Best Buddy, Fashion-Piece und Objekt der Begierde. Taschen sind immer mehr als nur nützlich. Unsere Lieblingstasche begleitet uns zum ersten Date, im Job und auf Reisen. Im Alltag und zu besonderen Anlässen wird sie zum wunderschönen Teil unseres Selbst. Das gilt auch für die Herren, die zunehmend Wert auf das ultimative Must-have legen.
Handy, Geld, Schlüssel, Sonnenbrille – alles dabei? Klar. Die ewige Begleiterin schwingt locker über der Schulter und hält das Wichtigste parat. Und eines ist klar: Ob Clutch, Body Bag, Henkeltasche oder Weekender, erst die Tasche macht das Outfit komplett und ist gleichzeitig Ausdruck des persönlichen Lebensstils. Was dabei Trend ist, bestimmt nicht allein die Mode. Auch zeitgeistige und gesellschaftliche Strömungen haben Einfluss darauf, mit welchen Accessoires wir uns am liebsten schmücken.
Die Handtasche als Invest
Wer kennt ihn nicht, den Wirbel um die heißesten Designs der Saison. Auf den großen Laufstegen begeistern Marken wie Chanel, Gucci, Hermès, Prada oder Louis Vuitton mit ihren ausgefallenen It-Bags die Fashionistas der Welt. Mindestens genauso spannend wie die neuen Kollektionen ist allerdings auch die Entwicklung, dass Luxus-Handtaschen ähnlich wie Uhren und Schmuck auch als Geldanlage gehandelt werden. Angeheizt durch Social Media Hypes, hat sich hier ein Markt entwickelt, auf dem Secondhand-Accessoires teils traumhafte Renditen verzeichnen. Wer sich etwa 1980 eine „Speedy“ von Louis Vuitton für umgerechnet 130 Euro geleistet hat, kann heute dafür bis zu 900 Euro verlangen. Und das ist nur der Anfang. Die Topmodelle der großen Modehäuser erzielen inzwischen Preise von 5.000 bis 350.000 Euro und mehr.
Lieblingsteile im Kreislauf
Weniger als Invest denn als Gegenbewegung zur „Fast Fashion“ ist die „Preloved Fashion“ zu verstehen. Hier wandern angesagte Kleider und Accessoires als Secondhand-Mode zurück in den Kreislauf. Gehandelt werden Einzelstücke begehrter Luxus-Marken genauso wie Lieblingsteile großer Modeketten. Die höchsten Wiederverkaufswerte erzielen laut des Wirtschaftsmagazins Brand Eins aber auch hier Marken wie Hermès, Chanel, Louis Vuitton und Gucci. Wer immer topaktuell sein möchte, aber weniger Wert auf Besitz legt, der kann sich seine Lieblingstasche auch leihen. Die unterschiedlichen Konzepte der Anbieter reichen von einer Einzelvermietung – zum Beispiel für ein besonderes Event – bis hin zu einer Clubmitgliedschaft mit monatlicher Flatrate für die neuesten It-Bags. Bekannte Online-Portale sind unter anderem FOBE (D), Me To You Bag (CH), RentYourLuxury (Lie), CocoonClub (UK) oder BagToBorrow (USA).
Aktuelle Taschentrends
So beliebt die schillernden Luxusstücke bei den einen auch sind, so verzichtbar sind sie für die anderen. Sei es wegen der Kosten, weil man sich einfach nicht damit identifiziert oder aus einem anderen Grund. Eins ist klar: Um mit den aktuellen Trends zu gehen, müssen wir nicht unbedingt auf die großen Namen der Mode- und Designwelt zurückgreifen, sondern können aus einer Vielzahl an unterschiedlichen Anbietern auswählen.
Zudem zeigt sich, dass zumindest Teile der Modewelt begonnen haben, sich etwas langsamer zu drehen. Veränderungen, wie etwa die spürbare Abkehr von „Fast Fashion“, lassen die Kollektionen nachhaltiger und auch modisch langlebiger werden. In der Folge entwickeln Designer:innen ihre Neuheiten behutsam weiter und machen sie vielseitig kombinierbar.
