Glück ist, wo Geschenke sind.

Yvonne Engelmann über die Kunst von Geben und Nehmen.

Lucky you. Yvonne Engelmann hat das ganze Jahr mit schönen Dingen zu tun. Sie verantwortet den Bereich „Giving“ der Messe Ambiente in Frankfurt und ist damit Expertin für das, was ein wirklich gutes Geschenk ausmacht. Neugierig auf die Kunst des Schenkens, trafen wir „Miss Giving“ an einem sonnigen Nachmittag in ihrem Lieblingsstore 2nd Home im hippen Frankfurter Nordend. Wie sehr Mut eine wesentliche Rolle beim Schenken spielt, erfuhren wir von ihr in einem Gespräch, das sich den schönen Luxus Zeit erlaubte.

Ganz in modischem Schwarz kommt sie, diese Frau zeigt selbstbewussten Stil. Yvonne Engelmann hat es nicht weit, sie lebt im Nordend. Der Concept Store 2nd Home ist ihr persönlicher Favorit, stilvoll, originell und zuverlässig im Trendgespür, wie sie sagt. „Meine Hood, meine Nachbarschaft, wenn Sie so wollen. Ich mag die Atmosphäre im Quartier sehr, den Wochenmarkt am Friedberger Platz, die vielen kleinen Fachgeschäfte, Boutiquen und gemütlichen Cafés auf der Berger Straße“, schwärmt die Wahl-Frankfurterin. Vor 16 Jahren kam die studierte Betriebswirtin in die Mainmetropole. „Geboren bin ich in Lutherstadt-Wittenberg (Sachsen-Anhalt) und aufgewachsen in der Bauhaus-Stadt Dessau“, erzählt sie und fügt charmant an: „Hessisch babbeln kann ich nach den Jahren in Frankfurt aber nicht.“

Yvonne Engelmann Stil Ambiente

Puristisch und aufgeräumt
Meterhohe Decken, offene Räume und viel Atmosphäre dank originellem nordischem Design Twist und Vintage Pieces verschiedener Dekaden. Im Concept Store meint man, in einer anspruchsvollen Altbauwohnung zu sein, alles, bis hin zu den Lichtschaltern, folgt Interior Trends und ist käuflich. Natürlich ist auch der gepolsterte Riese, auf dem wir ins Gespräch kommen, zu haben. Kaum Platz genommen, gibt es Tee, das Lieblingsgetränk von Yvonne Engelmann. „Ich bin Stammkundin, hier schaue ich nach Geschenken, hier schenke ich mir selbst Mode und Schmuck. Ich schätze Läden, die gut vorsortiert sind und wo ich weiß, dass mir die meisten Produkte gefallen. Letztlich spart das viel Zeit.“ Wir möchten wissen, wie sie persönlich eingerichtet ist, gilt doch eine Wohnung allgemein als Spiegel der Bewohner. Wir tippen frei heraus auf urban-zeitgenössisch – und liegen fast richtig. „Sehr aufgeräumt“, verrät sie, „ich mag es puristisch und geradlinig. Dazu starke Akzente setzen, etwa mit einem antiken Kerzenhalter, ist genau mein Ding. Ebenso spannend finde ich es, ein Kitsch-Objekt in ein sehr klares Setting zu bringen.“

kreativ schenken Concept Store 2nd Home Dekoartikel

„Wir sollten mutiger schenken“
Das richtige Schenken gilt als schwierige Disziplin. Socken, Krawatte und Kochtopf sehen wohl die meisten als Trio Infernal. Yvonne Engelmann erstaunt das, denn sie selbst schätzt auch praktische Geschenke. „Was nicht geht, hängt von der jeweiligen Person ab. Das Schenken muss von Herzen kommen, eine zeitlose Weisheit. Was mit Empathie und Rücksicht auf Stil und Geschmack des anderen ausgesucht wurde, kommt eigentlich immer an“, sagt sie und weiß gleich ein gelungenes Beispiel: „Da mein Freund trendige Gin-Sorten schätzt, habe ich ihm edle Flaschen in edle Socken verpackt, was gut ankam. Und ganz offen, wenn man mir einen absolut grandiosen Kochtopf schenken würde, wäre das gar nicht schlimm. Das meine ich mit mehr Mut zum kreativen und auch unkonventionelleren Schenken, nicht alltägliche Kombinationen sind ein Teil dessen. Nur gedankenlose Geschenke schaffen Frust. Aber die Botschaft muss stimmen, wer nicht gern kocht, dem sollte man lieber keinen Topf schenken.“ Und wenn schon, meinen wir, dann in das Topfgeschenk noch einen Gutschein für eine feine Genussreise.

Türäffchen Holzelefant Deko Geschenkidee

Geschenkekultur ist Wertekultur
Klare Sache. Schenken heißt, sich Gedanken über das Gegenüber zu machen, über den Menschen, seine Wünsche, über Dinge, die der andere noch nicht hat. Das zeigt und schafft Nähe. Der Beschenkte ist dem Schenkenden etwas wert, was sich nicht monetär beziffern lässt. Wir wissen noch, wie es sich als Kind anfühlte, wenn wir reich beschenkt wurden. Wir noch keine Ahnung von Preisen hatten, sondern einfach spürten, dass wir etwas auspacken, das uns in einen Glücksrausch versetzen wird. „Wie liebte ich meine Rennbahn! Ich fand sie unter dem Weihnachtsbaum“, steht Yvonne Engelmann das unvergessene Geschenk vor Augen. „Die Autos waren aus Blech, man musste sie mechanisch aufziehen“, weiß sie noch. Dem Auspacken von Geschenken fiebern gerade Kinder sehr entgegen, für viele Erwachsene ist es dagegen ein Ritual, langsam und mit Fingerspitzengefühl die Schleifen zu lösen und das Geheimnis hinter dem Papier zu lüften. Ein Geschenk ohne ästhetische Verpackung ist für Yvonne Engelmann undenkbar: „Ich mag große Schleifen. Manchmal nehme ich toll gestaltete Papiertüten und dekoriere sie mit Anhängern und echten Blumen.“

Raum Interior Vintage shabby chic

Andere Länder, andere Geschenke
Mit Kennerblick führt uns die Geschenke-Expertin zu einem kleinen Wandteppich. Das sehr coole Designobjekt kündigt die Rückkehr Web- und Makramee-Techniken der 70er-Jahre an. „Früher habe ich viel selbst genäht und Schmuck gebastelt“, erzählt die 45-Jährige. In ihrer Jugend sei sie auch mit cooler Nachtbrille in die Disko. „Heute sage ich zu einer guten Sonnenbrille nicht nein.“ Am Ende unserer Runde fragen wir nach, ob es eine typisch deutsche Geschenkkultur gibt. Andere Länder, andere Geschenke? „Die Geschenkkulturen sind tatsächlich sehr unterschiedlich, das erlebe ich im Job täglich. Wir Deutschen haben noch einen relativ klassischen Begriff des Schenkens. In asiatischen Ländern gehören beispielsweise unter Kollegen kleine Gastgeschenke wie Süßigkeiten oder Tee zum guten Ton. Diese schöne Geste zurückzuweisen, wäre ein Fauxpas.“ Mit anderen Worten, zum gelungenen Schenken gehört auch das Annehmen nach allen Regeln der Höflichkeit, egal wo.

Sonnenbrille Holz bunt Geschirr