Räume als dekoratives, augenzwinkerndes Detail auf | Foto: Wolfgang Stahr

Ein Spiel mit Raum, Zeit und Emotion

Während die ausgestellten Vintage-Möbel von einem bekannten Berliner Design- und Möbelfundus stammen, kommen alle anderen Produkte – Schalen, Gläser, Sektkühler, Korkenzieher oder Kerzenleuchter – von Ausstellern wie Gabriella Seres oder Reflections Copenhagen. Fabian Freytag hat sie sorgfältig ausgewählt, um einen harmonischen Dialog zwischen alt und neu, zwischen Geschichte und Gegenwart zu schaffen. „Mir war es wichtig, dass die Produkte etwas Unperfektes haben, also zum Beispiel handgemacht sind.“

Die Ambiente wird auch im kommenden Jahr wieder zum Treffpunkt der internationalen Designszene und findet vom 6. bis 10. Februar 2026 statt. Wer den Titel „Ambiente Designerin des Jahres 2026” tragen wird, wird im Herbst bekannt gegeben.

 
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