Veni, Vidi, Vino!

„Soll denn doch getrunken sein, trinke nur vom besten Wein“, schrieb schon Johann Wolfgang von Goethe, und viele Frankfurter halten es bis heute wie der berühmteste Sohn der Mainmetropole. Wir haben ausgewählte Frankfurter Vinotheken besucht und verraten Ihnen, wo sie in der Stadt hervorragende Weine kaufen können.

Der Frankfurter genießt gerne, und da darf auch ein guter Wein nicht fehlen. Frankfurt ist immerhin eine der wenigen deutschen Großstädte mit einem eigenen Weinberg direkt im Stadtgebiet und somit nicht nur Mainmetropole, sondern auch Weinmetropole. Wir stellen Ihnen Frankfurter Weinhandlungen mit ausgezeichnetem Sortiment vor.

Frankfurt/Wein

Wir beginnen bei „Frankfurt/Wein“ in der Wittelsbacherallee, und schon beim Betreten der Weinhandlung wird klar: Hier fährt man eine klare Linie. Das gilt sowohl für das puristische Ladendesign als auch für das Sortiment, das ausschließlich aus deutschen Weinen besteht. Von Leuchtelementen aus Milchglas angestrahlt, verlocken die unzähligen Flaschen zum ausgiebigen Stöbern. Man müsse sich eben entscheiden, erklärt Weinhändler Gernot Dorsch, ob man von allem ein bisschen anbieten oder sich ganz auf eine bestimmte Nische konzentrieren wolle. Seine liegt seit einigen Jahren absolut im Trend. Das europäische Umland sei absolut verrückt auf deutsche Weine, berichtet er. Und auch bei den deutschen Kunden sei Regionalität wieder sehr gefragt. Stundenlang könnte man zuhören, wie er erklärt, was Donald Trumps Wahlsieg für den internationalen Weinhandel bedeutet oder warum süßen Weinen leider noch immer ein schlechter Ruf anhaftet. Echte Begeisterung, die ansteckt. Kein Wunder, dass „Frankfurt/Wein“ unlängst zur zweitbesten Weinhandlung Deutschlands gewählt wurde.

Weinhalle am Merianplatz

Ein paar Gehminuten entfernt befindet sich mit der „Weinhalle am Merianplatz“ eine seit rund zwanzig Jahren inhabergeführte Weinhandlung. Auch hier macht sich der Hype um den immer besser werdenden Wein aus hiesigen Gefilden bemerkbar, den Großteil machen allerdings Weine aus dem europäischen Umland aus. Probieren lässt man uns einen hervorragenden Rotwein aus Italien, bevor wir noch ein wenig die hohen Regalwände entlang wandern. Holzkisten, Industrielampen und ein großer Kronleuchter an der Decke sorgen für ein tolles Ambiente. Fast immer werde man von Kunden nach seinem Lieblingswein gefragt, erzählt Thomas Schlepütz, einer der Inhaber. Doch auch wenn er bestimmte Rebsorten bevorzuge, mache es die Neugier und Leidenschaft unmöglich, sich auf einen Einzigen festzulegen. Nach einem weiteren Streifzug durch Frankreich, Spanien und vorbei an Österreich ziehen wir weiter, allerdings nicht ohne noch eine Flasche des italienischen Rotweins mitzunehmen.

In bester Nachbarschaft haben sich im Frankfurter Westend gleich zwei, recht unterschiedlich sortierte, Vinotheken niedergelassen. Zunächst gehen wir bei der „Weinhandlung Dr. Teufel“ vorbei, die zu den ältesten Weinhandlungen Frankfurts gehört, über zwei Standorte verfügt und noch immer in Familienhand ist. Gerade ist eine große Lieferung gekommen und eilig werden Kisten weggetragen. Die Weine kommen hier aus aller Welt – so zum Beispiel aus Chile oder Israel. Neue Weine probiert zunächst der Chef persönlich, dann im Idealfall alle Mitarbeiter. Fällt das Urteil positiv aus, landet die Flasche im Regal. Besonders stolz, erklärt man uns, sei man auf den großen Fundus älterer Jahrgänge. Die Mitarbeiter erscheinen überaus kundig und wissen selbst schwierige Fragen zu beantworten. Kein Wunder! Jeder von ihnen kenne mindestens die Hälfte der angebotenen Weine aus Eigenverkostung, versichert man uns. Klingt nach einem absoluten Traumjob.

Westlage

Folgt man der Straße ein Stück weiter, bleibt man zwangsläufig an einem stilvoll dekorierten Schaufenster stehen. Wo jetzt seit nunmehr fünf Jahren die Weinhandlung „Westlage“ beheimatet ist, befand sich vor vielen Jahren einmal eine Bäckerei. Das opulente Schaufenster ist ein Überbleibsel aus der guten alten Zeit. Auch im Inneren setzt sich die geschmackvolle Dekoration fort und lenkt zusammen mit Kerzen, modernen Wandpaneelen und Holzmöbeln vor anthrazitfarbenen Wänden fast vom Wesentlichen ab: dem Wein. Der kommt hier ausschließlich aus der Pfalz, der Heimat des Inhabers Andreas Georg Dresch. Seine Winzer kennt er daher schon lange, auch wenn sich, so sagt er, mittlerweile ein Generationenwechsel bei den Pfälzer Winzern vollzogen habe. So seien seine Weine ebenso wie die Winzer jung und individuell.

Winebank

Zum Schluss verschlägt es uns in die Innenstadt, und wir statten der „wineBANK“ einen Besuch ab, die in einer Bankenstadt wie Frankfurt natürlich nicht fehlen darf. Carlos Schönig und Jean-Pierre Berlejung haben das Konzept eines Private Members’ Clubs für Weinliebhaber aus dem Rheingau nach Frankfurt gebracht. Privatpersonen können hier gegen eine Gebühr ihren Weinvorrat einlagern und mittels Chipkarte jederzeit samt Freunden vorbeikommen. Uns interessiert jedoch besonders die Vinothek im Erdgeschoss, die wie ein modernes und gemütliches Esszimmer daherkommt. Als wir vorbeischauen, sitzt auch bereits eine gesellige Runde an einem der Tische und lässt sich eine Flasche Weißwein schmecken. Ein besonderer Clou erlaubt es, dass in der „wineBANK“ auch alte, seltene und entsprechend teure Weine glasweise verkostet werden können. Dank eines ausgeklügelten Schanksystems lässt sich der restliche Wein wieder in der Flasche konservieren.