Sybille Schönbergers Sehnsucht nach rundem Aroma, Genuss und Heimat.

Sterne- und Fernsehköchin Sybille Schönberger will in Frankfurt ein Gourmetrestaurant eröffnen. Eine Mischung aus Sehnsuchtsort und Spitzengastronomie soll es werden. „Kochen als Lebenskunst“ nebst einem ausgeprägten Heimatgefühl will sie dabei nicht als Floskeln behandeln. „Essen ist nicht nur zum Sattwerden da“, heißt ihre Philosophie. Wie sie ihr Konzept mit jungem Tafelgeschirr und Küchenhelfern stimmig umsetzen kann, wollte sie auf der Ambiente wissen. Beim Rundgang hatten es ihr trendige Weingläser ohne Stiel angetan.

„Sie kocht einen sehr femininen Stil, sanfte Aromen, weiche Kontraste … kein großes Tamtam“, urteilt der Gault Millau über Sybille Schönberger. Die 38-Jährige hat eine beachtliche Karriere hingelegt: 2004 Deutschlands jüngste Sterneköchin im Maintaler Restaurant Hessler, dann selbstständige Event- und Fernsehköchin (u.a. „Lanz kocht!“, „Küchenschlacht“), erfolgreiche Buchautorin („Lust auf Leben – Kochen gegen Krebs“), und mittendrin kamen ihre beiden Söhne zur Welt. Mit Ehemann Daniel Schönberger, ebenfalls Koch mit Aussicht auf Sterne-Auszeichnung, plant sie ein Restaurant in Frankfurt. Wie sie dort ihren Stil mit Funktionalität verbinden will und dabei auch an selbstgetöpfertes Geschirr denkt, erzählte sie beim gemeinsamen Ambiente Rundgang.

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„Wie viele Teller ein Restaurant braucht? Ganz einfach: ein Gast, sechs Gänge. Das sind sieben Teller mit dem Amuse-bouche. Da kommt einiges zusammen“, rechnet uns Sybille Schönberger vor. Sie selber sei zwar gern mal schrill und bunt, „aber auf dem Tisch mag ich Naturtöne, dabei dürfen Essteller und Schalen auch durchaus unperfekt erscheinen, denn der Mensch ist schließlich auch nicht rundum vollkommen.“ Die Farben der Natur auf der Ambiente 2015 zu finden, ist nicht schwer, überall setzt sich dieser Trend durch. „Dazu gern Goldbesteck, wenn es stimmig ist“, sagt sie. Im Restaurant möchte sie in erster Linie auf individuelles Geschirr setzen, einiges sogar selbst töpfern. „Mein Hobby“, sagt die unprätentiöse Köchin. Fasziniert untersucht sie am Herstellerstand den neuesten Clou: rutschfestes „Flüsterporzellan“. Ein Silikonfuß am Porzellanteller schont empfindliche Möbel. „Tatsächlich sind die Teller sehr leise beim Stapeln“, stellt Sybille Schönberger erstaunt fest. Der einzige Haken für sie: „Ich mag kein Plastik.“ Mehr Glück, den Weg in ihr Restaurant zu finden, haben Rot- und Weißweingläser ohne Stiel – eine Innovation aus den USA, die gerade bei uns die gehobene Küche erobert. „Erinnert an einen klassischen Weinbecher, das gefällt mir.“

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„Kennt das nicht jeder, diese Sehnsucht nach rundem Aroma, Genuss und Heimat?“, fragt sie in die Runde. „Zuhause setze ich das mit Familie und Freunden an unserem 2,70 Meter langen Esstisch um. Diesen toll gedeckt, hier schöne Schälchen, da feine Keramik-„Dippchen“, wie wir Hessen sagen. Auch durch angenehme Gerüche, die an früher erinnern, kommt Heimatgefühl auf.“ Diese innere Heimat hat für die Fernsehköchin nicht wenig mit äußerst langlebigen Küchenhelfern zu tun. Wobei wir bei ihrem Lieblingsmaterial wären: Gusseisen! „Wir haben zuhause eine wunderbare Pfanne, die ist gefühlte hundert Jahre alt. Wenn man eine Gusseisenpfanne richtig pflegt, ist sie praktisch unkaputtbar, man kann sie vererben. Von meiner Oma habe ich noch einen gusseisernen Bräter, klappt prima.“ Apropos, wie sieht ihre eigene Küche aus? „Unsere ist zehn Jahre alt, von einem schwedischen Möbelhaus, und schon mehrmals umgezogen. Darüber staunen viele. Aber wer kochen kann, kann es überall. Ich habe schon eine Deutsche Meisterschaft auf nur zwei einfachen Kochplatten gewonnen, und selbst im Wald herrlichste Eier gebacken“, erzählt sie und ergänzt augenzwinkernd, „ganz ehrlich, wenn mein Mann mir eine Molteni-Küche – quasi der ‚Rolls Royce der Küche‘ – kaufen würde, wäre ich auch zufrieden.“

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Zurück zu den Must-Haves fürs eigene Lokal. „Im Gourmetrestaurant Hessler hat uns seinerzeit eine KitchenAid-Küchenmaschine ausgezeichnete Dienste geleistet. Sie nimmt wenig Platz weg und sieht außerdem stylisch aus. Deren Waffeleisen schätze ich privat schon lange“, erklärt sie beim Profi-Check des jüngsten Modells aus den USA. Wären da noch die Messer, ihr wohl wichtigstes Werkzeug. „Wiederum gilt: Messer halten ewig bei viel Pflege. Meine Hausmarke ist Wüsthof. In den Geschirrspüler niemals, doch wenn es passiert, muss ein gutes Messer das aushalten können.“ Messer, Gabel, Schere und Licht … versteckt sie die ultrascharfen Messer vor ihren Kindern? „Wir haben ihnen die Gefährlichkeit erklärt, beide Jungs haben außerdem eigene Taschenmesser, kindgerecht natürlich, ohne Spitze.“ Was Kids gern essen, weiß sie genau. Für die Deutsche Lufthansa hat sie gerade ausgefallene Kindermenüs kreiert, die es jetzt an Bord gibt: „Propellerbrötchen und Raketenwürstchen.“ Ein weiterer guter Start für die Allrounderin, die es bodenständig und natürlich mag. „Die vielen Eindrücke auf der Ambiente arbeiten jetzt in mir, die Ergebnisse wird das Restaurant zeigen“, verabschiedet sie sich.