Im Reich der Fantasie.

Farbintensive Monochrome treffen auf bunt gewürfelte Muster. Funktionales wird durch das Ornament mehr als verziert. Der „Jumbled Pattern“-Look erobert Porzellan, Textilien, Papier – und so gut wie jeden anderen Gegenstand im Interior. Da schweift nicht nur der Blick, sondern die Fantasie geht gleich mit auf Reisen.

Frohe Fülle

Wer sagt eigentlich, dass eine Tafel mit einem einheitlichen Geschirr gedeckt sein muss? Oder dass die Servietten unbedingt farblich dazu passen sollten? Es gibt mittlerweile so viele bezaubernde Dessins, Strukturierungen und Farbnuancen, dass es sich geradezu anbietet, aus dem Vollen zu schöpfen. Manchmal ist mehr tatsächlich mehr! So kann man etwa unterschiedliche Keramikserien von Bloomingville gemeinsam decken und die Tassen mit heißem Tee oder Kaffee auf einem Untersetzer von PA Design platzieren – die Wärme zaubert dann das Gesicht des Mondes auf dem Untersatz hervor. Der schwedische Hersteller Pappelina wiederum entwirft Geschirrtücher, Tischläufer und Kissen mit klar konturierten Kreisen und Streifen. Dieser Look ergänzt gut die munteren Karten von Braun and Company, mit denen man möglicherweise eingeladen hat.

Ornament und Figur

Auch neu: Neben ornamentale Muster treten ganz selbstverständlich figurative Verzierungen. Mal sind es kleine Handspiegel von Atsuko Matano, die das weibliche Konterfei augenzwinkernd mit der Figur des Yin und Yang in Verbindung bringen, dann wieder Kissen mit beeindruckend großen Hirschkäfern oder zarte Libellen auf den Geschenkkarten, beides von Sköna Ting. Man sieht vermehrt solche kleinen Lebewesen, und sie verbreiten unterschwellig eine fröhliche, beschwingte Stimmung.

Schwingende Leichtigkeit

Überhaupt gibt es den Trend des Leichten, Schwebenden. Bei Birkmann werden die selbstgebackenen Muffins wie auf einem Kronleuchter frei schwingend präsentiert, während der limonengrüne Übertopf von Aveva mittels eines Netzes den Pflanzen eine Art Ballonfahrt beschert. Zu viel des Guten? Keineswegs, warum sollen es die Pflanzen schlechter haben als Libellen und Vögel? Aber auch uns tut es gut, wenn wir einmal die Perspektive ändern, etwa wenn wir den Regenschirm wie bei Progetti in einen schirmförmigen Ständer stellen. Oder wenn sich eine Kuckucksuhr über uns lustig zu machen scheint: Studio Kuadra hat eine zweiteilige Kuckucksuhr entworfen, bei der das Vögelchen tief im Urwald sitzt und die „Birdwatcher“ mit Ferngläsern verzweifelt nach ihm Ausschau halten.

Spielerische Anverwandlungen

Dieses Prinzip von „Mix & Clash“ ist nicht nur bunt und bewegt, sondern macht auch frei. Mit Fantasie wird Hergebrachtes umgewandelt, das gibt dem Individuellen Spielraum. Stand der Dinge bietet einen kleinen Kabinettschrank für Lieblingsbücher an. Das Besondere daran: Seine Türen sind aus den dekorativen Covern jener klassischen Insel-Bücher, die sich seit Jahrzehnten in vielen Haushalten hierzulande finden. Und da man die Buchdeckel austauschen kann, muss man sich gar nicht auf ein Dekor festlegen. Ideal für unsere flexiblen Zeiten! Eine andere Art von Anverwandlung betreibt der niederländische Hersteller Storytiles. In das Dekor Delfter Kacheln aus dem 17. Jahrhundert werden heutige Figuren und Zeichnungen eingefügt. Sie heben sich farblich deutlich von dem edlen herkömmlichen Blau-Grau ab, und doch ist die Kombination unglaublich stimmig. Das ist vielleicht die erstaunlichste Einsicht, die der Trend „Jumbled Pattern“ vermittelt: Der unbeschwerte Mix ist nicht nur etwas für fantasievolle Gedankenflüge, sondern erweist sich als höchst alltagstauglich.