Was gibt’s Neues?

Gastbeitrag von decor8

Hi, ich bin Holly Becker, und freue mich sehr, einen Beitrag zum Ambiente Blog beisteuern zu dürfen. Als Autorin, Interior-Stylistin und Bloggerin bin ich stets auf der Suche nach inspirierenden Dingen, die ich mit meinen Lesern und Kunden teilen kann. Heute möchte ich über Trends reden, aber nicht über die aktuellen (mehr dazu gleich), sondern darüber, warum und wie Ihr Zuhause Sie auf allen Ebenen dabei unterstützen sollte, Ihr persönliches Optimum (die Familie eingeschlossen) zu erreichen. Ich möchte zeigen, wie der Besuch einer Messe wie der Ambiente Ihnen helfen kann, Ihre Kunden zu erreichen und auch selbst davon zu profitieren.

Erst denken

Während ich genieße, was zur Zeit im Trend liegt, fasziniert und inspiriert es mich noch mehr vorauszusagen, was kommen wird. Ich mag es, das unter der Oberfläche verborgene nächste große Highlight aufzuspüren. Meine Vorgehensweise bei dieser Suche nach den Trends ist „erst denken” und mich nicht auf das verlassen, was ich sehe, sondern das, was ich höre und was mir mein Bauchgefühl sagt. Wer sich angewöhnt, intensiver und emotional intelligenter zu handeln, für den ergibt sich dann alles wie von selbst.

Aus den Gesprächen von heute werden die Trends von morgen

Als Beispiel für diese These mögen die vor mehr als einem Jahrzehnt im Internet (oder auch im Café um die Ecke) geführten Diskussionen darüber dienen, wie wir unser Leben vereinfachen können, indem wir umweltbewusster werden, uns von Überkommenem trennen, tiefere Bindungen eingehen und regionale Hersteller unterstützen. Man wollte häufiger ehrliche und aufrichtige Meinungen zu lesen bekommen (daher der Aufstieg des Blogging) und schätzte das, was die coolen Freunde gut fanden, wichtiger ein als das, was irgendein Herausgeber eines Hochglanz-Magazins ihnen zu „liken“ suggerieren wollte. Zahlreiche Zeitschriften mussten aus diesem Grund dichtmachen. Man sehnte sich nach einem weniger dekadenten Lebensstil und mehr Ursprünglichkeit.

Heutzutage pflegt man einen Lebensstil, den viele als „Hipster Movement“ bezeichnen. Tausende Fotos von Avocado-Toasts auf Instagram, professionelle, digital überarbeitete und vom Nordwestpazifik inspirierte Fotografie, vom skandinavischen Minimalismus beeinflusste Stadtviertel und Models, die mit einem feierlichen Ausdruck darum bitten, zu dem zurückzukehren, was wirklich wichtig ist: Soja-Cappuccinos mit ihren ebenso andächtigen Freunden zu nippen.

Diese Bewegung begegnete mir in Gesprächen, die ich in 2005 aufschnappte, als ich durch Brooklyn und Boston schlenderte – einfach beim Zuhören. Dieser Sinneswandel wurde mir zu dieser Zeit bewusst. Das Schlüsselwort der Bewegung lautet „Indie“. Anbieter von Indie-Handwerkskunst, Indie-Filme, Indie-Musik, Indie-Design und Indie-Mode. Und dann begannen „Indie Lifestyle“ und „Hipster Movement“ sich auf allen nur denkbaren Märkten der westlichen Welt wie ein Lauffeuer auszubreiten.

 

Was vormals unabhängig und regional war, wurde jetzt Massenproduktion und global. Schließlich hielt dieser Trend auch Einzug in östlichen Ländern, und ständig mache ich neue westlich orientierte Hipster-Cafés in Korea und Japan bei Instagram aus. Geht Ihnen das auch so?

Wenn Sie Themen bestimmen können, von denen die Menschen sich angezogen fühlen, dann sind Sie auch in der Lage, vorauszusagen, was aus dieser Richtung kommen wird, ganz gleich, ob es sich um einen Trend bei Materialien, Farben, Lifestyles oder etwas anderem handelt.

