Teppichfürst Kamyar Moghadam sieht gelb.

Schon der Vater von Kamyar Moghadam war Hoflieferant des monegassischen Fürstenhauses. Der gebürtige Hanauer ist Designer und Retailer avantgardistischer Luxusteppiche. Studiert hat er – gemeinsam mit Modemacher Tom Ford – Design in Paris. Heute lebt er in Monte Carlo und betreibt mit seinem Label „Fashion for Floors“ Concept Stores in Monaco, Paris und Frankfurt. Auf der Ambiente erzählte der Designer über die neue Lust am Wandteppich und die Trendfarbe Kanariengelb.

Er läuft schnell, viel Zeit hat er nicht. Wie immer. „Ich bin ein Jäger. Inspirationen interessieren mich“, sagt Kamyar Moghadam, als wir ihn zum Rundgang treffen. Gemeinsam streifen wir durch die Hallen, sein Urteil fällt der 46-jährige Designer sofort. Das geht, das nicht. Was geht, ist Gelb. „Das ist eine der nächsten großen Farben. Sonnengelb, Zitronengelb oder Kanariengelb. Hauptsache, es quietscht“, erklärt er. Seine aktuelle Teppichkollektion greift ebenfalls genau diese starke Sommerfarbe auf. Als „DJ der Bodenbeläge“ sah er sich einmal. Der Deutsch-Iraner mixt unkonventionell – Wolle, Filz, cooles Denim, Fell, gefärbt, rasiert, gekämmt, mit Farbklecksen und so weiter. Nun also viel Gelb. „Der Wandteppich ist zurück“, überrascht er uns. Wir denken an alte Villen mit historischen Tapisserien. Und an Makramee-Handarbeiten. Alles angestaubt und altbacken. „Die neuen Wandteppiche sind völlig anders: Floor Couture, sinnlich und auch exzentrisch.“

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Der große „Natural“-Trend, der sich auf der Ambiente wie ein roter Faden durchzog, sei zu einhundert Prozent sein Ding. „Es geht mir darum, Details aus der Natur, beispielsweise die Struktur von Vogelfedern, auf Teppiche zu übertragen.“ Eines ist ihm jedoch partout nicht zu entlocken: „Diskretion.“ Wir hätten gern gewusst, wie er den Spielteppich für die fürstlichen Zwillinge hat gestalten lassen. Bereits für den prächtigen Teppich für die Hochzeit von Albert II. und Charlène war Moghadam verantwortlich, ein Geschenk seiner Familie an das Fürstenhaus. Entworfen hatte den 550 Quadratmeter großen Flor der Bochumer Designer Jan Kath. 500 Menschen knüpften ihn.

Wie richten sich die Superreichen in Monaco ein? „Meist puristisch, keine Unruhe im Raum. Edle Hölzer, Naturstein, Lebensart pur, so habe ich auch mein eigenes Haus entworfen. Im Mai eröffne ich in Monaco eine neue Galerie, in der auch exklusive Wohnaccessoires und Kunst angeboten werden. Auf der Ambiente suche ich daher nach Dingen, die den Geschmack der Monegassen treffen.“ Kaum ausgesprochen, entdeckt der Wahl-Monegasse Keramik mit auffälligem Blumenmuster. So verspielt? „Ja, doch. Das finde ich momentan sehr frisch und schön. Vor allem mit den Golddetails. Einige Stücke sind von der Art der blauen Delfter Keramik inspiriert. Auch das passt zum Lebensgefühl der Monegassen.“ Und er findet gleich ein passendes Wort für so viel weiche Farbigkeit: „Granny Chic“.

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Die Zeit eilt und wir mit ihr von der gefühlten Côte d’Azur nach Skandinavien. Das dänische Design-Label Bloomingville macht’s möglich. „Dieser reduzierte, leichte Wohnstil gefällt mir sehr, er hätte auch in Monaco Chancen“, sagt Kamyar Moghadam über den Mix aus dem sonnenarmen Norden: Eiscremetöne (Mint!), Kupfer und handliche Sixties Coolness. „Make it simple, but significant“, heißt es auf einem Statement-Wandsticker. Ein bisschen Bullerbü, ein bisschen Edel-Flohmarkt. Auf Zack – und Raute – sind die Leuchten, Kerzenhalter und Vasen der Dänen. Geometrische Formen und Muster verstecken sich fast überall. Da braucht es nicht viel, und eine nackte Glühbirne hängt wie in einem mathematischen Schaumodell. „Ganz ähnlich sieht die Leuchte aus, die ich mir für mein Haus gebastelt habe. Ich fand keine, die mir wirklich gefiel, so habe ich mir selbst eine aus verschiedenen Elementen gebaut.“ Da jucke es ihm in den Fingern, „Gern würde ich Leuchten designen, Ideen hätte ich genug“.

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