Nicolette Naumann zeigt
ihre Local Heros.

Hereinspaziert in tolle Läden, wo alles stimmt! Die voller Inspirationen stecken und eine große Portion Seele ins Quartier bringen. Nicolette Naumann, Vice President der Ambiente, unternahm mit uns eine Tour zu ihren Lieblingsstores in Frankfurt, wo wir bei süßen Leckereien, skandinavischem Wohn-Design und ausgefallenen Geschenkideen in Shoppinglaune kamen. Lassen Sie sich diese Tipps nicht entgehen!

„Hyggelig ist ein Modewort geworden.“

„Nach jeder Trendlogik müsste skandinavisches Design längst wieder out sein. Doch dieser emotionale Look wird weiterhin ein Einflussfaktor bleiben“, erklärt Nicolette Naumann beim Anblick des Designs aus dem hohen Norden im Concept Store „Noord“. Im stilvoll-gemütlichen Laden werde sie oft bei Naturkosmetik und neuen Food-Linien, die es nicht überall gibt, fündig, so Naumann. Sie streicht über Handtücher aus klassischem Waffeltuch, die gerade ihr großes Comeback antreten. Inhaberin Meike Fiedler-Herrmann ist mit dem Standort an der Friedberger Landstraße zufrieden: „Im Nordend wohnen viele unserer Kunden, sie suchen das Individuelle, was große Kaufhäuser nicht bieten, und sie schätzen das haptische Kauferlebnis. Und: Skandinavisches Design ist so schön wohnbar.

Noord

Das Geradlinige, das fühlbar Handgemachte, die natürlichen Materialien, viel Holz, Kupfer, Kork und zum Frühjahr hin Bast und Rattan, das gefällt.“ Ihr Schaufenster sei ein wichtiges Aushängeschild. Der vor zwei Jahren eröffneter Store zog magnetisch weitere coole Shops und Cafés im Umfeld an. Frau Naumann, ist Frankfurt groß genug für noch mehr Geschäfte mit Scandi-Labels? Die Expertin nickt: „Natürlich, die Klientel für diesen wohnlichen Look ist da. Und diese shoppt im eigenen Wohnquartier gern samstags in Verbindung mit einem Brunch oder einem Marktbummel. Ich selbst wohne im Nordend und schaue oft im ‚Noord‘ vorbei, wo das neue Modewort ‚Hyggelig‘, jene skandinavische Gemütlichkeit, gelebt wird.“

Tea in the City

Ein paar Gehminuten weiter betreten wir bei „Phoenix Tea“ eine vollkommen andere Welt. Wie in einem traditionellen chinesischen Teehaus, verfügt der holzgetäfelte Laden über eine Sitzecke, um Tee zu trinken und hausgemachte asiatische Köstlichkeiten zu probieren. In lichtundurchlässigen Behältern schlummern hochkarätige Teespezialitäten aus Japan und Taiwan. Mindestens genauso vielfältig sind die kostbaren Teeschalen und gusseiserne Kannen, die wie exotische Kunstwerke aus den Regalen blitzen. Handbemalt mit grafischen Mustern die kleinen Keramikschalen, die angenehm zu halten sind, selbst wenn sie mit heißem Wasser gefüllt sind. Alles, was zur klassischen Teezeremonie gehört, wird an diesem Ort der Ruhe angeboten oder in traditioneller Weise serviert. Zum Grüntee gibt es hausgemachtes Teegebäck und wir streicheln eines der käuflichen Deko-Fischchen, die mit uns nach Hause schwimmen möchten. Stehen Koi-Fische nicht für ein langes Leben? Glücksbringer sind sie auf jeden Fall, denn: „Der Teesalon ist ein viel besuchter Nachbarschaftstreffpunkt geworden, hier verabrede ich mich mit Freunden, genieße und kaufe hochwertige Teesorten“, erzählt die Kennerin. Als der vietnamesisch-chinesische Familienbetrieb vor neun Jahren eröffnete, schüttelten viele mit dem Kopf. Kann das an der hektischen Friedberger Landstraße funktionieren? Und wie! Der „Salon de Thé“ mauserte sich rasch zum „stillen“ Lieblingsort der trendbewussten Nordend-Bewohner. Und der Salon hat ein feines Pendant, gleich nebenan ist der Phoenix-Blumenladen, der für seine Sträuße aus Blumen stadtbekannt ist – beide Läden sind eine kongeniale Verbindung in der Hand von drei kreativen Schwestern, die Trends aufmerksam beobachten.