Gegenwärtig sind minimalistisches Design, die Bedeutung praktischer und anspruchsvoller Präsentation sowie das dringende Bedürfnis nach verantwortungsvollem Umgang mit den Ressourcen bleibende Trends. Ethisches Design gewinnt an Bedeutung. Auf der Ambiente konnte ich gleich mehrere Beispiele des neuesten Trends „flexibles Wohnen“ im Bereich Living ausmachen. Bewegliche Möbel im Baukastensatz, die problemlos dorthin befördert werden können, wo immer sie zur Wohnraumgestaltung benötigt werden. Sogar Küchen werden von dieser Entwicklung beeinflusst und die nunmehr „stylische“ Einbauküche gewinnt gerade für Mieter zunehmend an Bedeutung. Ebenso wichtig ist die Verwendung von ehrlichen, haptischen Materialien in den Wohnräumen – ehrlich im Sinne von echt – von natürlich… Holz, Wolle, Stein und Marmor, einhergehend mit weichen Materialien, die Sie zum Entspannen einladen.

Ich konnte auch beobachten, dass die Designer verstärkt mit der Form von Objekten spielen, um ihnen eine größere Wirkung zu verleihen. Sogar bei Glühbirnen. Derartiges war auch bei Leuchten und Lampen, Keramik und Glas sowie bei Sitzmöbeln festzustellen. Cool, modern, minimalistisch, sexy, launisch – Formen und Silhouetten, die glatt und geschmeidig sind und ganz sicher weit entfernt von handwerklich und hausgemacht.

Auch intensivere Farben für das Frühjahr sind mir auf der Messe aufgefallen. Nicht so sehr die gedeckten, spielerischen Pastellfarben, an die man im Zusammenhang mit Ostern denkt, sondern kräftigere Farben, die gemütlich warm und einladend sind.

Und Spiegel. Spiegel sind zur Zeit im Trend, aber nicht die typischen, die Sie von IKEA kennen. Spiegel sehen sehr hochwertig und sexy aus, aber es gibt auch sehr minimalistisch gehaltene und zahlreiche Material-Kombinationen – Spiegel mit Kupferecken, Spiegel mit Holz-Akzenten, Spiegel mit Vintage-Optik.

Wenn wir über Trends sprechen, möchte ich klar sagen, dass ich mir nicht von Trends diktieren lasse, wie ich arbeite, was ich kaufe und wie ich meine Wohnung einrichte. Ich bin schon etwas aufrührerisch. Wenn alle hü sagen, sage ich hott. Wenn alle Farbexperten Grün als Farbe des Jahres ausgeben, streiche ich meine Wände in einem hellen Lachston. Ich weiß stets, wer ich bin und wofür ich stehe und was ich brauche, um in meinen vier Wänden glücklich zu sein. Wenn man sich über diese Dinge im Klaren ist, dann hat man auch den Mut, das zu kaufen, was man möchte. Dann entsteht auch ein schönes Gleichgewicht zwischen dem, was man sich vorstellt und dem, wie das Zuhause wirklich aussieht. Ich liebe Messen, weil ich dort sehen kann, was es Neues gibt, und dann kann ich alles miteinander kombinieren und Spaß haben.

In den Designschulen lernt man von Beginn an, dass man zuerst alle Basics des Designs lernen muss, weil nachher die besten Designer die Regeln nur aus einem einzigen Grund lernen – in die Welt zu gehen und sie zu brechen. Wir alle sollten Messen wie die Ambiente dazu nutzen, um zu sehen, was im Angebot ist. Dann zeigen wir, wie man das Entdeckte miteinander kombinieren kann, und bringen unsere Persönlichkeit mit in das ein, was wir als Trend erkannt haben. Da erst beginnt der Zauber.

