Markiger Auftritt.

Kraftvoll sind sie, die Darsteller von „Notable Shapes“. Mit markanten Konturen, exakten Formen, soliden Materialien und klugen Referenzen bieten die Charaktere dieses Trends ein Festspiel, das vom Schmuck über Tischdekor bis hin zum Gartenaccessoire allen Beteiligten eine Rolle bietet.

Auftakt mit Folgen

Manchmal zeigt sich Wesentliches schon im Kleinen, wobei damit nichts anderes als die physische Größe gemeint sein soll: Der fein gearbeitete Schmuck von Sweet Deluxe nimmt die Entwicklungen vorweg, die anderenorts an Leuchten, Tischen oder Tischdekor ebenfalls stattfinden. Ob Armreif oder Halskette – die Linien sind so klar gezogen, dass sie den Blick unweigerlich auf sich ziehen. Auffällig ist auch die Erkundung des Runden – das schon die alten Griechen für die ideale Form schlechthin hielten.

Anleihen und Zitate

Klare Formen verbinden Klassik und Moderne. Ein schönes Beispiel sind die edlen Grußkarten von Haferkorn und Sauerbrey, auf denen Sonderfarben in grafischer Anordnung die Stimmung des Bauhauses wachrufen und zugleich den Geschmack unserer Zeit treffen. Einen anderen Bezug zur Vergangenheit stellt Just Right durch die Wiederaufnahme von Werner Stoffs Sixties-Kerzenleuchter für Hans Nagel her. Mit Chrom und massivem Messing spannt dieser Klassiker ein Netz aus Ecken und Rundungen über den Tisch und lässt die Kerzen steil emporragen. Und das Beste daran: Der Leuchter besteht aus einzelnen Modulen, die sich frei kombinieren lassen.

Starke Protagonisten

Kaum ein Stück kommt ohne den markanten Einzelgänger aus. Auffällig ist die Stehleuchte von Cozi Studio, die an ein Ginkgo-Blatt erinnert, bestehend aus mehreren Lagen von furniertem Holz, die bis zum Äußersten gespannt sind. Dabei war die ursprüngliche Inspiration ein Tuch, das, wenn man es hochnimmt, ein lockeres Fallen evoziert – im Endeffekt entstanden daraus Tisch-, Steh- und Hängeleuchte. Diese Kombination aus prägnanter Form und Naturinspiration, aus dem Geometrischen und dem Organischen ist interessant. Sie findet sich auch in kleineren Rollen wie dem Salatbesteck des dänischen Unternehmens Skagerak, das an eine stilisierte Lotusblüte erinnert.

Schauplatz Garten

Doch das Reich der Pflanzen ist nicht nur Ideengeber, sondern profitiert selbst von diesem Trend. Die diamantenförmige Gießkanne von Garden Glory fasst bis zu 8 Liter Wasser, lässt sich aber, da aus hochwertigem Plastik, immer noch bestens tragen. Oder man greift zu der sympathischen kleinen Gartenschaufel, mit der sich neue Pflanzen ganz leicht setzen lassen. Wer behauptet, dass Gartenarbeit mühsam sei, hat vermutlich einfach noch nicht die richtigen Komparsen für sein Gartenschauspiel gefunden.

Skulpturale Highlights

Von speziellen Momenten – der Spannung, der Gefühlsidentität, der Überraschung – lebt jede gelungene Inszenierung. Hier sind es die skulpturalen Stücke, die besonders kraftvoll auftreten. Claudia Herke vom stilbüro bora.herke.palmisano bestätigt diesen Eindruck: „Das Skulpturale findet sich momentan in vielen Objekten wieder.“ Es ist eine Steigerung der Gestaltungsmöglichkeiten, die die Grenze zwischen Design und Kunst verwischt. Man denke etwa an die Neuinterpretationen bei den Vasen, die immer wieder so prägnant sind, dass sie auch ohne Inhalt den Raum zieren. Wobei das vielleicht doch schade wäre: Bei Rosenthal mündet eine zylinderförmige Basis in ein geöffnetes Rund, das innen zweifarbig verspiegelt ist. Was für ein kluges Spektakel! Die Vase wird selbst zu einer Pflanze, die sich freudig für die Blumen öffnet. Das Ereignis pendelt zwischen Innen und Außen: Sobald die Vase befüllt ist, verknüpft die Verspiegelung Form und Inhalt auf raffinierte Weise. Die Entscheidung, wie mit dieser und anderen bemerkenswerten Formen am besten umzugehen ist, liegt letzten Endes beim Regisseur.