Next Design Generation.

Gelingt zukunftsweisendes Gestalten mit ästhetischem Anspruch und humorvoller Leichtigkeit nur langjährigen Experten? Die Ambiente Talents beweisen: Wir können es auch! Von diesen begabten Newcomern wird man noch viel hören.

Clevere Mitbewohner

„Birkenrinde wurde früher wie Kunststoff gebraucht“, beschreibt Anastasiya Koshcheeva ein für ihre Heimat Sibirien typisches Material. Die Wahlberlinerin lässt von den letzten sibirischen Handwerkern, welche die Technik beherrschen, aus der Rinde Vorratsdosen, Leuchten und Hocker anfertigen – traditionell ohne Klebstoffe, und neu in Verbindung mit moderner Lasertechnologie. Alles spricht für diesen Werkstoff, so die Designerin: „Birkenrinde ist antibakteriell und feuchtigkeitsabweisend.“ Dass man auf der samtigen Rinde auch bequem sitzen kann, beweisen ihre Flecht-Hocker, eine moderne Adaption der herkömmlichen Verarbeitung.

Anastasiya Koshcheeva

Streichelzart werden die skulpturalen Leuchten von Marta Cherednik durch eine samtartige elektrostatische Beflockung. Die komplexen Formen selbst kommen aus dem 3D-Drucker. Die gebürtige Russin, die in Singapur lebt, lässt sich sichtlich von der Natur inspirieren. So gleichen ihre Eierbecher, für ein Londoner Restaurant entworfen, Vogelnestern.

Marta Cherednik

Apropos Vogel. Pavla Boháčová aus Pilsen hat Schwäne und andere Tiere zum Spielen gern. Ihr origineller Holz-Zoo beruht auf Geometrie und hemisphärischer Bewegung.

Pavla Boháčová

Produktdesigner Takeshi Nishio verblüfft uns auf andere Weise – der Japaner treibt das Prinzip des Scherengitters auf die Spitze. Er konstruiert Standregale, deren Höhe variierbar ist. Ideal für Mikro-Apartments, genau wie die Wandspiegel, die der Konstruktion von Portemonnaies abgeschaut sind.

Takeshi Nishio

Kalkulierter Stilbruch

In seinem Rotterdamer Studio lässt Isaac Monté Kristalle wachsen. Erst auf den zweiten Blick erkennt man, dass diese märchenhaften Gebilde im Inneren einen Wasserkessel, eine Zitronenpresse und andere Design-Ikonen einschließen. „Konserviert für die nächsten Generationen“, sagt der 29-Jährige. Interessant sei die Technik für Restaurants, wo man ganze Wände derart gestalten kann.

 

Isaac Monté

Seine experimentellen Designs würde auch Daniel van Dijck gern in Restaurants sehen, der Künstler aus Den Haag erzeugt mit Erbsen bizarre Effekte im Brennofen. Die Erbsen lösen sich auf, die Kugelform erstarrt auf dem Tongeschirr. Kupfer-Teller wiederum erscheinen durch eine Kombination verschiedener Gusstechniken „faltig“, und seine Bestecke wirken wie grob geschnitzt. „Die taktilen Designs symbolisieren Prozesse, die während der Verdauung im Körper ablaufen“, so der 31-Jährige. Wir sagen: Exzentrik at its best.

Daniel van Dijck

Statt Ton holt G. William Bell Glas aus dem Feuer. In einem mehrstufigen Prozess formt der Glasbläser aus Florida mit eingefärbten Stäben geometrische Gefäße. Manche ähneln durch ihre Farbverläufe Petrischalen mit Laborbefunden. Eine Parallele, die uns der virtuose Handwerker bestätigt.

G. William Bell

Dann noch der geniale Trick mit der Seife – Timo Heinen hat ihn erfunden. Handseife bleibt trocken, wenn man sie in diese Schale aus Edelstahl legt, denn das Seifenstück rutscht nach unten und richtet sich auf.

Timo Heinen

Schmucke Einzelgänger

Wachsende Individualität macht Unikatschmuck immer attraktiver: Kreationen, die nicht alltäglich sind, aber jeden Tag getragen werden können. Etwa solche archaischen Statements wie Anne Kaden sie kreiert: Silberringe, gegossen in den Erdboden. „Auf einer Reise nach Island, am Fuße eines Vulkans, sind einige Ringe entstanden“, erklärt die Silberschmiedin. Durch Sulfid- und Oxidverbindungen entstehen raue Farbspiele. „Diese Art der Momentaufnahme spricht Paare an, die mit dem Ort etwas Persönliches verbinden, das Kennenlernen vielleicht.

Anne Kaden

“ Unverwechselbarkeit ist auch der Schlüssel für Maria Joanna Juchnowska. Sie verwendet Abfallprodukte der Porzellanindustrie: „Vor allem rekonstruiere ich Prägnantes wie Puttenköpfe, beispielsweise aus dem Meissen-Archiv, und wandle es in Anhänger und Ohrringe um“, so die Wahlnorwegerin. Mit der zeitgenössischen Interpretation von Bruch-„Erbstücken“ großer Manufakturen verfolgt die Künstlerin ein charmantes Recycling.

Maria Joanna Juchnowska

Bei Güzin Büyük staunen wir über die gestalterischen Möglichkeiten von Kulierwirkwaren (schlauchförmige Maschenware). Ihre Kollektion ist das Ergebnis einer familiären Spurensuche im Rahmen der Bachelorarbeit – die Mutter war Schneiderin, häkelte leidenschaftlich. Durch die Kombination tradierter und neuer Häkeltechniken kreiert die Krefelderin mondäne Objekte für Hals, Schulter und Dekolleté.

Güzin Büyük