„Making Space“ – so definierten die diesjährigen „Trendwatcher“ eine große Strömung. Wie schon in den Jahren zuvor gingen Studierende der Fontys University of Applied Science aus dem niederländischen Tilburg auf der Ambiente auf Trendsuche. Bei einer geführten Tour sprachen wir mit Trendwatcherin Stephanie van Vlerken. Sie erklärt, warum wir uns nach Ordnung sehnen.
Vor Leuchten wie aus der Mathematikstunde bleiben wir stehen. Raute, Diamantenform, Dreieck – sie sind ohnehin heiße Trendanwärter. Bei den minimalistischen Leuchten von Designobject.it bekommt die Geometrie gewissermaßen St(r)ahlkraft. „Craving Symmetrie“ nennt Trendexpertin Stephanie van Vlerken das: „Wir leben in einer reizüberflutenden Welt und sehnen uns im modernen Interieur nach klaren Silhouetten. Elementare Formen und Muster entsprechen diesem Wunsch. Sie zu sehen, schafft Ordnung und Harmonie in unserem Kopf. Ja, sie geben uns inneren Frieden.“ Die 24-jährige erläutert kurz das Vorgehen ihres Teams. „Wir beginnen etwa fünf Monate vor der Ambiente mit unseren Recherchen und Analysen. Studieren alles, was auf gesellschaftlichen Ebenen passiert, auch was sich in der Weltpolitik tut. So kommen wir mit einem fertigen Trendbuch nach Frankfurt. Hier suchen wir Produkte, die den Trends zugeordnet werden können.“ Good to know: „Ein Produkt stößt niemals einen Trend an. Vielmehr ist es so, dass ein Trend entsprechende Produkte nach sich zieht.“
Sich Raum schaffen. Wie lässt sich aus einer winzigen Wohnung – und in den Metropolen nimmt ihre Zahl stetig zu – maximaler Wohnkomfort herausholen? Zuvorderst mit Hilfe von flexiblen Möbeln und Ordnungshelfern, wissen die Trendwatcher und führen uns auf der Ambiente zu einer pfiffigen Idee von Umbra Shift. Deren Designer haben ein absolutes Multifunktionsmöbel entworfen: Stuhl, Kleiderhaken, Stummer Diener und Eyecatcher in einem. Raumsparender geht es kaum. Industriedesignerin Jessica Herrera hat sich dagegen des Tisches angenommen, diesen mittels Klappmechanismus hochspezialisiert. Ihre Regalensembles hängen von der Decke. „Meine Schwester lebt in Brooklyn, ich in San Francisco. Dort überlegt man sich genau, was auf den wenigen Quadratmetern sinnvoll ist“, erzählt die 23-jährige Amerikanerin.
Stephanie van Vlerken schaut in die Zukunft des Wohnens: „Wir leben nicht mehr dreißig Jahre oder länger an einem Ort. Das macht flexiblere und leichtere Möbel notwendig. Zugleich sehnen wir uns nach Ordnung – denn die Welt wird tendenziell immer chaotischer.“ Außen gefühlte Unsicherheit, die der Einzelne nicht beeinflussen kann, zuhause das Streben nach geordneter Harmonie. Ein bisschen Biedermeier hören wir aus dem Trend „Making Space“. Eine sehr softe Farbpalette von Rosa bis Himmelblau verstärkt psychologisch den Kuschelfaktor.
Das nächste Trendprodukt nimmt uns sofort in Be-Sitz. Es ist einfach zu verführerisch, sich auf das Rund-Sofa von FlexibleLove (by Gerling Living) zu setzen. Durch seine spezielle Wabenstruktur lässt es sich individuell anpassen. Kaum zu glauben, dass recyceltes Papier so viel Gewicht tragen kann. Ausziehbar ist das Modell für bis zu 8 Personen, auf größeren finden bis zu 16 Personen Platz. Wir sagen: das reinste Raumwunder! Nur nach draußen sollte man das Wunder nicht stellen.
Apropos Regen: Die grünen Wände von Style Green brauchen kein Wasser mehr. Wir dürfen anfassen. Und tatsächlich, die konservierten Pflanzen fühlen sich echt an. „Wir müssen noch stärker auf natürliche Ressourcen zurückgreifen, damit sich das ökologische System im Ganzen erholen kann. Das ist eine der größten Herausforderungen unserer Zeit. Mit dem dazugehörigen Trendbegriff ‚Green Prestige‘ wollen wir formulieren: die Schätze aus der Natur sind der neue Luxus“, sagt Stephanie van Vlerken. Bereits in ihren Vorstudien fanden die Trendwatcher zahlreiche Beispiele. Etwa Möbel und Wohnaccessoires, die Pflanzen oder Insekten abbilden oder sogar nachempfinden. Auch Blüten, die wie wertvolle Juwelen hinter Glas präsentiert werden.