Wenn zwei leidenschaftliche Frankfurter – Messe-Geschäftsführer Detlef Braun und Christian Mook, preisgekrönter Gastronomieunternehmer – an einem Tisch zusammenkommen, ist augenblicklich die Mainstadt Gesprächsmittelpunkt. Leben, Arbeiten und Genießen am internationalen Spot achten sie als hohes Gut und alles Neue beobachten sie mit größter Aufmerksamkeit. Wir waren beim Treffen der Kenner dabei und erfuhren, warum der Blick über den Tellerrand so wichtig ist und was Frankfurt gerade auf großer Flamme kocht.
Gelungene Metamorphose
„Sensationell geworden“, schwärmt Detlef Braun über das Interieur in der Brasserie und Austernbar Mon Amie Maxi in der Nähe der Alten Oper. Nach einem kompletten Makeover hat sich das Restaurant neu definiert, passé ist der Pariser Bistro-Stil, stattdessen sorgen überall flauschige Samtsessel, Lüster des belgischen Designers Pieter Porter und üppige Blumenarrangements neben einem sinnlichen Farbkonzept für eine geradezu burleske Atmosphäre. Christian Mook, der Kopf hinter dem opulenten Ergebnis, freut sich über so viel Anerkennung und möchte es sich nicht nehmen lassen, die radikale Metamorphose zu erläutern: „Mir schwebte ein royaler Landhausstil – Maison de Campagne – vor.“ Die rustikalen Stoffservietten sind Teil des Konzepts, sie lösen ein Augenzwinkern im Beisein von Champagner oder einem 99er Montrachet aus.
Für die Ausstattung seiner Restaurants sammelt der gebürtige Frankfurter weltweit Inspirationen, auch hält er Ausschau nach Manufakturen und plant die Ambiente jedes Jahr fest im Kalender ein, wie er verrät: „Halle für Halle gehe ich durch. Schon viele Lieferanten lernte ich so kennen. Beispielsweise entdeckte ich Kupfergeschirr für unser Restaurant ‚The Ivory Club‘, bei dem wir als die Ersten das Konzept ‚Englischer Club im kolonialen Indien‘ kreierten. Auch in Sachen Tischkultur werde ich fündig, für unser neues Restaurant mit modern interpretierter deutscher Vintage-Küche fand ich genau das passende Besteck und stilvolle Gläser.“
Alles, was die Welt begehrt
Die Liebe zu Frankfurt. Ein Gefühl, das die zwei Hessen mit jeder Faser leben. Die Vielflieger kommen auf die kurzen Wege zu sprechen. „Alles ist ein Katzensprung. Von meiner Wohnung oder vom Messegelände bin ich schnell am Flughafen, wo die Anbindung mit Nonstop-Flügen grandios ist“, erklärt Detlef Braun und bekommt Zustimmung vom Gastronomen, der mit seiner Familie im Westend lebt. Auch dass Frankfurts Skyline rasant und luxuriös wächst, gefällt ihnen. „Diese neue Lust am Hochhauswohnen finde ich cool, und was der Bauboom bringt, ist nach internationalen Maßstäben spektakulär“, sagt Christian Mook begeistert und denkt dabei aus gutem Grund auch an den neuen Henniger Turm, einen der höchsten Wohntürme Deutschlands. In rund 140 Meter Höhe eröffnet die Mook Group noch in diesem Jahr das Restaurant „Franziska“. Ein Donnerhall ist geplant, wie alles, was der Vollblut-Gastgeber anfasst: „360-Grad-Aussicht. Ein verglastes Skydeck. Um den inneren Erschließungskern wird sich ein runder und komplett offener Küchen-Tresen schmiegen. Damit verbinden sich zwei der angesagtesten Gastro-Trends der Welt: Chef’s-Table-Counter und Rooftop-Dining.“ Für Gastronomie im Premiumbereich ist in der Messemetropole immer Luft nach oben, und der Lifestyle einer Stadt spricht sich herum. „Wir haben oft über 180 Nationen zu Gast“, so Messe-Chef Detlef Braun, „und unsere Aussteller und Besucher schätzen sehr die emotionalen Facetten dieser Stadt. Exzellente Gastronomie, auch Museen und eine starke Kreativszene stellen hierbei extrem wichtige Faktoren dar, und diese gilt es in Zukunft weiter auf hohem internationalem Niveau zu fördern. Das Image der reinen Bankenstadt hat Frankfurt ohnehin abgelegt.“
Apfelwein, Lifestyle und Jil Sander
„Wenn ich nicht im eigenen Restaurant bin, dann auf Expedition. Neue Konzepte zu scouten und zu entwickeln, ist meine Leidenschaft. Ich suche meine Reiseziele immer nach der Gastronomie aus. Machen in London spannende Restaurants auf, bin ich dort.“ Gerade sah Christian Mook in Moskau Konzepte, die auch in Frankfurt funktionieren könnten. „Im ‚Ugolek‘ etwa wird das Fleisch in einer offenen Showküche auf echtem Feuer gemacht, auf historischen Herden, sehr lässig.“ Besuchen ihn Freunde in Frankfurt, „zeige ich gern traditionelle Apfelweinwirtschaften, einer meiner Lieblinge ist der ‚Kanonesteppel‘. Außerdem sind wir öfters im Bad Homburger ‚Wasserweibchen‘.“ Apropos spannendes London. Über die Themsestadt sprechen, deren Restaurants als die Speerspitze gastronomischer Trends gelten, heißt in Frankfurt auch, über den Brexit sprechen. Detlef Braun sieht einen Synergieeffekt: „Mit den Briten, die sich in den nächsten Jahren hier niederlassen werden, kommt auch deren Lifestyle verstärkt an. Und sie werden die gastronomischen und kulturellen Angebote suchen, wie sie diese aus London und anderen Metropolen kennen. Alles in allem wird Frankfurt noch vielfältiger, noch internationaler, was sich nicht nur in der Gastronomie widerspiegeln wird. Design- und modeaffine Briten wie überhaupt das Publikum aus aller Welt honorieren schon jetzt solche hochrangigen Präsentationen wie die aktuelle Jil Sander-Schau im Museum Angewandte Kunst.