Im Winter möchte man am liebsten schon beim morgendlichen Blick aus dem Fenster im Bett bleiben, und so machen viele es sich in der kalten Jahreszeit besonders gerne zu Hause gemütlich. Als wahre Meister darin galten bislang vor allem die Skandinavier. Doch auch in den Highlands weiß man, wie man die eigenen vier Wände in einen lauschigen Rückzugsort verwandelt. Còsagach heißt das neue Zauberwort, das uns Gemütlichkeit auf schottische Art näher bringen will.
Klirrende Kälte und unstetes Wetter, das schreit nach gemütlichen Stunden zu Hause. Mit Hygge und Lagom haben die Dänen und die Schweden Bezeichnungen geprägt, die ihren Hang zur Besinnung und Entschleunigung beschreiben. Doch auch die Schotten haben bei aller Schönheit, die ihre weiten Landschaften und Küstenstriche zu bieten haben, mit harschen Witterungsbedingungen zu kämpfen – und das nicht nur im Winter. Daher wissen auch sie, wie man es sich in den eigenen vier Wänden so richtig kuschelig macht. Còsagach (sprich: Kohsagoch) nennen sie das. Der Interior-Bereich hat dieses Konzept schon vor geraumer Zeit aufgegriffen, doch das gälische Wort beschreibt weit mehr als nur einen Wohntrend.
Còsagach endet nämlich nicht beim Interieur, sondern ist ein Lifestyle, zu dem auch eine gewisse Einstellung und der Wille zu bewusster Entschleunigung gehören. Für das echte Còsagach-Feeling genügt es nämlich nicht, sich die Natur nur in Form von Wohnaccessoires nach Hause zu holen. Man muss sich eben doch nach draußen wagen. Denn gemäß schottischer Philosophie stellen sich Entspannung und Wohlbefinden erst nach einem ausgedehnten Spaziergang ein, wenn die frische Luft den Kopf frei gemacht hat und man sich anschließend auf der Couch in eine Decke einrollt. Doch der Reihe nach.
Keine reine Männersache
Lady Macbeth, die wohl bekannteste Schottin aus Shakespeares gleichnamigem Drama, hatte weder Verständnis für Entschleunigung, noch war sie besonders naturverbunden, und wie das endete, wissen wir. Im Zentrum von Còsagach steht bei allem Bezug zur Natur das eigene Zuhause, das zum entspannenden Refugium werden soll. Und richtig entspannen, das heißt mit allen Sinnen zur Ruhe kommen. Dazu gehören neben Materialien wie Fell und Wolle auch Kerzen, die für ein warmes Licht sorgen, oder angenehm holzige Düfte wie Zeder, die das entsprechende Raumklima schaffen.
Für die Schotten sind es kleine Details und Wohnaccessoires wie diese, die das Zuhause so richtig wohnlich erscheinen lassen. Viele Decken und Kissen gehören ebenso dazu wie natürliche Hölzer, wenn die eigenen vier Wände zu einem warmen und behaglichen Ort werden sollen.
Von Outdoor zu Indoor
Doch wie erwähnt handelt es sich bei Còsagach auch um einen Lifestyle, bei dem Outdoor-Aktivitäten die Grundlage für die anschließende Indoor-Entspannung bilden, für die wiederum die erdende Kraft der Natur bis in die Wohnung gebracht wird. Kein Wunder, dass echte Naturfreunde da voll auf ihre Kosten kommen. Ehrliche Materialien, die halten, was sie versprechen, sind sowohl zuhause als auch unterwegs genau das Richtige. Mit wasserfesten Schuhen und Taschen lässt sich selbst Regen und Schnee trotzen, und der Vierbeiner freut sich, wenn die abendliche Runde nicht schon an der ersten Straßenlaterne endet. Es gibt kein schlechtes Wetter, es gibt nur falsche Kleidung. Zwar ein deutsches Sprichwort, doch es hätte auch aus Schottland stammen können.
Im Anschluss locken ein heißes Bad oder ein gutes Glas Wein. Bei Còsagach geht es nämlich auch darum, die eigene Freizeit zu genießen, sie bewusst und angenehm zu gestalten. In anderen Worten: Quality Time.
Tapetenwechsel
Um uns so richtig abschalten zu lassen, muss manchmal ein anderer Rückzugsort als das eigene Heim her. Warum also nicht gleich nach Schottland aufbrechen und in einer der vielen urigen Holzhütten in der Abgeschiedenheit der Highlands ein paar entspannte Tage verbringen? Wohl nirgendwo sonst lässt sich das Còsagach-Feeling so unmittelbar erleben.
Schottische Geselligkeit
Die Schotten sind sehr gesellig, und so geht es bei Còsagach auch um gemütliche Stunden, die man gemeinsam mit lieben Menschen bei gutem Essen, guten Getränken und guten Gesprächen verbringt. Das kann in einem der vielen Pubs, aber auch daheim, rund um den Esstisch versammelt, passieren.
Besonders die Vorweihnachtszeit ist ideal, um Freunde einzuladen, zu kochen und das Jahr Revue passieren zu lassen. „Yule Tide“, das Weihnachtsfest, wird in Schottland übrigens erst seit 1958 wieder ganz offiziell gefeiert. Die Feierlichkeiten passten nicht in das Weltbild der Puritaner, weshalb das Fest rund vierhundert Jahre lang kein Feiertag war. Aus diesem Grund feiern die Schotten Weihnachten heute mit umso mehr Freude.
Wärmender Whisky
Die Schotten wären aber nicht die Schotten, wenn zu ihrem Verständnis von Wohlbefinden nicht auch ein Gläschen Whisky gehören würde. Im Winter wird das schottische Nationalgetränk einfach erhitzt und mit Honig verquirlt. Anschließend werden eine halbe Zimtstange und etwas Zitronensaft hinzugefügt und das Ganze je nach Bedarf mit heißem Wasser verdünnt. Garniert mit einer Zitronenscheibe ist der als „Hot Toddy“ bezeichnete und überaus beliebte Drink schon servierfertig. Er wärmt von innen heraus, sorgt zusammen mit etwas Shortbread endgültig für ein wohliges Còsagach-Feeling und hilft vielleicht auch bei der Aussprache unseres neuen Zauberworts.