Colour Splash.

Keine Angst vor Farben! Farbe ist etwas, das sich schlecht abstrahieren und noch weniger kalkulieren lässt. Hier lässt es sich nicht auf Nummer sicher gehen. Doch mit etwas Experimentierfreude, spielerischem Umgang und der richtigen Dosierung, lassen sich farbige Texturen, Kissen und Möbel wie eine Box Buntstifte verwenden. Frei nach dem Motto: Ich male mir meine Welt, wie sie mir gefällt.

Auf das gute Gefühl kommt es an

Gelb bringt die Sonne ins Haus, Rot sorgt für Energie und Blau wirkt kühl und sauber. Farben tragen Bedeutung, drücken Gefühle aus und wecken Aufmerksamkeit, haben eine symbolische Wirkung. Ob farbige Flächen, Möbel oder Accessoires – sie regen die Stimmung an, wirken erfrischend oder beruhigend. Das Gute daran: In Sachen Farben erahnt man selbst am besten, was gefällt. Für den gestalterischen Aspekt ist es jedoch wichtig, auch die kleinen Farbmarker im Auge zu behalten. Das gesamte Farbgefüge kommt in Bewegung, wenn plötzlich eine rote Schale ins Blickfeld rückt. Die Farbwirkung der Details spielt eine tragende Rolle. Restaurants wie das „Ya Pan“ in Tel Aviv oder das von der Künstlerin Rosemarie Trockel neu gestaltete „Lido Malkasten“ in Düsseldorf machen es vor: Den Umraum wie ein Maler zu betrachten, gilt als Schlüssel zum Erfolg.

Ya Pan Bistro Tel Aviv, Architektur: Pitsou Kedem und Baranowitz Goldberg, Foto: Amit Geron
Lido Malkasten Düsseldorf, Foto: Niklas Taleb
1 Körbe von Rice
2 Wanduhr von Progetti
3 Akustikpanele von Hey-SIGN
4 Kaffeekanne von Bialetti
5 Schreibtisch-Organiser von 100 Percent Store Japan

Alles steht im Dialog

Jung und lebendig oder klar und strukturiert. Es ist wichtig zu verstehen, wo man atmosphärisch hin will mit einem Raum. Oft kommt man am Ende zu ganz anderen Nuancen, als jene, die man anfänglich im Sinn hatte. Am besten behält man die Farbstimmung der Umgebung im Blick, sei es in der Stadt, im Grünen oder am Meer. Licht spielt eine große Rolle, aber auch die Kultur und der Alltag. Das Licht bestimmt die Wirkung, die Oberfläche die Anmutung. Spannend wird das Experimentieren mit Einzelstücken, wie Sessel, Wandobjekte, Kleinmöbel und Accessoires, wenn sie in selbstbewussten Farben besondere Akzente setzen. Oft beginnt die Liebe zu einer bestimmten Farbe mit so einem Solisten.

Reflections Copenhagen
Rosenthal
1 Leuchte von Penocze
2 Kerzenhalter von Stand der Dinge
3 Tasse von Serax
4 Beistelltisch von Blumenfisch Berlin

Stimmungsmacher: was Farben können

Auch Menschen mit unterschiedlichen Lieblingsfarben erleben die gleiche Wirkung. Egal, ob man Gelb liebt oder hasst, es werden damit die gleichen Assoziationen verbunden. Denn jede Farbe hat mehrere oft widersprüchliche Wirkungen. Wer sie kennt, kann Farben so einsetzen, dass sie vom Betrachter im gewünschten Sinn verstanden werden. Das Gelb der Sonne wird mit Grün zum Farbklang des Sauren, Giftigen. Die Leichtigkeit des Gelben wird durch Rosa gesteigert, sie wird zur Farbigkeit des Zarten und Warmen. Die Temperatur eines Raums, der beispielsweise blau gestrichen wurde, kann bis zu 5 Grad kälter wirken, als ein Raum, der in warmen Farbtönen gehalten wird. Um sich so entspannt wie an einem kalifornischen Pool zu fühlen, hält sich das Team von Ester Bruzkus Architekten bei der Inneneinrichtung des Berliner „LA Poke“ Restaurants gekonnt an die Farb- und Formensprache eines David Hockney-Gemäldes. Die weichen und runden Formen der Sitzbänke in Knallblau erinnern an eine Luftmatratze, Sommergefühle sind garantiert. Solche wilden Kombinationen satter Farben aus allen Seiten des Farbkreises holen sich viel Aufmerksamkeit und sind auch im Hotel- und Shop-Design probates Mittel, den Besuchern auf besondere Art den Atem zu rauben. Die russische Interieur-Designerin Daria Zinovatnaya ist eine Meisterin auf dem Gebiet: beim Launch des Labels „VVNK JANE PLUS“ auf der Shanghai Fashion Week hat sie mit ihrer Shop-Installation im Memphis-Style gezeigt, wie man durch starke Kontraste Beachtung erregt ohne dabei von den Fashion-Items abzulenken.
Und das ist die schönste Wirkung von Farbe: Alles kann damit zum Statement werden. Nicht nur Accessoires wie knallfarbige Taschen und Schmuck, ebenso ein Fahrrad, eine Tischdekoration oder auch nur ein Sitzpouf im Wohnzimmer.

LA POKE Berlin, Fotos: Jens Bösenberg Berlin
1 Flasche von Dopper
2 Karaffe und Gläser von Vicara
3 Tasche von Love Letter
4 Brettspiel von Rex London
5 Fahrrad von Martone Cycling
Pension für Produkte
Shoreline Hotel Waikiki
1 Kleiderbügel von Peppermint Products
2 Ohrringe von Littlebit Design
3 Bild von Volker Kühn
4 Tasche von Daff
5 Hocker von KARE Design

Sonne im Herzen

Die Farbkombination Gelb-Orange-Rot wird als „Farbklang des Vergnügens“ gesehen. Menschen bevorzugen in der Regel starke Farben gegenüber schwachen, und reine gegenüber gemischten. Zwischen zwei grauen Häuserfassaden in Paris liegt der Basketballplatz Pigalle – hier treffen “Korbleger” und “Tip-in” auf künstlerische Interventionen. Die französische Modemarke Pigalle, Kreativagentur Ill-studio und Nike taten sich zusammen, um den Platz mit einer frischen Ästhetik aufzupeppen, die die Farben der untergehenden Sonne aufs Spielfeld bringt. Ähnlich forsch bei der Farbwahl war das renommierte Designstudio BHDM fürs „Shoreline Hotel Waikiki“ auf Hawai. Es entschied sich für kräftige Farbnuancen, die die tropische Flora und Fauna der Inselketten widerspiegeln. Am Pooldeck auf dem Dach lässt das Wandbild des kalifonischen Künstlers DJ Neff mit einem Mix aus den hellsten Farben das Herz leicht höher schlagen.

Basketballplatz in Paris von Pigalle, ill-studio und NIKE, Fotos: Sebastien Michelini