Mein Name ist Desiree Groenendal. Ich bin Gründerin und seit mehr als 10 Jahren Betreiberin von Vosgesparis, einem internationalen, preisgekrönten Interior Design- und Lifestyle-Blog. Drei Tage Ambiente reichen natürlich nicht aus, um sich alles anzuschauen. Das sollte man auch gar nicht erst versuchen. Dennoch habe ich mir meine Favoriten in den Bereichen Interior, Papeterie und Gedeckter Tisch auf der Ambiente ausgewählt.
Mehr als 4.400 Aussteller!
Seit vielen Jahren besuche ich Messen und bin daran gewöhnt, dass ich bei meiner Nachbetrachtung immer wieder neue Highlights entdecke und feststelle, dass ich die Liste meiner Must-sees bei weitem nicht geschafft habe. Messen zu besuchen, heißt ein gutes Zeitmanagement zu betreiben. Laut meinem Schrittzähler habe ich auf der Ambiente mehr als 30 Kilometer absolviert!
Das Spannendste bei einer Messe ist es, etwas vollkommen Neues aus nächster Nähe zu erleben. Es war mein erster Besuch der Ambiente, und bei mehr als 4.400 Ausstellern gab es eine Menge zu sehen. Ich hatte das Glück, Marken kennenzulernen, von denen ich noch nie gehört hatte, und bei anderen einmal die Menschen hinter den Marken persönlich kennenzulernen, denen ich zuvor nur im Internet begegnet war.
Junge Designer bei Talents
Etwas ganz Besonderes ist es, in einem Areal wie den Talents auf die Marken und Designer der Zukunft zu treffen, für die es nach wie vor schwer ist, sich in der Interior-Branche einen Namen zu machen. Ich habe schon viele junge Talente auf Messen und Ausstellungen entdeckt und in meinem Blog über sie und ihre Arbeiten geschrieben. Als ich im vergangenen Jahr die Design Academy Eindhoven besuchte, war ich überrascht zu hören, dass Studenten keinerlei Unterstützung bei der Frage, wie sie ihre Arbeit nach dem Abschluss promoten können, erhalten. Ebenso erstaunt bin ich allerdings auch über die Tatsache, dass junge Designer Instagram für uncool halten und nicht als wichtige Plattform für ihre eigenen Belange ansehen. Ich persönlich liebe Instagram und finde dort eine Menge Marken.
Trend-Bereich
Am zweiten Tag der Ambiente machte ich eine Live-Tour mit Ben Wilson vom Ambiente Facebook Team durch das Trend-Areal. Ich hatte mir diesen Bereich bereits am Vortag angesehen, um eine Vorstellung davon zu bekommen, was mich erwartete. Dabei begegnete ich auf der Ambiente Academy der Kuratorin des Trend-Areals, Annetta Palmisano vom Stilbüro bora.herke.palmisano, bei ihrem Trendvortrag. Das Stilbüro filtert die wichtigsten Tendenzen in Design, Kunst, Architektur, Mode und Lifestyle heraus und setzt sie in einer Präsentation mit ausgesuchten Produkten der Ambiente Aussteller um.
Das Trend-Areal bestand aus vier verschiedenen Welten mit handgefertigten Stücken, Kleinmöbeln, Kunstobjekten und alltäglichen Dingen in unterschiedlichen Materialien. Nach meinem Besuch versuchte ich herauszufinden, warum einige dieser Trendbereiche mich stärker ansprachen als andere. Es wäre zu einfach zu sagen, dass meine Präferenzen sich alleine auf die Frage Farbe oder keine Farbe reduzieren ließen, obwohl ich kein Geheimnis daraus mache, dass ich kein Freund von wirklich farbigem Design bin, was wiederum nicht bedeutet, dass ich es nicht zu schätzen weiß. Es ist nur so, dass es für mein Zuhause nicht infrage kommt. Die Auswahl meiner Favoriten beruht aber nicht allein auf dem Farbkriterium, auch Formen und Materialien spielen eine wesentliche Rolle. Aufgrund dieses Zusammenspiels fühlte ich mich vom ruhigen und sachlichen Bereich „Technological Emotions“ mit schönen Stücken in einem sanften Farbspektrum von Weiß- und Grautönen in Kombination mit reichlich Glas am stärksten angezogen.
Gedeckter Tisch
In den vergangenen Jahren gab es bereits vieles im sogenannten „Japandi“-Stil zu sehen, einer Kombination aus japanischer Einfachheit und skandinavischem Stil. Überhaupt konnte man feststellen, dass viel Inspiration aus dem Fernen Osten kommt. Und ich mag es, dass viele Stücke Elemente des Wabi Sabi-Stil beinhalten. Das Geschirr, das mein Interesse weckte, hatte ein raues und nahezu unfertiges Aussehen, wie es bei handgefertigten Stücken der Fall ist. Unregelmäßige Formen sind sowohl bei Keramiken als auch bei Glasprodukten en vogue. Ich habe stets einen Hauch Imperfektion und ein Über-den-Tellerrand-Hinausschauen befürwortet, wenn es darum ging, meinen Tisch zu decken und mein Zuhause einzurichten, und es stimmt mich froh, dass der Trend hin zu einem dunkleren Je-ne-sais-quoi geht mit erdigen Tönen und Nuancen von Schwarz geht. Ein Stil, der auch maskulin und robust erscheint.
