Create a smile.
Der leise Spaßmacher.

Interview mit Robert Bronwasser

Die Entwürfe von Industriedesigner Robert Bronwasser sind so innovativ und unkonventionell wie sein Heimatland. Der smarte Niederländer kuratiert und gestaltet die Ambiente Partnerland-Präsentation. Mit uns spricht er über seine Vision und warum gutes Design auch ein guter Entertainer sein sollte.

Ein jugendlicher Typ, dieser Robert Bronwasser. Dabei hat der Industriedesigner und Architektensohn, Jahrgang 1968, schon mehr als ein Vierteljahrhundert Berufserfahrung, etliche Auszeichnungen und ikonische Entwürfe im Lebenslauf. Er lacht gern, und auch die Benutzer seiner Möbel, Interieur Accessoires und Haushaltsgeräte sollen dies möglichst tun. Denn seine Philosophie ist: „Create a smile.“ Seit seinem Studium an der Technischen Universität Delft folgt er einer Idee – Design muss clever, bescheiden, logisch und unterhaltsam sein. Witzige Twists sind nicht nur typisch für seine Sitzmöbel, sodass man in seinem dreigeschossigen Amsterdamer Studio völlig vergisst, dass man in einem Bürohaus ist. Umringt von den eigenen Kreationen entwickelt er mit seinem Team so nützliche Dinge wie einen Klapproller und gepolsterte Funktionswände.

Hallo, Robert Bronwasser, wie würden Sie Ihre persönliche Design-Philosophie beschreiben?

Das Motto für mein Design lautet „Genieße alltägliches Design“. Ich möchte Produkte kreieren, die die Menschen tagtäglich genießen können. Um das zu verwirklichen, habe ich meine Design-Philosophie „SMILE“ auf fünf Säulen aufgebaut, die für mich gutes Design ausmachen. Design muss clever, schlicht, ikonisch, nachvollziehbar und anregend sein. SMILE if you get it.

© Robert Bronwasser

Was inspiriert Sie bei Ihrer Arbeit?
Ich habe eine positive Einstellung und erfreue mich an vielen Dingen. Essen, Musik, Reisen, Kunst, Menschen – all das inspiriert mich. Ich bin ein großer Fan minimalistischer moderner Kunst, wie etwa von Marc Rothko, Barnett Newman und Jackson Pollock. Meine Lieblings-Band ist Underworld. Ich liebe die Gegensätze beim Reisen: Stadt, Natur, Strände. Meinen letzten Urlaub verbrachte ich in Thailand, und wir konnten alles miteinander verknüpfen – jeden Tag. Gleichzeitig nutze ich „negative“ Einflüsse, weil ich keine schlechten Produkte und Lösungen mag. Also versuche ich, sie zu verbessern.

Was ist Ihr größtes Talent?
Vermutlich die Kombination von Leidenschaft, Kreativität und Visionärem, aber auch das Wissen um Marketing, Materialien und Produktionstechniken.

Wie kann ein Produktdesigner mit seinen Entwürfen dazu beitragen, dass der Nutzer sich in einem Raum wohlfühlt?
Ich glaube, dass Produkte anregend sein müssen, nicht allein für das Auge, sondern auch eine Freude für den Nutzer. Die Kombination von guter Ästhetik und gefälliger Funktionalität sind Voraussetzung für eine positive Wahrnehmung.

Mit welchen Materialien arbeiten Sie am liebsten, und warum?
In den vergangenen 25 Jahren meines Wirkens habe ich mit einer Vielzahl von Materialien gearbeitet, dabei aber keinem den Vorzug gegeben. Sie alle haben ihre besonderen Eigenschaften. Hier einige Beispiele: Kunststoffe für die unbegrenzten Möglichkeiten in Form, Detail und Farben, Textilien für die große Bandbreite der Texturen und Muster, Keramik für hohe Qualität und Finishing, Holz für einen warmen und natürlichen Look.

© Robert Bronwasser

Wie sind Sie privat eingerichtet? Und wovon würden Sie sich nie trennen?
Mein Zuhause ist minimalistisch eingerichtet. Wir haben eine loftartige Wohnung mit vielen Fenstern. Von dort habe ich einen Blick auf den IJ, den Meeresarm, der Amsterdam durchzieht. Die meisten funktionellen Produkte sind meine eigenen Designs, aber wir haben auch Kunstwerke junger Künstler gesammelt und unser Heim damit ausgestattet. Und es ist diese Kunst, von der ich mich niemals trennen würde, weil sie einen emotionalen Wert für mich darstellt.

