Portugal pulsiert.

„Portugal hat das Potenzial, zum Kalifornien Europas zu werden“, sagte jüngst Claus Sendlinger, Travel-Guru und Gründer der Design Hotels AG. Und auch wir spüren: Portugiesisches Design ist im Kommen. Denn der Mix aus Handwerkstradition und Modernität verträgt sich wunderbar mit anderen Stilrichtungen und ist gleichzeitig ästhetisch, innovativ und nachhaltig.

Individuelle Stilfamilie

Nach dem allmählich verblassenden, gemütlichen Schmuse-Wohntrend darf unser Interior nun wieder üppiger sein. Stilbrüche sind willkommen. Erlaubt ist, was gefällt. Hauptsache, es wird nicht wieder langweilig.

Wahrhaftige Inspirationsquellen für diesen aktuellen Trend finden sich dabei bei zahlreichen portugiesischen Herstellern. Denn sie bieten eine enorme Bandbreite an Produkten, weil sie mit klaren Formen und Farben, grafischen Elementen sowie traditionellen Mustern experimentieren und Vergangenes mit der Gegenwart mischen. Hersteller Costa Verde zeigt, dass der portugiesische Stil sogar mit skandinavischem Design funktioniert.

Vista Alegre
1 Essig-Spender von Porcel
2 Teller von Vista Alegre
3 Salatschüssel von Fapor
4 Karaffe von Cutipol
5 Tasse von Ceramirupe
6 Teller von Costa Verde
1 Essig-Spender von Porcel
2 Teller von Vista Alegre
3 Salatschüssel von Fapor
4 Karaffe von Cutipol
5 Tasse von Ceramirupe
6 Teller von Costa Verde

Gute Stimmung durch gekonnten Stilmix

Sogar Christian Louboutin lässt sich von Portugal inspirieren und stellte vor wenigen Wochen die bisher schönste und praktischste Strandtasche der Saison vor. Die Tasche mit dem Namen „Portugaba“ zeigt aufwändige Handwerkskunst und viele Details, die sich an den traditionellen Techniken verschiedener Regionen des Landes orientieren.

Christian Louboutin

Wir finden es auch besonders spannend, wie sich portugiesisches Design mit anderen Stilrichtungen verträgt und immer wieder für überraschende Ergebnisse sorgt. So harmonieren zum Beispiel in Lissabons Hotel Altis Avenida opulente Wohnaccessoires im Renaissance-Stil mit der Moderne, während sich im Restaurant Infame industrielles Flair und gedeckte Retro-Farben aus den Siebzigerjahren ergänzen.

Altis Avenida Hotel, Lissabon
Infame Restaurant, Lissabon

Nostalgie in Neuauflage

Auch Entwürfe mit viel Kitsch, die wir bis vor kurzem wahrscheinlich nur älteren Generationen zugetraut hätten, kommen nun wieder auf den Tisch. Besonders gut entsprechen diesem Trend die robusten Keramik-Schalen mit Naturmotiven aus Portugal: ein Teller in Artischocken-Form oder eine Schale als hohler Kohlkopf sind ein Garant für Originalität. Wahre Schmuckstücke im Retro-Look gibt es auch bei Avida Portuguesa. Die charmante Boutique mit Filialen in Lissabon und Porto bietet handgefertigte Töpferwaren, glasierte Teller, hölzerne Schneidebretter, bunte Körbe und vieles mehr.

A Vida Portuguesa, Intendente, Lissabon
Vicara
Bordallo Pinheiro

Kork als Hauptdarsteller

Portugal punktet aber vor allem mit einem Naturprodukt, das aus einem der wichtigsten Industriezweige des Landes stammt: Kork. Ein Drittel der weltweiten Produktion wird von Eichenbäumen geerntet, die in den Wäldern des Alentejo wachsen. Portugiesische Gestalter benutzen die Korkrinde deshalb seit jeher so selbstverständlich wie hiesige Designer Holz. Viele Hersteller, die auf Kork als ästhetischen Hauptdarsteller setzen, schaffen durch die clevere Kombination mit funktionalen Gegenspielern dabei gekonnt zurückhaltende Produkte. Weil das Material über hervorragende Dämm- und Isolationseigenschaften verfügt, gibt es kombinierte Korkprodukte besonders häufig für den Gebrauch auf dem Tisch und in der Küche, zum Beispiel als Besteck, als Eierbecher oder als Topf.

