So ticken die 80er – Haushaltsklassiker mit Diskussionspotenzial.

Die Looks der Achtziger sind zurzeit sehr beliebt. Deshalb begaben auch wir uns auf eine Entdeckungstour, um Haushaltsklassiker der 80er Jahre unter die Lupe zu nehmen. Gut gefallen hat uns auf jeden Fall die bunte Stilvielfalt, die uns die provokante Dekade mit ihren auch mal exzentrischen Eskapaden zu bieten hat. Die mitschwingende Ironie einiger ihrer Objekte brachte uns auch mal zum Schmunzeln, und ihre Geschichten aufzudecken, hielt uns während der Umschau durchgehend bei guter Laune. Nachzuvollziehen, warum ausgerechnet diese Produkte zu Verkaufshits wurden, fiel uns dabei ganz und gar nicht schwer.

Alessi-1985-Michael Graves-Wasserkessel-Vogelgezwitscher-Edelstahl-Vogel-80er-1

Ein Vogel? Ein Vogel!
Hilft es Morgenmuffeln, ihre Laune zu heben, wenn sie nach dem Aufwachen Vogelgezwitscher hören? Angeblich ja, und besonders wenn die Geräusche vom kleinen Plastikvogel auf Michael Graves Wasserkessel von Alessi kommen.Der 1985 entworfene Dauebrenner kann unschwer als ein Objekt der Postmoderne erkannt werden. Viel Verschiedenes aufgreifend – wie das Stilgebot dieser Epoche an sich ist – weist der Kessel Einflüsse von Art Déco bis Pop Art auf und lehnt sich dabei auch an die Formsprache der Comics. Auf einem konischen Körper aus Edelstahl brachte Graves einen gerundeten Henkel an, der von einem wulstigen blauen Plastikgriff dominiert wird. Dazu kommt noch der Vogel, der sowohl an klassisches Porzellan als auch an Figuren auf Kühlerhauben erinnert. Ein origineller Form- und Materialmix, der die Strenge der geometrischen Grundform aufbricht und auch nach drei Jahrzehnten noch sehr charmant herüberkommt.

Philippe Starck-Alessi-Zitronenpresse-1980-futuristisch-80er-2

Ist das Kunst, oder…? – Ein Konversationsstück.
Philippe Starcks Zitronenpresse ist eine unangefochtene Ikone des Küchenbereichs und jubiläumsbedingt auch noch auffallend medienpräsent in diesem Jahr. Mit seiner eigenartigen Form gehört sie nach 25 Jahren immer noch in die Kategorien „außergewöhnlich“ und „futuristisch“ und irritiert weiterhin. Ihre unpraktische Handhabung ist legendär. Aber gerade durch diese Eigenschaften funktioniert sie besonders gut, um gestalterische Grundprinzipien der 80er Jahre zu veranschaulichen. In der Kurzfassung kann man diese als Extravaganz und Originalität auf Kosten von Funktionalität definieren.

1987 entworfen, ist Juicy Salif seit 1990 ununterbrochen in Produktion bei Alessi. Zum 25. Geburtstag wurde der Hingucker in einer weißen Version sowie als limitierte Edition in massiv gegossener Bronze herausgebracht. Letztere mit der Anmerkung des Herstellers versehen, wonach das Auspressen von Zitronen das Material nachhaltig beschädigen würde und deshalb unterlassen werden sollte. Damit wird nicht nur der Kunststatus des Objekts betont, sondern mit einer gewissen Ironie versehen auf Starcks Reaktion auf die ersten Kritiken Rekurs genommen. Der Designer soll auf den Vorwurf der Benutzerunfreundlichkeit erwidert haben, dass das Stück weniger ein Gebrauchsgegenstand als vielmehr ein Anstoß zur Konversation sei. Sein Kultstatus ist unangreifbar.

Dibbern-Porzellan-1982-Solid Color-80er-3

Mix it, love it – Porzellan mit Suchtfaktor.
Ausdrücklich alltagstauglicher kommt die farbenfrohe Produktreihe Solid Color von Dibbern daher. Sie ist mittlerweile in 42 Farben erhältlich und wird seit 1982 mehr als erfolgreich von der Porzellanmanufaktur produziert. Bernd T. Dibbern gelang mit seiner Kollektion eine wahrhaft schöne Stil-Fusion zweier Epochen: Die klare Form ist vom Bauhaus inspiriert und geht auf ein 1936 entworfenes Hotel-Porzellanservice für Schönwald zurück. Die leuchtenden Farben und die spielerische Möglichkeit ihrer individuellen Zusammenstellung entspricht aber durchaus dem Lebensgefühl der 80er Jahre. Dass diese Serie ein ernstzunehmendes Suchtpotenzial hat, ist unschwer nachvollziehbar. Wer möchte denn nicht alle schönen und aufmunternden Farben in seiner Küche sehen?

Steen Georg Christensen-Erling Andersen-1984-Picto-Rosendahl-Wanduhr-4

Ein kontrastreiches Abbild der Zeit.
Als das dänische Designerduo Steen Georg Christensen und Erling Andersen 1984 seine Uhrenkollektion Picto gestaltete, wollten sie mit ihrem Entwurf die Zeit an sich versinnbildlichen. Zumindest soll das den Namen Picto für Bild erklären. Die Wanduhr der Serie gehört sowohl in die Timepieces-Kollektion von Rosendahl Copenhagen als auch – als Design-Ikone – zu der Dauerausstellung des MoMa, des Museum of Modern Art in New York.

In vier verschiedenen Farbvariationen gibt es bis heute diese grafisch schlichte Uhr, die stark von der Vorliebe der 80er Jahre für markante Farbkontraste beeinflusst ist. Für ihre technische Innovation mit dem Prinzip der rotierenden Scheibe ernteten die Designer viel Lob und Anerkennung. Der Minutenanzeiger ist wie bei gewöhnlichen Uhren. Der Stundenanzeiger wird jedoch durch einen Punkt dargestellt bzw. durch ein Loch in der Scheibe, die sich dreht und als monochromes Ziffernblatt herausstellt. Der Punkt kreist wie ein Himmelskörper um die Sonne und versinnbildlicht den Verlauf der Zeit.

Am Ende unserer Tour angelangt, stehen nicht nur einige Designstücke mehr aus den 80er Jahren auf unserer Wunschliste, sondern auch ein klares Verlangen danach, mehr über diese Zeit und ihre Produkte zu erfahren. Auf der nächsten Ambiente werden wir unsere Fühler deshalb weiter ausstrecken und unsere interessante Zeitreise fortsetzen.