Niederländisches Design wird für seine einfache und klare Ausstrahlung geschätzt. Inwiefernspiegelt sich darin die Mentalität des Landes?
Die holländische Mentalität ist geradlinig und pragmatisch. Wir halten die Dinge gerne einfach und suchen stets nach cleveren Lösungen für unsere Probleme. Weil unser Land so klein und bevölkerungsreich ist, müssen wir des Öfteren über den Tellerrand hinaus schauen.

© Robert Bronwasser
© Robert Bronwasser

Ihr Studio hat seinen Sitz in Amsterdam. Wie stark wirkt sich diese unkonventionelle und kulturreiche Stadt auf Ihre Arbeit aus?
Ich liebe Amsterdam wegen seiner Gegensätze. Es hat einen traditionellen Altstadtkern, aber auch neueste Stadtkonzepte zu bieten. Sie finden Museen für alte Kunst ebenso wie neue Galerien und Ausstellungen für moderne Kunst. Für mich ist dieses Umfeld sehr inspirierend.

© Robert Bronwasser

Stichwort Mobilität: Haben Sie bei Ihrem Elektroroller „Q-Scooter“ an den typisch niederländischen Nahverkehr gedacht? Dessen Rahmen-Silhouette erinnert an ein Fahrrad.
Der Q-Scooter wurde mit Blick auf die städtischen Gegebenheiten entwickelt. Ich wollte einen stadttauglichen Scooter schaffen, bei dem der Rahmen nach außen gekehrt ist, um die empfindlichen elektronischen Teile zu schützen und ein offenes Design zu realisieren.

© Robert Bronwasser
© Robert Bronwasser

Hatten Sie beim Entwurf des modularen Sitzsystems „Bricks“ tatsächlich eine Skyline im Sinn?
In der Tat war „Skyline“ der ursprüngliche Name dieses Sitzmöbel-Systems. Ich wollte ein Sitzensemble schaffen, das einer Landschaft oder einer Stadt ähnelt und verschiedene Funktionen erfüllt. Ein System, das man verändern kann und das wachsen kann wie eine Stadt. Die Horizontale ist dabei die sichtbare Verbindung zwischen den einzelnen Elementen.

Wie gehen Sie die Ambiente Partnerland-Präsentation an, was ist Ihnen dabei besonders wichtig?
Zentrales Exponat ist ein riesiger ‚Schrank‘, dessen Design – mit geometrischen Mustern aus Linien und leuchtenden Farben – ein Tribut ist an die vor 100 Jahren gegründete berühmte niederländische Kunstbewegung ‚De Stijl‘. „De Stijl“ ist ein radikaler Bruch mit der (Über)Dekoration. Ich mag den abstrakten und minimalistischen Ansatz in der Malerei, bei Möbeln und in der Architektur von „De Stijl“. Sich auf das Wesentlichste in Form und Farbe zu beschränken und mit Komposition, Geometrie und Primärfarben zu spielen, erzeugt das richtige Gleichgewicht. Selbst heute noch kann man sehen, wie Künstler von dieser Bewegung beeinflusst wurden. Auf der Ambiente möchte ich die Besucher inspirieren und hoffentlich ein Lächeln bei ihnen hervorrufen. Bei der Präsentation geht es so gesehen nicht ausschließlich um holländische Designs, sondern eher um holländische Kreativität und Mentalität. Sie wird zum Ort, an dem die Menschen alltägliche Produkte in einem anderen Kontext zu sehen bekommen.

Wohin gehen nach Ihrer Meinung die Trends 2018 im Produktdesign?
Ich schaue nicht so sehr auf die allgemeinen Trends wie z. B. Farben. Sie wechseln jedes Jahr. Wichtiger und interessanter sind die großen Trends, die einen wirklichen Einfluss auf das Produktdesign ausüben. Es geht dabei um Nachhaltigkeit, gesellschaftliche Relevanz und technische Innovation. Nachhaltigkeit: Wie können wir mit weniger Material auskommen, langlebige Produkte und Lösungen für eine Kreislaufwirtschaft entwickeln? Gesellschaftliche Relevanz: Wie kann das Design unsere Lebens- und Arbeitsweise verbessern und soziale Probleme lösen? Technische Innovationen: Wie können wir neue Materialien und Produktionsverfahren (wie 3-D-Druck) nutzen, welche Bedeutung hat das Internet of Things?

Vielen Dank für das Interview!