Folklore-Motive aus Osteuropa und den Balkan-Staaten wie Stickereien, plakative Blumen und ein sehr temperamentvoller Mustermix sind eine spannende Designströmung und bilden den Kontrast zum reduzierten Skandi-Schick der letzten Jahre. Dabei können die liebevollen Details, die an Babuschkas Mokkatässchen erinnern, durchaus mondän wirken.
Üppige Floristik
Es begann vor einigen Jahren auf den Fashion-Laufstegen: erst klein, dann immer auffälliger wurden Canvas-Parkas und Sommerkleider mit Ornamenten bestickt, die stark von den Trachten des Balkans und aus Osteuropa inspiriert waren. Langsam findet diese fröhliche Folklore mit floralen Motiven auch in unsere Wohnzimmer: Blumensträuße werden opulenter, Vasen-Dekors mit großen Blüten im Retro-Style und bunte Stickereien mit Rosenmotiven werden als Klassiker wiederentdeckt.
Beflügelt vom Boho-Style
In der Mode hat sich der Ethno-Chic als feste Größe etabliert, Stil-Zitate vom Balkan finden genauso statt, wie Anleihen aus Asien, Indien und Arabien. Es ist spannend zu beobachten, wie gut die verschiedenen Ornamente aus allen Ecken der Welt zusammenpassen. Stickereien, Tassel und Fransen bilden den gemeinsamen Nenner der Entwürfe der angesagten israelischen Designerin Dodo Bar Or mit Studio in Paris und dem Berliner Newcomer-Label Zazi Vintage.
Als große Vorreiterin für den Folklore-Trend gilt die Fashion-Designerin Susanne Bisovsky aus Wien. Noch weit vor Dolce & Gabbana hat sie mit ihren avantgardistischen Trachten die Volksseele auf die Laufstege geholt, und auch das Interieur ihres Wiener Salons ist eine kunstvoll kuratierte Folk-Welt voll slawischer Inspirationen. Nicht ohne Grund ist ihr Label ein Teil des aktuellen Li Edelkoort-Forecasts.
Die Wiederentdeckung des Antique Chic
Der Boho-Trend hat das kreative Spiel mit Ornamentik und Mustern in Gang gesetzt, das immer kunstvollere Blüten treibt. Tapeten mit Rosenmustern im Granny-Style wirken im modernen Umfeld nicht verstaubt, sondern persönlich und selbstbewusst. Opulente Antiquitäten werden wiederentdeckt, ebenso wie geschliffenes Kristallglas, Webteppiche, Statement-Schmuck mit slawischem Vintage-Flair und Textilien mit auffallenden Retro-Mustern. Auch die russische Matrjoschka-Puppe feiert ein Deko-Revival.
Mix & Match: Hauptsache fröhlich!
Die Regel lautet: Es gibt keine! Antike Blumenmuster auf Porzellan werden zu anderen Mustern kombiniert, florale Motive bringen Fröhlichkeit auf jeden noch so archaischen Tisch. Eine Familienfeier auf dem Balkan könnte nicht mehr Freude machen, als diese neue Offenheit mit Mustern zu spielen.
Kreatives Chaos: die Kunst der Kombination
Die amerikanische Interieur-Stylistin Kelly Wearstler hat in den letzten Jahren den glamourösen Hollywood-Regency-Style populär gemacht: Gold-Details, schwarz-weiße Blockstreifen-Tapeten und geometrische Fußbodenmuster waren unverkennbar ihr Stil. Ihr letztes Projekt, das Proper Hotel in San Francisco, zeigt auf überraschend andere Art Grandezza: plüschige Sofas, moderne Kunst in der Petersburger Hängung, Granny-Geschirr am gedeckten Tisch. Man entdeckt eine Mischung aus starken, kontrastreichen Farben, Antiquitäten, und als Blumenschmuck stehen dicke Rosensträuße statt Lilien-Bouquets in den Vasen. In dem Stil, den sie selbst als „European Vintage“ bezeichnet, entdeckt man den typisch eklektischen Mix des Slavic Style wieder.