Auch bei Trends liebe ich es zu sehen, wie Menschen emotional auf das reagieren, was sie sehen. Es ist die dem Design zugrunde liegende Psychologie, die mich in erster Linie in diesen Bereich geführt hat. Als ich noch die Büroräume in Firmen wohnlicher einrichtete, erinnere ich mich an den Tag der großen Enthüllung, als die Angestellten in ihre neu gestalteten Räume zurückkehrten. Es war ganz offensichtlich, dass sie auf der Stelle besser arbeiteten. Diese teuren ergonomischen Stühle, eingerahmt von wohldurchdachtem Design, das alles umfasste von mobilen, modularen Möbeln bis hin zu Raumteilern, die den Angestellten einen privaten Bereich ermöglichten, erzeugte eine große Wirkung.

Als wir für unsere Angestellten Räumlichkeiten mit Kunstwerken ausstatteten und kunstvoll gestaltete Cafés für Pausen sowie liebevoll eingerichtete Konferenzräume mit beruhigenden Farben bereitstellten, steigerte sich die Arbeitsmoral nachhaltig. Wir stellten eine geringere Mitarbeiterfluktuation als vorher fest, wo die Angestellten in klinischen, emotionslosen Büros arbeiteten ohne Sinn für irgendwelche Details.

Diese Beobachtung begeisterte mich und brachte mich der Gestaltung von Wohnräumen näher. Es führte dazu, dass ich anstelle von „Corporate Design“ vorrangig „Interior Design“ studierte – um den Menschen dabei zu helfen, Schönheit und Komfort in ihre Wohnungen zu bringen und sie damit emotional, geistig und in allen Belangen zu stärken. Das ist auch der Grund dafür, dass ich seit nunmehr einem Jahrzehnt meinen Design-Blog schreibe und in dieser Zeit vier Bücher über Design verfasst habe. Es ist mein Bestreben, andere über den wirklichen Zusammenhang zwischen dem Zustand ihrer Wohnung und ihrem Seelenzustand aufzuklären, und darüber, dass man das nicht auf die leichte Schulter nehmen sollte.

Unser Zuhause und unser Büro beeinflussen uns unmittelbar zu unserem Vorteil oder Nachteil

Ich glaube nicht, dass schöne Dinge ausschließlich das Auge ansprechen; wir reagieren auf Dinge auf einer weitaus tieferen, emotionalen Ebene, ob wir uns dessen bewusst sind oder nicht. Ihre Lieblingsvase mögen Sie nicht nur, weil sie hübsch ist – es könnte noch andere Aspekte geben. Vielleicht ist sie mit einer Erinnerung verknüpft oder sie sieht aus wie etwas, das Sie als Kind einmal geschenkt bekommen haben, oder sie ähnelt einer Vase, die Ihrer Großmutter sehr am Herzen lag. Vielleicht erinnert Sie die Farbe oder die Maserung an Ihren Lieblingsort oder einen Menschen, den Sie mögen. Wenn Sie also einen Gegenstand wahrnehmen, denken Sie darüber nach, wie Sie darauf reagieren, und helfen Sie anderen dabei, den tieferen Sinn zu ergründen.

Die Ambiente ist vielfältig, mächtig und lehrreich. Sie ist ein großartiger Ort, um Trends aufzuspüren, und auch vorhersagen zu können, was kommt. In erster Linie aber bietet diese Messe die Möglichkeit, mit sich selbst in Kontakt zu treten, und das Einwirken von so viel Angebot auf einmal macht es zugleich möglich, sehr schnell Ihre Favoriten vom Rest zu trennen und dann sorgfältig die Dinge auszuwählen, mit denen Sie in Einklang sind und die Sie mit anderen teilen möchten. Ihre Stärke besteht nicht darin, das zu sehen, was alle anderen auch sehen, sondern das hervorzuheben, was für Sie außergewöhnlich ist, und anderen dabei zu helfen, mit deren Bedürfnissen in Berührung zu kommen.

Ich kann es kaum erwarten, die Ambiente 2018 zu besuchen und diese Messe erneut zu genießen. Und ich komme zurück, um weitere Gedanken zur Messe im nächsten Jahr mit Ihnen zu teilen. Bis bald!

Holly Becker
Fotos: Holly Becker, Morten Toni Vinther