So gehören etwa Volume-oder Cloud-Bags mittlerweile zu den absoluten Klassikern. Die Designs zeichnen sich wie etwa bei Gabor Bags durch ihr weiches Material und ihre voluminöse, bauschige Form aus. Typisch sind Steppungen, Rüschen und ein Glanz, der die Blick auf sich zieht.
Dem gegenüber steht ein natürlicher Style, der sich durch spannende Verzierungen mit ursprünglichen Touch auszeichnet. Lässig und edel zugleich wirken etwa handwerkliche Peitschenstiche oder geflochtene Fronttaschen wie bei dem Modell „Paula“ von Bull & Hunt. Lange Fransen und Hard-Rock-Elemente wie klobige Metallketten und Ösen wiederum verleihen der Tasche einen wilden, verwegenen Look.
Sowohl klobig als auch zart zeigen sich die Chain Bags, sprich Taschen mit Kettenhenkel. Toll: Wer seine Lieblingstasche ein wenig aufpeppen will, erreicht durch eine neue Kette mit kleinem Aufwand einen großen Effekt wie bei der Serie „TwistTwins“ von Volker Lang.
Was Form und Volumen angeht, so setzen sich auf der einen Seite geräumige Modelle wie Oversized und Bucket Bags durch. Auf der anderen Seite sind die kleinen, smarten Body Bags bei Herren wie Damen echte Liebhaberstücke geworden. Quer über den Körper getragen, prägen sie das aktuelle Straßenbild. Noch kleiner, aber nicht weniger schick, sind auch die facettenreichen Handy Bags. Als „Clutch für den Alltag“ bieten sie Platz für das Allernötigste – und sind dabei ein wunderbar modisches Gadget.
Farbe, Farbe, Farbe!
Entspannte Basics und die Tasche als Eyecatcher: Nicht nur französische Frauen wissen, dass es vor allem die Accessoires sind, die den perfekten Look ausmachen. Ob die passende Tasche dann dezent oder knallig sein soll, mag eine Frage des persönlichen Stils seins. Fraglos ist, dass starke Farben für einen starken Auftritt sorgen. Designer*innen entfalten dafür eine herrliche Palette an leuchtenden Tönen.
Aktuell stehen die Zeichen auf Grün, was Autonomie, Würde, Hoffnung, Natur und das neu entstehende Leben verkörpert. Dazu begeistern Marken wie Chi Chi Fan mit leuchtenden Farben wie Gelb und Orange, die Lebensfreude und Aufbruchstimmung vermitteln. Gut zu wissen: Welche Farbe welche Bedeutung hat, unterscheidet sich von Kultur zu Kultur. In einer Sache ist sich die Welt aber wohl ziemlich einig: Über den Planeten hinweg ist Blau die ungeschlagene Lieblingsfarbe – und zwar von Männern wie von Frauen.
Zeitlose Schönheiten
Ebenfalls grenzenlos en vogue sind avantgardistische und kunsthandwerkliche Designs. So wie die Schultertasche „Arcade“ der Berliner Taschenmanufaktur Olbrish. Das mehrfach mit Designpreisen ausgezeichnete Modell wird aus Rosshaar gefertigt. Der auffallende Federstahlverschluss sorgt dafür, dass sich die Tasche elegant an den Köper anschmiegt. Neben klassischen Farben und Designs setzt das Modell in hochaktuellem Grün auch modische Statements.
Alles andere als alltäglich ist das Modell „Ballo“ von Hester van Eeghen. In den Niederlanden entworfen und in Italien gefertigt, verbindet der Eyecatcher traditionelle Herstellungskunst mit einem zeitgemäßen Designansatz.