Phoenix Tea

Deshalb ist auch für Salon-Inhaberin Kim Yen Thai ist die Ambiente Pflicht: „Wir bedienen eine spezifische Nische, bieten auch gepressten Pu-Erh-Tee (Tea Cakes) an, den Kenner wie teuren Wein betrachten. Auf der Messe finden wir Teegeschirr und Kannen im oberen Segment, wie sonst nur in den Herkunftsländern.“ Die Frankfurter schätzen nicht nur Kaffee, weiß Nicolette Naumann: „Wer viel international reist, trinkt eher Tee und das bevorzugt in Premiumqualitäten. Beim Thema Tee ist hierzulande noch viel Luft nach oben, doch der Trend nimmt deutlich an Fahrt auf. Das zeigt sich auch auf der Ambiente, die diesmal noch mehr Wasserkocher vorstellt, bei denen die Temperatur regulierbar ist. Sprudelnd kochendes Wasser verzeiht ein guter Tee nämlich nicht.“ Bei diesen Worten stellt die Teeliebhaberin schweren Herzens eine zierliche Matcha-Schale zurück ins Regal und gesteht: „Ich habe einen Fimmel, was Teeschalen angeht. Ich besitze unzählige aus China und Japan, sie passen fabelhaft zu meinem asiatisch inspirierten Vintage-Wohnstil. Wir haben zuhause keine Couch, sondern sitzen auf chinesischen Holzstühle ohne Polster, die überraschend bequem sind.“

Ein bisschen Kitsch muss sein

„Kindergeburtstag“, nennt Nicolette Naumann begeistert das, womit der Store „Tía Emma“, deutsch Tante Emma, nahe der Konstabler Wache im Schaufenster lockt. Einerseits eine zuckersüße Mischung aus Spielsachen, Babyrasseln und entzückenden kleinen Nettigkeiten, andererseits eine schier unüberschaubare Auswahl an „erwachsenen“ Wohnaccessoires, quietschbunten Einzelstückchen und Papeterie von Trendlabels, die man sonst nur aus London, Paris und den USA kennt. „Unsere Kunden sind durch internationale Blogs gut informiert. Daher immer neue Anreize schaffen zu müssen, spornt uns an“, sagen die Inhaberinnen Wiebke Kress-Ochmann und Rosaria Messina.

Tia Emma

Das Quartier – urban und an manchen Ecken rau – haben sie liebgewonnen. Und die Menschen hier sowie Nah- und Ferngereiste lieben den erfolgreichen Laden. „Bei Tía Emma lasse ich mich immer zu einem Spontankauf verleiten“, lächelt Nicolette Naumann. „Geschenke für Kinder, die uns besuchen, oder Gimmicks für mich. Die Mischung aus Laden und Café ist wunderbar, auf den Tischen liegen internationale Design-Magazine und auch die australische Fashion-Printstimme ‚Frankie‘ versüßt mir den Aufenthalt“, schwärmt sie. Bunt, bunter, Kitsch, oder? „Einen reduzierten, designorientierten Store einzurichten, ist nicht schwer. Kitsch auf hohem Niveau zu machen ist jedoch das Schwierigste überhaupt.“

Die Dänen kommen

„Wir haben nur acht Lieferanten. Das reicht. Durch die enge Zusammenarbeit funktionieren Sonderwünsche und -bestellungen besser“, erklärt Goran Djukic, Inhaber von „Liebesdienste Home“ im Oederweg. Hier hat man sich auf dänisches Design spezialisiert – junge Labels und etablierte Marken aus dem Nachbarland zeigen, was das typisch nordische Alltagsdesign ausmacht. Deko-Objekte, die in der Küche sowie im Büro gut aussehen, softe Textilien und Kleinmöbel verströmen im 90 Quadratmeter großen Laden lässiges Ethno-Flair, gepaart mit Industriecharme und einem edlen Handmade-Look. Was es besonders charmant macht: Accessoires wie Leinentücher oder Lampen sind wie in einer Wohnung auf Tischen und Regalen eingebunden, so dass es nur wimmelt vor Inspirationen und Stimmungen.

