Klar und heiter – junges Design aus Taiwan setzt Zeichen.

Taiwan gehört zu den Weltmarktführern im Design-Sektor, was seit der Eröffnung des neben Essen und Singapur weltweit dritten Red Dot Design Museums in Taipei 2013 einen größeren Bekanntheitsgrad erlangt haben dürfte. Auch die alljährlich im Oktober stattfindende Taiwan Designers’ Week wird international immer mehr beachtet. Dass der ostasiatische Staat über ein ausgesprochen hohes Kreativpotenzial verfügt, konnten wir bei der Begegnung mit taiwanesischen Ausstellern und Produktgestaltern auf der Ambiente selber spüren.

Asiatisches Design fasziniert seit Jahrhunderten den Westen und hat unbestreitbar einen großen Anteil an der Entstehung moderner Gestaltungsformen. Taiwan kann auf mehrere tausend Jahre chinesischer Kulturtradition zurückblicken, die seit Anfang des 20. Jahrhunderts zunächst durch japanische und zunehmend auch durch westliche Einflüsse bereichert wurde. Eine Verbindung, die dem Tigerstaat im Westpazifik heute gewiss einen Vorteil bietet, sich auf der internationalen Design-Bühne zu behaupten. Auf der Weltleitmesse trafen wir auf eine beeindruckende Vielfalt formschön und harmonisch gestalteter Alltagsgegenstände junger Designer, die von einer greifbar gelungenen Verschmelzung zwischen Tradition und Moderne berichteten.

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Klare Linien auf dem Tisch
Auf der Trendschau entdeckten wir „Mu“, eine Porzellan-Serie, mit der die Designer von Toast ein schlichtes und alltagstaugliches Tee- und Kaffeeservice vorgestellt haben. Überraschend ist die Oberfläche der Produkte, die von außen matt sind und in ihrer Optik die Faserung von Holz nachahmen. Man fühlt sich gleich geneigt, sie in die Hand zu nehmen, um sie auch haptisch zu erfahren. Auf wesentlich traditionellere Formen und Oberflächengestaltung greifen die Designer von Lohas Pottery zurück, wie es auch ihr preisgekröntes Reise Tee-Set aus der „Zen-Serie“ zeigt. Die abgerundete und kompakte Formensprache des feuerroten Keramik-Sets steht in Kontrast zu den wesentlich kühler daherkommenden, kantigen und grauen Tassen und Vasen der „Well Rounded Octagon“-Serie, die wir auf dem Messestand des Biaugust Creation Office gesehen haben. Klare und elegante Akzente setzen beide auf dem Tisch.

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Nichts über Bambus
Auf dem Stand des Studio Loud trafen wir auf handgefertigte Interior-Produkte, die sich der klassischen Bambusverarbeitungstechnik bedienen. Die Verbindung moderner Design-Ideen mit dem traditionellen taiwanesischen Handwerk machte uns richtig neugierig. Unter den Produkten des Studios fanden wir Neuinterpretationen althergebrachter Gegenstände, die gewöhnlich aus dem klassischen asiatischen Werkstoff angefertigt werden. So geht der Grundgedanke zum Hocker „Begin“ auf die traditionelle Bambusweberei zurück, worauf noch die sechseckige Webstruktur der durchbrochenen Sitzoberfläche hinweist. In neue und außergewöhnlichere Formen bringen die Designer ihr Lieblingsmaterial durch Wärmebiegungsverfahren. Daraus entstehen, oft in Kombination mit anderen Materialien, unter anderem Spiegel oder geschwungene Lampen, die mal ganz streng und klar, mal aber richtig verspielt sind.

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Lichtzeichen – Mix oder Minimal
Materialmix ist ein Thema, das wir auch bei anderen taiwanesischen Gestaltern finden konnten. „The New Old Life Project“ des Designstudios Kimu brachte eine hybride Lampen-Serie hervor, die die Designer auf „halbe“ Ideen zurückführen. Damit bezeichnen sie ein Grundproblem des modernen Stadtmenschen, der sich in Anbetracht der vielen sich darbietenden Möglichkeiten oft mit Kompromissen begnügen muss – eine interessante Herleitung für die vielschichtige Lampe. Die papierene Seite von „The New Old Table Light“ lehnt sich klar an traditionelle chinesische Laternen an, während ihre aus Metall angefertigte Schale an Formwelten der westlichen klassischen Moderne erinnert. Es geht aber auch leichter und minimalistischer: Das 2014 gegründete Singular Concept Studio entwirft LED-Lampen aus Aluminium, die wie dreidimensionale Zeichenlinien den Raum markieren. Sie einmal von allen Seiten zu betrachten, macht nicht nur Anhängern minimalistischen Designs Spaß.

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Gut gelaunte Möbel-Tiere
Ein Dackel und ein Pony treffen im Wohnzimmer aufeinander, dazwischen nimmt gerne ein Wasserbüffel platz: Die heiteren Möbel-Tiere von Biaugust verpassen jedem Raum eine heitere Note. Sie kommen auf fein gedrechselten Beinen daher und sind mit allen Mitteln der Handwerkskunst gepolstert. Funktionalität hin oder her, ein solches Tier würden wir ohne Weiteres bei uns einziehen lassen. Sehr schick ist die monochrom schwarze Serie der „Animal Collection“. Mag sie aber auch auf den ersten Blick seriöser erscheinen als ihre bunte Version, ganz ohne zu schmunzeln können wir an ihr doch nicht vorbeigehen. Uns wurde bei unserem Umschau klar, dass taiwanesisches Design derzeit wirklich interessante Zeichen setzt, und wir freuen uns schon auf neue Entdeckungen während der kommenden Messe.