Der Mann und seine Tasche
Und der Mann? Sportbeutel, Aktentasche, fertig? Weit gefehlt! Modebewusste Herren sind mit ihren Taschen nicht weniger wählerisch als Frauen. Hier eine kleine Auswahl aktueller Lieblingsmodelle des zeitgemäßen Mannes:
Die Crossbody Bag ist wahrscheinlich die praktischste Alltagstasche für Männer. Ob hippe Bauchtasche oder eher klassisch mit langen Schultergurt, diese Modelle sind auf dem besten Wege dazu, für Männer genauso normal zu werden wie der ewige Rucksack. Designer*innen finden heute viele Wege, sie mit allem zu kombinieren. Das gilt vom Trainings- bis zum Maßanzug, die auch besser sitzen, wenn die Taschen nicht durch Handy, Schüsselbund und Brieftasche ausgebeult werden. Beliebt sind gut gearbeitete Modelle aus hochwertigem Naturleder wie von Ackermann und Sonnenleder, die durchs Tragen an Charakter gewinnen.
Die Tote Bag, die klassische Henkeltasche, ist ein Multitalent und liegt irgendwo zwischen Aktentasche und Rucksack. Sicher ist sie nicht jedes Mannes Sache – aber von der richtigen Machart ein echtes Statement. Ähnlich wie die klassische Aktentasche, die derzeit ihrem verstaubten Image entflieht. Mutige Designer*innen positionieren die klassische Briefcase als Must-have für den Gentleman der neuen Generation.
Die harte Konkurrenz ist und bleibt der Rucksack. Spätestens seit er sich als Laptoptasche auch für Anzugträger etabliert hat, ist der Backpack zum unverzichtbaren Style-Faktor geworden. Modebewusste Herren geben für schicke Modelle aus hochwertigem Leder gerne auch etwas mehr aus. Im Trend liegen hierbei sehr flexible Designs, die unterschiedlich getragen werden können – und dabei umwerfend aussehen. So wie das Modell „Flippety“ von Hester van Eeghen, das zwischen Rucksack, Arbeits- und Umhängetasche switchen kann.
Und natürlich die Reisetasche! Wie zufällig passt das Modell, das er sich lässig über die Schulter wirft, perfekt zur Uhr und den Lieblingsschuhen. Es hat sich herumgesprochen: Ein schicker Weekender lässt auf einen Mann mit Geschmack und Muße schließen. Besonders beliebt sind Taschen, die ein Leben lang halten und mit jedem Abenteuer ein Stück schöner, interessanter und wertvoller werden. Anbieter wie Harolds und Sonnenleder verbinden dabei ganz bewusst Nachhaltigkeit und Individualität: Das pflanzlich gegerbte, naturbelassene Leder wird durch die Patina nur noch schöner. Je nach Modell besteht das Innenleben aus Bio-Baumwolle oder einem Textilmix aus recyceltem PET.
Nachhaltig schön
Das führt automatisch zu einem weiteren wichtigen Taschentrend: der inneren Schönheit. Nachhaltigkeit ist ein Megatrend, der alle Lebensbereiche durchdringt. Und so soll auch die Tasche samt Inhaltsstoffen und Story zum achtsamen Lifestyle passen. Aspekte wie nachhaltige Materialien, umweltfreundliche Herstellungsweisen und eine nachvollziehbare Herkunft werden so zunehmend zum Love Factor.
Viele junge Marken nehmen sich diesem Thema an. Das Start-up Airpaq etwa verarbeitet Industrieabfälle zu Rucksäcken und Taschen. Inzwischen haben über 38 Tonnen Autoschrott und 17.000 Gurtschlösser in rund 55.000 Airpaqs ihr zweites Leben gefunden. Vom Öko-Look sind die stylishen Modelle genauso meilenweit entfernt wie die Rucksäcke von XD Design, die aus recycelten PET-Flaschen gefertigt werden.
Nachhaltig schön kann aber auch heißen, die hochwertige Lieblingstasche für immer zu behalten. Einfach, weil sie der beste Schmuck und wunderschöner Teil unseres Selbst ist.
Titel: Ackermann / Aimi / Bull & Hunt / Chi Chi Fan / Hester van Eeghen / Sonnenleder
