Haut(e) Couture – Cecilie E. Rudolph erfindet den Fisch neu.

Experimental-Designerin Cecilie Elisabeth Rudolph macht aus Fischhaut echte Masterpieces für den Gourmetteller. Was wie feinste Spitze aussieht, sind hauchzarte Fischhäute. Gemacht, um ein Gericht optisch zu veredeln. Auf der Ambiente wirkten sie jedenfalls wie von kleinen Meerjungfrauen geklöppelt. De facto sind die Luxushäute innovative Botschafter für den Trend „Prestige Green“. Was darunter zu verstehen ist, erklärt uns die Designerin am #TalentsTuesday.

„Ich stamme eben aus einem fischreichen Land“, antwortet Cecile E. Rudolph auf unsere Frage, warum gerade Fischleder. Die junge Dänin lebt heute in London, wo sie an der renommierten Designschule Central Saint Martins zur Textildesignerin ausgebildet wurde. „Ich wollte meine Wurzeln verbinden mit dem, was ich im Textildesign angetroffen habe. Das gelingt, indem ich textile Strukturen auf die Fischhaut übertrage. Aus dem ‚Abfall‘, denn die Haut wird gewöhnlich entsorgt, entsteht essbares Design.“ Was sie da auf Teller und Tisch drapiert, sind illusionistische Könnerstücke. Nun, ist das Kunst oder Fooddesign? Man muss sich hier nicht für eines entscheiden. Die Designerin tut es auch nicht. Eine Präsentation im musealen Rahmen kann sie sich vorstellen, mehr aber hat sie die Spitzengastronomie im Auge. „Das wäre cool für Restaurants.“

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Sie stiftet mit Vorliebe Verwirrung, imitiert beispielsweise Kaviar mit glänzenden Kunststoffkugeln, die sie flächig aneinanderreiht. „‘Real Food – fake Food‘, ich will im Unklaren lassen. Der Effekt verstärkt sich, wenn man beides kombiniert“, sagt die Designerin, die in ihrem Londoner Studio Ideen entwickelt. Neu: Essbare Seide eröffnet ihr unzählige Anknüpfungspunkte an textile Traditionen und Verarbeitungsverfahren.

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Interieur-Magazine sind längst auf die talentierte Dänin aufmerksam geworden. Ebenso wusste sie auf der Ambiente, ihre Prototypen sinnlich zu inszenieren und so Neugierde zu wecken. Ihre Fischhäute kommen nicht nur auffallend elegant daher, sondern sie verkörpern das, was im Design weltweit ganz oben auf der Tagesordnung steht: Respekt und Verantwortung gegenüber der Natur. Am Ambiente Messestand zeigt sie uns ihren Katalog, darin Hochglanzfotos ihrer zarten Schöpfungen. Fisch Haut(e) Couture, finden wir. So etwas ist neu. „Etwas Schönes, ja Luxuriöses aus Fischresten zu schaffen, war meine Idee dahinter.“ Luxusprodukte aus organischem Abfall – Upcycling Deluxe, wenn man so will. Ein Trend setzt hier gerade zum großen Sprung an, einen Namen hat er schon: „Prestige Green“.

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Muscheln, Radieschen und vieles Essbare mehr arrangiert die Designerin zu komplexen Mustern, die unverkennbar aus der historischen Textilkunst schöpfen. Mal andersherum. Denn ließen sich nicht Textilkünstler früherer Jahrhunderte durch die Natur und deren Früchte zu Stoffmustern inspirieren? „Food Pattern“, nennt Cecilie E. Rudolph das. Die vergänglichen Muster sind wie das theoretische Gerüst ihres vielversprechenden Konzepts: imitieren, umkehren, verblüffen.

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