Die Verwendung verschiedener Materialien, Oberflächen und Finishes beeinflusst unsere Sinne und wir nehmen sie auf verschiedene Weise wahr. Wenngleich viele Stücke einen rauen und unfertigen Look haben, sind andere Objekte sehr exakt gefertigt und zeigen eine nahezu samtene Oberfläche, häufig in Kombination mit erdigen und weichen Tönen wie Terracotta, Leinen, Pfirsich, Beige oder Schwarz. Diese erdigen Töne finden sich auch in Tischdecken, Küchenwäsche und Zubehör.
Von Belgien nach China
Rund um den Tisch entdeckte ich verschiedene Marken, die genau die Trends und den Stil treffen, den ich so sehr mag – von skandinavischen Marken hin zu jungen Designern aus China und von rustikaler Keramik bis hin zu edlem Glas – hier einige meiner Favoriten.
Im Bereich Talents traf ich auf „Tell’s Studio“ aus China, gegründet im Jahr 2015 von den Designern Xinyu Dang und Jie He, die auf der Messe minimalistische Stücke aus ihrer neuen Produktlinie „New Clay Series“ zeigten. Der YiXing-Sand, der zur Herstellung der neuen Produkte verwendet wird, ist mehr als 1000 Jahre alt und entwickelt eine einzigartige Textur. Er enthält Spuren verschiedener eisenhaltiger Stoffe sowie andere Elemente, denen man nach dem Genuss von Tee aus diesen Tassen eine heilende Wirkung zuschreibt.
Merci for Serax
Der belgische Hersteller Serax überrascht mich immer wieder, wenn er mit verschiedensten Designern und Kreativen die schönsten Kollektionen auf den Markt bringt. Im letzten Jahr begann die Zusammenarbeit mit dem Pariser Concept Store Merci, und ich bin davon bereits infiziert und habe mit dem Sammeln von verschiedenen Teilen sowohl der „American Modern Dinnerware“ by Russel Wright als auch der traditionellen japanischen „bento“-basierten Kollektion begonnen. Diese Kollektion, die zum einen ein stark japanisches Feeling aufweist und zum anderen einen Touch Unvollkommenheit in sich trägt, erfüllt alle Wabi Sabi-Kriterien. Ich genieße es, das Geschirr beinahe täglich und bei den verschiedensten Anlässen zu benutzen. Die Kollektion hat sich jüngst sogar in Japan durchgesetzt und wird dort in vielen Läden verkauft.
Stelton
Rig-Tig by Stelton kombiniert klares, skandinavisches Design mit Funktionalität und bietet ein Sortiment fürs Kochen und Backen. Mir gefielen die verschiedenen Farbtöne von Pfirsich, Grau und Terracotta in Kombination mit Schwarz und Holzoptik, die es nicht nur bei Backformen und Kunststoff-Gießkannen, sondern auch bei Küchen-Handtüchern gab. Da spürt man direkt den Frühling!
Interior Inspiration
Bei der Ambiente geht es aber nicht nur um Tischausstattung, sondern auch um Design und Marken aus dem Interior-Bereich, die ihre neuesten Kollektionen vorstellen. Ich habe es genossen, durch die Hallen rund ums Wohnen und Dekorieren zu laufen und zu sehen, dass es für jeden Geschmack etwas zu entdecken gibt. Da ich mich eher zu den Minimalisten zähle, die sich am ehesten in einer Atmosphäre wie in einem Atelier mit ausgesuchten Objekten wohlfühlen, zogen mich die Marken mit einem schlichten Look entsprechend an. Mein persönlicher Stil tendiert vielleicht etwas stärker zum Maskulinen, und ich befürworte einen Mix aus verschiedenen Materialien, die in der Natur anzutreffen sind, wie etwa Stein, Beton, Marmor, Metalle und Holz.
Die Vielzahl großartiger Ideen für den Flur-Bereich verdient eine Erwähnung. Minimalistische Lösungen für Stauräume, wie z.B. Schuh- und Kleiderständer aus stabilen Metallkonstruktionen, weckten mein Interesse. Besonders Nichba Design überraschte mich mit minimalistischen Kleinmöbeln und cleveren Raumteilern, die auch in mein eigenes Zuhause passen würden und zu meinen Favoriten unter den neuentdeckten Marken zählen.
Seit vielen Jahren gehören die skulpturalen Objekte von Kristina Dam zu meinen Favoriten – Stücke, die einem Raum das gewisse Etwas verleihen. Ihr Ansatz ist skulptural und von japanischen Details sowie vom Bauhaus-Stil inspiriert.