1 Besteck von Herdmar
2 Aufbewahrungsbox von Idealsoles
3 Eierbecher von 3DCork
4 Topf von Grestel
1 Besteck von Herdmar
2 Aufbewahrungsbox von Idealsoles
3 Eierbecher von 3DCork
4 Topf von Grestel

Veganes Allroundtalent

Auch auf internationaler Ebene erfreut sich Kork großer Beliebtheit. In rund 150 Länder wird das portugiesische Naturprodukt mittlerweile exportiert. Neben Flaschenkorken, die noch immer den größten Teil der Produktion ausmachen, wird Kork auch als Baumaterial immer beliebter. Inzwischen hat sogar die internationale Mode- und Möbelwelt den portugiesischen Rohstoff für sich entdeckt: Miniröcke, Handtaschen, Schuhe und Stuhlbezüge aus Kork sind naturschonende Alternativen zu herkömmlichen Materialien, Kork wird in der Branche immer wieder als veganes „Leder“ des 21. Jahrhunderts bezeichnet.

1 Stuhl von Vicara
2 Handtasche von Corticeira Viking
3 Schuhe von Marla Pais

Natürlich schön

Fündig wird in Portugal aber auch, wer nach anderen umweltverträglichen Produkten sucht; bei Crisbase beispielsweise gibt es formschöne Lampen aus recyceltem Glas und in den unterschiedlichsten Farben. Value Ceramic glasiert seine gebrannten Tonobjekte in Holz-Optik und das Label Flam&Luce entwarf gar eine Tischlampe aus Ästen, die an ein Flussufer geschwemmt wurden.

Crisbase
Value Ceramic
Flam & Luce

Alte Werte, neue Märkte

Trendkonform ist portugiesisches Design aber auch deshalb, weil sich seine Designer kontinuierlich zur gestalterischen DNA ihres Landes bekennen. Immer mehr portugiesische Traditions-Unternehmen erobern mit dieser Philosophie den internationalen Markt. So eröffnete das Label Raphael Bordallo Pinheiro, spezialisiert auf Keramikarbeiten in Form von regionalen Gemüse-, Obst- und Tierarten, innerhalb von nur vier Monaten zwei Geschäfte im Herzen von Paris. Zu kaufen gibt es dort unter anderem den in Portugal so beliebten Kabeljau als handgefertigten Codfish. In New York gibt es seit letztem Jahr sogar eine Boutique der Marke Claus Porto, deren Düfte im westlichsten Land Europas seit über 130 Jahren hergestellt werden. Viele kleinere Hersteller aus Portugal lassen sich auch beim Verpacken ihrer Handwerkskunst viel einfallen; so wickelt Castelbel seine Seifen in wunderschönes Papier, während S. Bernardo seine Vasen mit einer exotischen Glasur überzieht.

Claus Porto, New York, Foto von Erik Petschek
1 Vasen von S. Bernardo
2 Kabeljau-Figur von Bordallo Pinheiro
3 Seife von Castelbel
4 Diffuser von Castelbel
5 Box von Arfai

1 Vasen von S. Bernardo
2 Kabeljau-Figur von Bordallo Pinheiro
3 Seife von Castelbel
4 Diffuser von Castelbel
5 Box von Arfai

Torre de Palma Wine Hotel, Design Hotels, www.designhotels.com

Insidertipps für den nächsten Urlaub

Wer die authentische portugiesische Stilfamilie vor Ort erleben möchte, sollte sich einen Aufenthalt im Boutique-Hotel Torre de Palma Wine Hotel gönnen. Das stattliche Herrenhaus im Landesinneren, das zu der international renommierten Gruppe Design Hotels gehört, bietet regionaltypische Architektur und Interior vom Feinsten. Wer es dagegen moderner mag, sollte das „Museum of Art, Architecture and Technology“ in Lissabon besuchen. Der außergewöhnliche Neubau der britischen Architektin Amanda Levete wurde 2016 eröffnet und scheint eine Tendenz zu unterstreichen, die sich immer mehr bestätigt: Portugal überrascht mit neuen Akzenten.

MAAT Lissabon, Foto von Hufton & Crow