Liebesdienste

Metall ist unübersehbar ein aktuelles Thema: „Leicht mattiert muss es sein. Oft liegt der eigentliche Luxus in der Oberflächenbehandlung.“ Begeistert zeigt Goran Djukic noch seinen jüngsten Neuzugang, handgewebte Teppiche aus recycelten PET-Flaschen. „Fassen Sie mal an“, bittet er. Wow, weich wie Wolle. „Die Zukunft liegt in der Nische“, wird Nicolette Naumann konkret. „‘Liebesdienste‘ ist für mich ein typisches Beispiel einer neu entstehenden Ladenart – ein Concept Store, wo man die Dinge findet, die ins persönliche Umfeld gehören – von Kleinmöbeln über hin zu Lebensmitteln. Die Nische ist die Zukunft.“

Frauen kaufen, Männer schenken

Weiter geht es nach Bockenheim zu einem der ersten Frankfurter Concept Stores. Vor 28 Jahren gingen in der beliebten Leipziger Straße die „Frauenbetriebe“ an den Start, ursprünglich gab es im Shop nur Unikate und Produkte, die von Frauen produziert waren. Inhaberin Renate Wegner-Koch weiß, was bei ihren Kundinnen ankommt, ob Kleider, Hüte, Handtaschen oder ausgefallener Modeschmuck. „Wir sind wie ein kleines Kaufhaus für Frauen. Männer finden bei uns Geschenke“, erklärt uns die Fashion-Expertin das Konzept.

Frauenbetriebe

Während wir durch den Store schlendern, finden wir lauter schöne Dinge, die selbstbewusst ein Statement abgeben, besonders die bunten Armbanduhren aus Papier haben es uns angetan. Die Inhaberin hat sie auf der Ambiente entdeckt, genau wie die zweifarbigen Lesebrillen, die bislang nur wenige Läden anbieten. Mindestens zwei Messen sollte ein Einzelhändler regelmäßig besuchen“, empfiehlt Nicolette Naumann, um nah an den Trends zu sein. Zum wirtschaftlichen Erfolg trägt bei diesem Store außerdem ein cleverer „Ping-Pong-Effekt“ bei, denn man teilt sich die große Verkaufsfläche mit einem anderen Laden, der Sofas, Gartenmöbel und Wohnaccessoires anbietet. „Oft werden wir als ein gemeinsames Geschäft wahrgenommen, dabei profitieren wir von der wechselseitigen Neugier der Kunden.“

Alles für die Reise

Jan Unnewehr ist mit Leib und Seele Flugbegleiter. Vieles von dem, was der Frankfurter im Job an nützlichen, ausgefallenen und kuriosen Dingen entdeckt, holt er seit zwölf Jahren in seinen Laden „Gate05“ am Merianplatz. Taschen, Kulturbeutel und Koffer, aber auch – „der letzte Schrei in Asien“ – Entspannungsmasken aus Schneckenschleim findet man bei ihm. Wir stehen in einem Paradies für Vielreisende und Leute, die nach einem Geschenk suchen, das der andere bestimmt noch nicht hat.

Gate05

Kofferbeutel, in denen Hemden nicht zerknittern, pinke Schlafmasken, die keinen Druck auf die Augen ausüben und Duftpapier fürs Auto in Gestalt von Einhörnern. Gerade diese Mischung ist grandios und bewusst ein wenig crazy. Wir machen große Augen in diesem wundersamen Reiseladen, in dem fast ausschließlich Flugbegleiter arbeiten. Kann man denn auf einem „Bein“ nicht fliegen, äh, stehen? Seine Tätigkeit bei einer Fluggesellschaft will Jan nicht aufgeben, dafür ist er zu gern in der Welt unterwegs. Etwas, was Nicolette Naumann bei inhabergeführten Ladenkonzepten immer im Blick hat: „Drei Dinge interessieren mich. Das Emotionale, das Designorientierte und die Ökonomie. Eins funktioniert nicht ohne das andere.“

Haben Sie die Tipps von Nicolette Naumann neugierig gemacht? Die besten Adressen liegen oft so nah, gleich um die Ecke oder in der nächsten Stadt. Nach unserer Tour durch Frankfurt glüht das verwöhnte Shopping-Herz und gedanklich sind unsere Einkaufstüten schon randvoll mit Wohlfühldingen. Wir kommen wieder!