Appetit auf Design.

Natürlich ist Besteck weit mehr als ein Handwerkszeug zum Essen. Messer, Gabel und Löffel gehören einfach zum guten Geschmack. Momentan gibt es eine riesige Vielfalt an schönen Bestecken mit raffinierten Designs und edler Haptik, dass die Auswahl schwer fallen kann. Wir zeigen Ihnen, wie man sich für glänzende Tischzeiten eindeckt.

Wenn es um Besteck geht, wird in der Hotellerie und Spitzengastronomie auf zeitlos schöne Form und Markenqualität geachtet. Eine neue Generation von Design-Hotels und Restaurants mischt diese Tradition auf, indem sie verstärkt auf ganzheitliche Erlebnisse setzt, die das Besteck nicht ausnehmen. Erzählt das Interieur eine „Story“, sind Gabel und Löffel nun Teil dieser Geschichte und dürfen daher auch individueller und extravaganter sein. Zu Hause sind wir nicht weniger wählerisch, unser Besteck soll angenehm in der Hand liegen und genau zu unserer Art zu leben passen. Heute sind qualitativ hochwertige Bestecke und feine Silberlinge täglich in Gebrauch, was neue Anforderungen an das Design mit sich bringt. Schaut man sich unter den aktuellen Bestecken um, lassen diese fast vergessen, wozu sie rein technisch da sind. Denn mehr und mehr rücken sie in den Vordergrund als opulente Tischobjekte und vielteilige, minimalistische Kunstwerke.

Special Effects

Gold ist eine Perle im Besteckfach. Wenn auch meist in Form von Messing. Der trendige Metallic-Look von Gold über Rosé bis Kupfer setzt weiter auf eine futuristische Optik und bringt jetzt zusätzlich das Farbspektrum eines schillernden Regenbogens hervor. Das mehrfarbige Finish auf dem rostfreien 18/10-Edelstahl, dem Speisesäuren nichts anhaben können, ist wie geschaffen für Romantiker und den glamourösen Anlass. Wer schon beim Morgenmüsli Gold oder warmes Kupfer sehen möchte, wird mit dezenteren Varianten happy. Praktische Designelemente wie schlanke Griffenden aus farbigem Acrylharz machen hier den Edelschimmer zum Appetizer. „Einen zu großen optischen Wirbel vermeidet man bei goldfarbenem Besteck durch die Kombination mit weißem Geschirr oder – origineller Vintage-Sidekick – mit Großmutters Goldrand-Porzellan, da kann man schön spielen. Und schlankes und modernes Design wie dieses beruhigt den Tisch“, erläutert Mikael Horstmann, leitender Kurator des Frankfurter Museums für Kochkunst und Tafelkultur. Der „Berufsflaneur“, wie er sich auch nennt, kennt sich mit Bestecken wissenschaftlich aus und sieht das große Glitzern als Ausdruck einer jungen Tischkultur, die sich traditionelle Anleihen holt.

Hardanger Bestikk
1 Sambonet
2 Mepra
3 Cutipol
4 valerie_objects

Mit Revoluzzern speisen

Dem Experten zeigen wir den von Georg Jensen neu aufgelegten Besteck-Klassiker von Arne Jacobsen, futuristischer und minimalistischer gehen Löffel, Gabel und Messer kaum. Noch heute, 60 Jahre nach dem ersten Entwurf, wirkt das matte Edelstahl-Besteck wie aus der Zukunft gegriffen: architektonische Linie, grafische Form und prägnante Kontur. Ein ausdrucksstarker Design-Revoluzzer, der sich auf das absolut Wesentliche konzentriert. Ist das Kunst oder kann man damit essen? Beides! Noch auf die Spitze treibt das die Besteckserie von Mono, welche die herkömmlichen Griffe teils durch Ellipsen ersetzt. Für Gesprächsstoff unter Gästen sorgen diese bissfesten Meisterstücke, das garantieren wir, denn schließlich hat man so etwas nicht alle Tage in der Hand. Wer essen will, muss vorher fühlen: „Wie vor jedem Besteck-Kauf sollte man auch bei diesen Entwürfen den Löffel testen, denn er ist immer das zentrale Element“, empfiehlt Mikael Horstmann. Denn: „Ein guter Löffel sollte genügend Volumen aufnehmen können, sonst kleckert man mehr und löffelt sich bei einer klaren Suppe müde.“

Georg Jensen
1 Mono
2 Hisar
3 Stelton
4 Carl Mertens

Black is the new silver

Ist Schwarz nicht die Farbe der Philosophen? Wir halten es wie die französische Stil-Ikone Coco Chanel und sehen Schwarz als sinnliches Statement. Dass dies über die Mode hinausgeht, zeigen die Essbestecke aus schwarzem Edelstahl, die alles andere als ein Trauerspiel sind. Sofort bekommen wir Lust, mit den eleganten Stücken zu experimentieren. „Ein schwarzer Löffel und dazu ein schneeweißer Teller etwa oder „der Mix mit klassischem China-Rot, da pushen sich die Farben gegenseitig – und eine sandfarbende Tischdecke, das gefällt mir“, sagt Besteck-Fachmann Mikael Horstmann. Schwarzes Besteck habe für Puristen einen hohen Reiz, wenn es mit tiefschwarzem Porzellan oder Steingut kombiniert werde, so der Experte weiter. Matte Besteckteile, die wie in Kohlenstaub getaucht aussehen, intensivieren den ästhetischen Effekt. Für alle, die sich erst einmal langsam vortasten möchten, gibt es schwarze Besteckteile mit weißem Griff – ein Mix, der auch mit Gold oder Grau wirkt.

Broste Copenhagen
1 Nordal
2 Studio William Welch
3 Gense
4 Sola Switzerland

Old School ganz jung

„Gravuren haben eine lange Tradition“, erzählt Mikael Horstmann und zeigt Exponate aus dem Kochkunst-Museum. „Früher waren nur die Unterseiten kunstvoll verziert, da Gabel und Löffel andersherum ‚à la mode française‘ eingedeckt waren, das heißt, die Gabelzinken und die Löffelspitze auf dem Tisch lagen.“ Für handwerkliche Neuheiten aus dem ritualreichen Tafeluniversum hat der Kurator einen Blick, weshalb ihm ein Spezialbesteck für Meeresfrüchte auffällt, dessen Oberflächenstruktur an Fischschuppen erinnert und somit den Zweck betont. „Prägungen wie diese waren fast verschwunden, nun kehren sie stark modernisiert wieder“, erklärt er. Einige Bestecke nutzen die Laffe des Löffels und selbst die Gabelzinken als Gestaltungsflächen. „Das ist neu. Dass diese Bereiche, die mit dem Essen und dem Mund in Berührung kommen, auch mit Hammerschlagoptik gestaltet werden, ist früher nicht vorgekommen“, erfahren wir. Funktionalität und Ästhetik beziehen sich hier auf historische Tafel-„Dresscodes“, transportieren aber beides nonchalant in die Gegenwart.

Alessi
1 Herdmar
2 Iittala
3 Robbe & Berking
4 Roberto Cavalli Home

Es zeigt sich: unsere Trend-Bestecke, ob goldfarben, schwarz, mit aufwendiger Gravur oder Prägung, sind Prachtexemplare ohne Allüren. Sie rütteln an der obligatorischen Silberpflicht und bringen völlig neue Kombinationsmöglichkeiten ins Spiel. Ihr frischer gestalterischer Esprit tut selbst in einem puristischen Interieur Leib und Seele gut.