Till Melchior – Der Still Life-Profi für die Ambiente.

Wie man einen Creme-Tiegel so in Szene setzt, dass der Betrachter am liebsten danach greifen möchte, das weiß er genau: Till Melchior. Die Spezialität des Hamburger Fotografen sind Still Lifes. Wie das Wort schon sagt, haucht er seinen Fotos von Gegenständen Leben ein. So auch bei der Kampagne zur kommenden Ambiente.

Die Passion für seine Arbeit spürbar zu machen – so definiert Till Melchior den Anspruch an sich selbst. Doch wie wird aus der Idee oder einem Thema ein aussagekräftiges Bild? Konkret: Wie visualisiert man den Inhalt einer Messe für Innovationen im Bereich der Konsumgüter? „Die Grundidee wurde in diesem Fall von der Frankfurter Agentur Mai Communications geliefert“, erklärt der Fotograf. „Das Konzept war, eine Räumlichkeit über Polygone zu schaffen. Das klang am Anfang etwas schwierig, als ich aber die ersten Entwürfe der Räume sah, war mir sofort klar, dass das ein spannendes, bisher ungesehenes Konzept zeigt.“ Die Aufgabe von Till Melchior lag nun darin, die Objekte, die jedem Thema zugeordnet wurden, in Perspektive und Schatten so zu fotografieren, dass die beauftragte Postproduktion die Objekte problemlos in diese Räume integrieren kann und eventuell in einem 3-D-Programm die Räume noch mal angleicht.

Im Grunde könnte man sagen, dass hier Handwerk auf Kreativität trifft. Schließlich erfordert dieses vorausschauende Arbeiten mit Belichtung, Schärfe und neuesten Kameratechniken nicht nur das Know-how des Fotografen, sondern auch den Blick und das Gespür dafür, möglichst viel Spielraum für kreative Prozesse im Anschluss zu lassen. Über den Tellerrand blicken, Ideen vor dem geistigen Auge visualisieren, ein Teamplayer sein – für Till Melchior und seine Arbeit sind diese Faktoren ebenso wichtig, wie ein perfektes Equipment.

Bei der Messe Ambiente geht es um Zukunft und Innovationen in der Welt der Konsumgüter und Haushaltswaren. Welchen Bezug man als Fotograf zu diesem Design-Genre haben muss, erklärt Till Melchior wie folgt: „Ich denke, jeder Fotograf, der den Schwerpunkt Still Life wählt, ist von Design inspiriert. Ob das jetzt Produktdesign, Grafikdesign oder auch Architektur ist. Als Still Life-Fotograf musst Du Objekte, die andere geschaffen haben, durch Licht, Perspektive, Räumlichkeit so in Szene setzen, dass das Produkt inszeniert wird. Das setzt voraus, dass ich mich mit Form, Farbe und Perspektive des Objekts auseinandersetze. Ich bin dann sozusagen derjenige, der mit Licht gestaltet. Also auch ein Designer. Deshalb habe ich einen sehr starken Bezug zu Design.“

Till Melchior lässt sich für seine Arbeit von vielen vermakingofschiedenen Dingen inspirieren: Eine Ausstellung, ein Film, Musik, ein anderer Fotograf können Inspirationsquellen für sein kreatives Schaffen sein. „Eine gute Idee kann mir aber auch beim Sport oder beim Relaxen kommen. Wenn ich mich mit einem bestimmten Thema auseinandersetzen muss, dann habe ich natürlich eine bestimmte Vorstellung, wie man es umsetzen kann“, erklärt der Fotograf und räumt ein, dass es beizeiten aber auch nicht schaden könne, seine Ideen „abzugleichen“. Dafür stellt er sich folgende Fragen: Wie gehen andere Designer oder Fotografen mit diesem Thema um? Wie kann man es anders inszenieren? „Schließlich hat man ja auch den Anspruch, ein Bild zu schaffen, das den Eindruck des Ungesehenen vermittelt. Es gibt Millionen Bilder von Stühlen, aber wie kann man einen Stuhl so fotografieren, wie er vielleicht noch nicht fotografiert wurde? Die Ambiente Kampagne ist ein gutes Beispiel dafür.“ Für diesen „Abgleich“ nutzt Till Melchior seine Bookmarks, surft aber auch viel auf Blogs und kreativen Netzwerken, „wobei mich die Flut der Bilder manchmal mehr verwirrt als inspiriert.“
Der Stil des Fotografen Till Melchior lässt sich abschließend als sehr klar, sehr auf das Wesentliche reduziert zusammenfassen. Das liegt sicher auch daran, dass ihn seit jeher die Klarheit der Designs und das übergreifende Designkonzept des Bauhaus (Gropius, van der Rohe, Corbusier) fasziniert. „Später hat mich das dänische bzw. skandinavische Design inspiriert. Verner Panton oder Arne Jacobson. Aber auch Dieter Rams, der sich ja heute in vielen Apple-Produkten wiederspiegelt, war für mich immer eine Anleitung zu Klarheit und Funktionalität.“