Designklassiker – Die Zeitlosen unter uns.

Was ist das Geheimnis von Designklassikern? Warum etablieren sich manche Produkte und werden zu Stil-Ikonen während andere die Wechsel der Moden nicht überstehen? Kann diese Frage überhaupt je beantwortet werden? Irgendwie geht es aber doch immer darum, ein ausgewogenes und wohldurchdachtes Verhältnis zwischen Ästhetik, Funktionalität und Qualität zu erschaffen. Wo es funktioniert, merkt man es und trifft auf Objekte, die zu lebenslangen Begleitern werden können. Hervorragende Designqualität zahlt sich also aus.

Die ewige Welle
Eine ausschwingende, gewellte Form und ein Vasenmund, dessen Umriss an finnische Seen erinnern soll: Die Aalto-Vase ist wahrlich eine alte Bekannte. 1936 wurde die asymmetrische Vase von Alvar Aalto und seiner Frau Aino kreiert. Mittlerweile kann sie ohne Übertreibung als eines der berühmtesten Glasobjekte der Welt bezeichnet werden. Alternativ wird sie auch Savoy-Vase genannt, weil sie ursprünglich für die Ausstattung des Luxus-Restaurants Savoy in Helsinki angedacht war. Einem breiten Publikum wurde sie 1937 auf der Weltausstellung Exposition Internationale des Arts et Techniques dans la Vie Moderne in Paris präsentiert und wird seitdem durchgehend, den Originalentwürfen getreu, von der finnischen Glasmanufaktur Iittala produziert. Für die Herstellung eines der mundgeblasenen Unikate werden sieben Glasbläser und zwölf Arbeitsschritte benötigt. Heraus kommt eine verblüffende Qualität, die zeitgemäß mit einem anziehenden Farbspektrum präsentiert wird. Die aktuellste Nuance ist vom Wüstensand inspiriert.

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Auch ohne Blumen eine Augenweide: Aalto soll der Überlieferung nach bewusst auf eine Anweisung für das Anrichten von Blumen in der Vase verzichtet haben. Somit werden die Gestaltungsmöglichkeiten vollkommen bei den Besitzern belassen. Die unregelmäßige Form eröffnet dabei einen wirklich großen Spielraum, und es müssen ja auch nicht immer Blumen sein.

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Der edle Schwung
Lehnt sich die Aalto-Vase mit ihrer organischen, ondulierenden Formensprache an die sanften Bewegungen des Wassers an, so findet man bei der edlen Karaffe aus dem Hause Georg Jensen eine noch schlichtere, aber dennoch sehr sinnliche und sogleich schwungvoll nach oben strebende Gestaltung vor. Der Krug mit der markanten Schnaupe wurde zuerst 1952 nach Entwürfen von Henning Koppel aus Silber hergestellt. Seit 2008 wird sie in zwei Größen aus poliertem Stahl angeboten. Sie gehört zu der Masterpieces-Kollektion, die zu Ehren Koppels zu seinem 90. Geburtstag herausgebracht wurde und weitere beliebte Stücke des stilprägenden Designers enthält. Diese Karaffe repräsentiert ebenfalls ein Stück Designgeschichte und steht sowohl für hervorragende Handwerkskunst als auch für zeitloses skandinavisches Design. Zudem schafft sie es ganz unangestrengt, jeden Ort, an dem sie aufgestellt wird, durch ihre bloße Anwesenheit zu veredeln.

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Die ideale Form für die Massen
Dort, wo Funktionalität und Gestaltung optimal vereint sich dem Betrachter darbieten, kommen Vielen unweigerlich Objekte aus der Bauhaus-Ära in den Sinn. Viele dieser Produkte erfreuen sich wohlverdient ununterbrochener Beliebtheit oder erleben ihr Revival. Zwar liegt das Revival des Salz-Pfeffer-Streuers „Max und Moritz“ von Wilhelm Wagenfeld schon etwas zurück – WMF führt die Neuauflage des Produkts seit längerem in sein Standardsortiment – dennoch bietet es sich als ein gutes Beispiel an, um zu zeigen, wie formschönes Design auch in mode- und trendstürmischen Zeiten ihren Platz behaupten, oder, wenn es sein muss, auch zurückerobern kann. Wie ein kleines Boot mit zwei Passagieren kommt das Set aus kleinem Tablett und den beiden Streuern daher. Die klare Formensprache zeichnet auch die aus der gleichen Wagenfeld Produktlinie stammenden Eierbecher und Butterdose aus.

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Die gute Form
Verfügbar und verständlich sollte alltagstaugliches Design auch für Heinrich Löffelhardt sein, der zuerst mit Wagenfeld zusammenarbeitete, ehe er zu dessen Konkurrenten wurde. Er war ein Verfechter der „guten Form“, denn gerade Industrieprodukte sollten seiner Meinung nach eine Form erhalten, die es wirklich wert war, vervielfältigt zu werden. Der Bildhauer legte dabei viel Wert darauf, dass die von ihm entworfenen Produkte von jeder Seite schöne Ansichten boten. Mit der rundlichen Gebrauchsporzellanserie „Form 2000“ für Arzberg gestaltete er 1954 einen Klassiker, der seinen festen Platz im Sortiment hat. Die Kollektion „Form 2000“ prägte nachhaltig und weit über die Wirtschaftswunderjahre hinaus die deutsche Tischkultur und hat in den letzten 60 Jahren seine Aktualität bewahren können. Produkte, deren Geschichten wir kennen, schauen wir mit anderen Augen an. Sie werden wie alte Bekannte wahrgenommen, denen man immer wieder gerne begegnet, oder sogar zu den stillen Begleitern, an deren vielseitigen Qualitäten man sich jeden Tag erfreuen kann.