Schau mir in die Augen, Kleines.

Egal ob mythisch anmutende Augenstickerei, verziert mit Goldelementen, oder dreidimensionale Gesichtsornamente, in dieser Festtagssaison tauschen wir mit unseren Design-Items nur zu gerne tiefe Blicke aus. Der Fantasie sind dabei keine Grenzen gesetzt, und das Spannendste ist: Hinter all den schönen Gegenständen versteckt sich meist auch noch eine gehörige Portion Ritus und Magie.

Nicht erst seit Humphrey Bogart Ingrid Bergman jenen weltbekannten Satz zuflüsterte, hat das Auge für uns eine ganz besondere Bedeutung. Seit jeher ist es umgeben von Mystik und Aberglauben, aber auch von Magie und Leidenschaft. Schon die alten Ägypter verbanden mit dem Auge die Idee von Wiederauferstehung. Im Judentum isst man an Neujahr sogenannte Augenbohnen für Wohlstand und Sicherheit. Das Auge der Fatima schützt dem islamischen Glauben nach vor dem Bösen, während es im Christentum für den allsehenden Blick Gottes steht. Ganz schön symbolträchtig! Da wundert es kaum, dass Designer wie Hersteller von Augen und Gesichtern bei ihren Designs derzeit gar nicht genug bekommen können. Egal ob auf Tassen, auf Kissen und Decken, als Geldbörse oder in Form von Schmuck, ja selbst Pullover und Sneaker zeigen jetzt Gesicht. Und passend zur Festtagszeit versprühen die Items dank Gold und Glitzer reichlich Glamour.

1 Ohrringe von Sweet Deluxe
2 Mobile von Flensted Mobiles
3 Dose von Vista Alegre
4 Kissen von PAD Concept
5 Vasen von Hübsch
6 Armreif von ban.do
7 Notizbuch von Nuuna und
Geldbörse von Papoutsi
8 Tablett-Set von DOIY Design

Mystische Blicke

Bis heute glaubt man vielerorts an die besondere Wirkung des Blicks. Dabei geht es um Unsterblichkeit und Schutz vor dem Bösen. Die Antike warnt aber auch vor allzu neugierigen Blicken. Männer erstarren nicht umsonst beim Anblick der Medusa, und als Orpheus im Hades zurück zu seiner Frau blickt, ist es um die Liebe geschehen. Ganz so düster geht es beim aktuellen Trend zum Glück nicht zu. Vielmehr greifen Designer und Hersteller die mystischen Bildwelten auf und verwandeln sie in Objekte, die uns zum Träumen bringen. Das erinnert mal an hieroglyphische Wandmalereien, dann wieder an alte Fresken, wie aus Stein gehauen. Zur Krönung gibt es eine gehörige Portion Opulenz oben drauf – so wie wir es zur Weihnachtszeit mögen. Für den besonderen Twist ist Bekanntes hier geschickt mit Neuem kombiniert, etwa wenn Fatimas Auge dank Leuchtröhre zum absoluten Blickfang wirkt.

Plaid von Juna Denmark
Leuchte von DOIY Design

Der Volksmund sagt nicht umsonst, man hätte ein Auge auf jemanden geworfen, wenn es um große Gefühle geht. Und was transportierte das besser als süße Kussmünder und verträumt lächelnde Gesichter? Auch die begegnen uns derzeit im Interior Design. Die Stücke begeistern durch feine Linien und Materialien wie Holz, Glas oder Stahl. Das sorgt für Understatement mit Hingucker-Effekt. Anders ausgedrückt: Bei diesem Trend sind die Stile so vielfältig wie die Symbolik des Auges selbst. Kein Stück gleicht dem anderen. Vorhang auf für die schönsten Designstücke.

1 Untersetzer von Images d’Orient
2 Servierplatte von Bjørn Wiinblad
3 Zitronenpresse von Monkey Business
4 Schüssel von Bloomingville
5 Champagnerflaschen-Verschluss von Alessi
6 Ofenhandschuh von Lili’s Loft
7 Sektkühler von Fürstenberg
8 Karaffe und Glas von Nude Glass

Die neue Niedlichkeit – Gesichter so süß wie Zuckerwatte

Riesige Kulleraugen, weiche Linien, runde Formen und bunte, meist in Pastell gehaltene Farben: Dieser Trend ist süß wie Zuckerwatte – und derzeit brandaktuell. Im Interior Bereich finden sich mittlerweile zahlreiche Elemente, von denen uns kindlich wirkende Gesichter fröhlich entgegenlächeln. Das Design hat die Niedlichkeit für sich entdeckt. Verspielte Figuren, zarte Looks und Items, die man am liebsten knuddeln möchte, selbst wenn sie aus Plastik oder Holz sind. Ein wenig hat das, zugegeben, auch mit Realitätsflucht zu tun. Das Erwachsenenleben einmal beiseite schieben und stattdessen für eine kurze Zeit endlich wieder einmal Kind sein. So wird das Zuhause zum heimeligen, sorgenfreien Rückzugsort, der manchmal sogar wie ein schöner Traum wirkt.

Aufbewahrungsbehälter von Rice

Neue Helden – Comic Style mit Weitblick

Bei diesem Stil dreht sich alles um Comics, genauer gesagt um waschechte Superhelden, wie wir sie aus dem Marvel und D.C. Universum kennen. Das hat Power – und zwar nicht nur auf der Leinwand oder zwischen zwei Buchdeckeln. Vor allem die Mode hegt schon immer eine scheinbar ganz besondere Leidenschaft für Comics und bringt den Trend in regelmäßigen Abstand immer wieder auf den Runway. Warum aber sind ausgerechnet Augen und Gesichter bei diesem Trend so begehrt? Na, weil jeder Superheld seinen treuen Begleiter braucht, der wachsam ein Auge auf ihn hat.

© Chiara Ferragni, Comme des Garçons, Fendi, Kenzo

Kultige Riten und Stämme – Das Design von LRNCE

Der Faible für Auge und Gesicht reicht bei manchen Designern sogar so weit, dass sie beides zum Hauptbestandteil ihrer Arbeit machen. So auch geschehen bei LRNCE, einem der wohl schönsten Beispiele, wenn es um Mimiken auf Porzellan und Textil geht. 2013 gründete die Belgierin Laurence Leenaert ihr Label. Inspiriert ist ihr Design durch kultische Riten und naturvölkische Stämme. Das erinnert mal an die traditionellen Inkamasken, mal hat man unweigerlich die Skulpturen und Malereien der Maya im Kopf. Immer aber geht es Leenaert bei ihrem Label darum, zu zeigen, wie kulturelle Einflüsse und traditionelle Handwerkstechniken zeitgenössisches Design nicht nur beeinflussen, sondern es auch auf ganz besondere Weise veredeln. Ihre Stücke leben daher gleichermaßen von der Magie des Blicks, wie sie durch den ästhetischen Clash von alt und neu ihre Wirkung entfaltet.