Formen stehen bei Stéphane Parmentier im Vordergrund: Er entwickelte verschiedene Objekte aus Wildleder für die italienische Marke Giobagnara.
Das Kreativ-Duo Tent schloss sich mit Heian Shindo zusammen, die die klassische Duschstange „neu erfunden“ haben. Tent entwickelte eine Reihe von Verwendungsmöglichkeiten für diese Stange.
Papeterie
Die Büroartikel, die ich im Laufe der Jahre gesammelt habe, stammen meist von japanischen oder anderen asiatischen Marken und haben alle einen minimalistischen Look. Ich mag es, wie clever z.B. Umschläge oder Kästchen gestaltet sind.
Viele Produkte passen sich den unterschiedlichen Bedürfnissen an so wie die Organizer-Boxen von Danzo, die mit smarten Ablagemöglichkeiten für Schreibtischzubehör aufwarten. Hier folgt die Funktion der Form. Die Oberfläche einer jeden Box ist einer typischen taiwanesischen Landschaftsform nachempfunden. Die Serie umfasst 5 Landschaften aus Aluminium und jede eignet sich zu unterschiedlichen Verwendungszwecken.
Ystudio möchte mit seiner Kollektion von Schreibinstrumenten für das fast verloren gegangene Gefühl des Schreibens mit der Hand neu sensibilisieren.
Eigentlich kaufe ich mir keine Sachen, die ich nicht brauche. Aber Kladden kann man nicht genug haben! Ich benötige sie für jedes meiner Projekte und verwende regelmäßig Papeterie-Produkte, wenn ich für Styling-Projekte unterwegs bin.
Die Kollektion der Traveler’s Company zählt schon lange zu meinen Favoriten. Die Kladden benutze ich beinahe täglich und sie werden immer attraktiver, wie z.B. die Midori-Serie. Die Traveler’s Company bietet Produkte sowohl für die Reise als auch für ein praktisches Büro zuhause an.
Einige taiwanesische Kreativ-Marken wurden unter dem Label „Fresh Taiwan“ vereint präsentiert. Ich mag die zahlreichen Papeterie-Produkte dieser Gruppe junger Designer und würde Ihnen gerne meine Favoriten zeigen, besonders diejenigen, die mit ausgefallenen Materialien arbeiten. U.a. habe ich mit Michael und Mei von HMM (Human Mechanic Method) gesprochen, die Sie vielleicht aus meiner Live-Berichterstattung von der Ambiente kennen. Es freut mich, diese junge Marke, die schon verschiedene Designpreise, u.a. einen Red Dot Award für ihre Classy Work Collection, gewonnen hat, kennengelernt zu haben.
Eines der Unternehmen, die mich auf der Ambiente überrascht haben, ist „Like Concrete“ aus Dänemark, das nach 2-jähriger Forschung ein Gießverfahren und andere neue Produktionsprozesse entwickelt hat, die es ihm ermöglichen, mit Formen und Materialien in bisher ungekannter Weise zu arbeiten. Ich mag den Beton-Look und die samtene Oberfläche dieses leichtgewichtigen Materials.
Die dänische OOhh Collection beteiligt sich an einem Projekt in Sri Lanka, bei dem Frauen von zuhause arbeiten und das Einkommen ihrer Familien sichern können. Mich interessierte speziell die Kollektion von grauen und schwarzen Schalen und Behältnissen zur Ablage für das Büro zuhause, aber OOhh hat auch ein breites Angebot an Haus- und Gartenprodukten aus wiederaufbereiteten Materialien im Programm.
Im Trend-Areal stieß ich auf das italienische Unternehmen Fabriano Boutique, bei dem mich die verwendeten Materialien interessierten. Hier ist man zunächst einmal erstaunt darüber, dass als Ersatz für das üblicherweise benutzte Leder Holz-Furnier oder Korkpapier verwendet wurden. Für Outdoor-Zwecke wird der Rucksack zumindest wetterfest gewachst und sein Label weist auf die bemerkenswerte Tatsache hin, dass es aus Abfallstücken von Äpfeln gefertigt wurde.
Das Traditionsunternehmen e+m Holzprodukte, gegründet im Jahr 1895 von Konrad Ehmann unter seinem ursprünglichen Namen Drechslerei Ehmann, hat sich zu Deutschlands größtem Produzenten von Federhaltern entwickelt. Am Stand auf der Ambiente traf ich auf ein breites Angebot der schönsten Schreibinstrumente aus Nussbaum, Mahagoni und Olive.
Ich habe meinen Besuch der Ambiente sehr genossen, denn sie ist eine perfekt organisierte Messe. Und ob man eher an skandinavischem und minimalistischem Design wie ich interessiert ist oder an farbenfrohen Dekorationsstücken für das Zuhause – dort gibt es etwas für jeden. Danke, Ambiente, dass ich dabei sein durfte, es war mir ein großes Vergnügen.