“ Von wechselseitigen Inputs und Einflüssen profitieren alle. „Neben einem Big Player wie London sind auch kleinere Städte für mich eine Quelle der Inspiration, in Amsterdam gibt es beispielsweise jede Menge Mega-Spots, und das nicht nur im Kreativ-Kiez Noord“, schwärmt der „Foodverrückte“, wie sich Christian Mook selbst bezeichnet. Seine Tipps für die Grachtenstadt lassen da nicht lange auf sich warten: „‘Mr. Porter‘ ist eines der coolsten Steakhäuser, die ich je gesehen habe. Und in einem ehemaligen Bankhaus im Stadtzentrum ist die französische Bar-Brasserie ‚The Duchess‘ ein Spot, den man nicht mehr vergisst. Nur so funktioniert es, ob in Amsterdam, London oder Frankfurt. Wenn der Gast sagt, die Atmosphäre, das Essen, der Service, alles ist jeden Cent wert, dann haben Gastronomen es richtig gemacht. Es wäre allerdings falsch, nur irgendwelchen Trends hinterherzuhecheln, im Idealfall kreiert man selber welche.“ Für ihn hat Messe-Macher Detlef Braun eine gute Nachricht: „Amsterdams Design-Szene kommt auf die Ambiente. Die Niederlande, unser diesjähriges Partnerland, ist ein kleines, aber extrem wichtiges Land im Bereich Interior Design. Das wird von vielen leider noch unterschätzt.“
Gut leben und arbeiten in Frankfurt
Meine Stadt. Mein Zuhause. Detlef Braun mag es in seiner Wohnung im Nordend-Quartier minimalistisch und klar, mit viel Weiß sowie einigen roten Farbakzenten. Der andere schwelgt in einer barocken Inszenierung, da ist viel Lust an Luxus und Très Chic-Eyecatchern, auch spielt Kunst eine wichtige Rolle. Der Messe-Chef bringt es auf den Punkt: „Meine Wahlheimat Frankfurt ist ein Gesamtpaket, top in Sachen Job, Business und Anbindung. So kompakt wie kaum eine andere Stadt dieser Größe. Ich fühle mich hier sehr wohl.“ Er kennt viele trendhungrige Metropolen. Bevor er zurück nach Hessen kam, wo er in Erbach im Odenwald aufwuchs, lebte er unter anderem in New York und Tokio. Die Hälfte seiner Zeit verbringt er heute im Ausland. Das Kochen am eigenen Herd, Anrichten und Essen in entspannter Atmosphäre, im Sommer auf der Terrasse, will er nicht missen. Geht auch mal die Pizza im Karton an der Haustür? „Das kommt vor. Food Delivery ist beliebt wie nie. Die Amerikaner machen es vor“, weiß Detlef Braun. Sein Gegenüber schmunzelt, denn ihm gehören mehrere Restaurants in Laufnähe seines Familiendomizils, er isst täglich in einem. Ausliefern tun diese ihre Spezialitäten nicht. Christian Mook zeigt Kante: „Luxury Home Delivery mag in Berlin ein bärenstarkes Thema sein, aber nicht bei uns. Ein gutes Steak, Sushi und Austern verdienen es doch, in einer anregenden und geselligen Atmosphäre genossen zu werden. Das kann bei Convenience-Produkten eine große Zukunft haben, aber nicht dort, wo es neben Spitzengenuss um ein Erlebnis für den Gast geht.“
Gastro-Couture und die Farbe des Jahres
Um seine Prognose an einem weiteren Beispiel anschaulich zu machen, bittet der Connaisseur in den Pan-Asian Supperclub Zenzakan. Es sind nur wenige Schritte dorthin, aber man glaubt sich in den weiten Räumen einer ehemaligen Firmenkantine in eine exotisch-mondäne Welt fern von Frankfurt versetzt. Schwarze Wände, goldene Buddhaköpfe, asiatische Antiquitäten und Drachenstatuen – alles in allem eine geheimnisvoll illuminierte Schatzkammer. Aus der ganzen Welt hat Christian Mook die zahlreichen liebevollen Details zusammengetragen. Die Augenweide gipfelt in einer kontemplativen Tischdekoration, die den traditionellen Japan-Farben huldigt. Die schwarzen Lack-Essstäbchen präsentieren sich hier als trendiges Mood-Tool. „Ich mache Restaurants in erster Linie für mich selber“, sagt Mook und offenbart damit vielleicht das Geheimnis seines Erfolgs. Ein freier Geist, globales Denken und die Lust auf Heimspiele. Darin liegt der wahre Luxus.
Bleibt abschließend noch zu fragen, was die Weltbürger von der Pantone Farbe des Jahres – „Ultra Violet“ – halten. Der edle Lilaton soll für Einfallsreichtum und visionäres Denken stehen, psychologisch bringt die Farbe überall eine angenehme Ruhe ins Spiel. Unisono urteilen die Kenner: „Super. Mystisch und originell.“ Auf Kombination und Material komme es an. Metallic- oder Gelbtöne seien gute Partner. Christian Mook denkt dabei an das klassische Lila des Modedesigners Yves Saint Laurent, „dessen Damenduft ist unverwechselbar mit einem lilafarbenen Flakon verknüpft.“ Was an neuen Lifestyle-Produkten in der Trendfarbe kommt, wird man auf der Ambiente sehen können.