Von der Kollegin KI bis zu New Leadership: In einer aktuellen Studie gibt das Zukunftsinstitut einen Ausblick darauf, wie sich die globale Arbeitswelt verändert – und läutet die „Post New Work Ära“ ein. Ist der Megatrend Geschichte? Antworten gibt Harry Gatterer, CEO des Zukunftsinstituts.
Der Begriff New Work, wie ihn Frithjof Bergmann in den 1980er Jahren prägte, beschreibt eine zukunftsweisende Arbeitsgestaltung, die die Bedürfnisse der Menschen und die Anforderungen der Wirtschaft vereint. Wie stark diese Idee heute die Gestaltung moderner Arbeitslandschaften prägt, zeigt unter anderem der Ambiente-Angebotsbereich Working, der sich in kürzester Zeit zum unverzichtbaren Hub entwickelt hat. Nun spricht das Zukunftsinstitut vom Eintritt in eine neue Ära. Anlass ist die Studie „13 Trends für die Zukunft der Arbeit“, die der international renommierte Think Tank für Trend- und Zukunftsforschung Anfang des Jahres herausgegeben hat.
Herr Gatterer, was hat es mit der „Post New Work Area“ auf sich?
Der Megatrend New Work erlebt vor allem im deutschsprachigen Raum einen Boom. Global entwickelt sich das Thema allerdings in eine andere Richtung und entfernt sich von dem ursprünglichen sinnstiftenden Ansatz hin zu einer technosozialen Arbeitswelt. Zu beobachten ist diese Entwicklung vor allem in technologieaffinen Ländern wie Japan oder in den USA. Hier spricht man auch gar nicht mehr von New Work, sondern von ‚Future of Work‘ oder ‚Future of Organisation‘.
Technosoziologisch klingt kompliziert. Was bedeutet das?
Im Arbeitsumfeld bedeutet technosoziologisch, dass wir Technik nicht mehr nur im herkömmlichen Sinne als Geräte benutzen, sondern mit Technologie tatsächlich zusammen arbeiten. Hier spielt das Thema künstliche Intelligenz (KI) eine große Rolle. Sie können das überall beobachten: KI-Lösungen übernehmen zunehmend relevante Funktion. Sie unterstützen die Arbeitenden bei inhaltlichen Aufgaben, helfen Fehler zu vermeiden und strategische Entscheidungen zu treffen. Teils werden ganze Aufgabenbereiche auf sie übertragen, man denke etwa an Chatbots im Kund*innen-Service. Bildlich gesprochen wird Technologie zur Kollegin und erhält ihren Platz im Organigramm.
Ihre Studie definiert 13 Untertrends. Welche sind für Sie die drei wichtigsten Erkenntnisse?
Für mich ist das erstens die Transformation in genau diese technosoziale Arbeitswelt. In deren Kontext werden wir den Wert der menschlichen Arbeit neu verhandeln müssen. Hierbei eine gute Balance zu finden, stellt meines Erachtens eine der größten Herausforderungen dar. Das zweite Thema ist die „Human-to-Human-Experience“, also die zwischenmenschliche Begegnung, die in diesem technosozialen Umfeld einen völlig neuen Stellenwert erhält. Und drittens sehe ich die Notwendigkeit zum „Generational Leadership“ – also zum klugen Zusammenwirken von Jung und Alt.
Wie verändern KI & Co. unsere Arbeitsumgebungen?
Insgesamt dürfen wir uns darauf einstellen, dass die Arbeitswelt in ständiger Bewegung bleibt. Das erfordert weiterhin hybride, hochflexible Bürolandschaften, die auf ein kontextunabhängiges und stark vernetztes Arbeiten eingerichtet sind. Ein Fokus liegt aber auch auf der ‚Human-to-Human-Experience‘. Hierbei gilt es, den Menschen und seine besonderen Fähigkeiten noch einmal ganz neu in den Mittelpunkt zu stellen. Dabei dürfen wir ruhig generationsübergreifend denken – mit intelligenten Raumkonzepten, die nicht nur die Gen Z abholen, sondern auch die ältere Generation.