Besenreines Design. Zwei New Yorker zählen auf die inneren Werte.

Ein Besen ist ein Besen ist ein Besen. Ein Ding wesenhaft zu reduzieren, bis sein Kern hervortritt, ist das Credo der jungen Produktdesigner Joseph Guerra und Sina Sohrab. Auf der Ambiente 2015 sah man die beiden New Yorker mit dem Kehrbesen am Talents Messestand. Warum, das erzählen wir am #TalentsTuesday.

Visibility – Erkennbarkeit, nennen Joseph Guerra und Sina Sohrab ihr Designstudio, das sie 2012 in Brooklyn an den Start brachten. „Visibility aims to distill an object to what it wants to be, retaining what appeals to our human sensibilities“, sagen sie und wir übersetzen sehr frei: „Wenn ein Besen ein Besen sein will, ist ein Besen ein Besen.“

Schöner Feger
Apropos Kehrbesen. Hausputz, Reinemachen. Die jungen Männer haben sich Gedanken gemacht. Ergebnis: „Suna Broom“, ein Besen mit schwenkbarem Kopf, der als Handfeger und Kehrbesen seinen Stubendienst tut. Eine Schlaufe am Stielende ermöglicht das Aufhängen im Schrank oder an der Wand. Eine nützliche „Alltagswaffe“, multifunktional, wie so vieles, was das Visibility Studio verlässt. Uns erinnert das Design an eine riesige Zahnbürste, vor der keine Schmutzecke sicher ist. Wie der Besen funktioniert, demonstriert uns das Erfinder-Duo – übrigens beide Absolventen der Rhode Island School of Design – am Ambiente Messestand. Sie kehren, sie lachen, ein bisschen verlegen macht sie das. Wir versichern ihnen, auch Hexen würden diesen vielseitigen Besen kaufen. Als kurvenstarken Flugbesen natürlich.

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No Cowboys
Apropos Fortbewegungsmittel. Nein, reiten könnten sie leider nicht. Joseph Guerra wurde in Los Angeles geboren, Sina Sohrab in Teheran. Texas-Cowboys seien sie nun wirklich nicht, sagen sie. Dennoch haben sie sich an ein Pferd gewagt – und zwar eines aus Holz, wie es für ein Schaukelpferd üblich ist. Ob das gute Tier in der Wüste verdurstet sei, fragen wir im Scherz. Denn das Kinder-Gäulchen ist reduziert bis auf die „Knochen“. Statt Plüsch oder Kunstfell formen Holzstreben den Korpus. Die Botschaft dahinter ist unmissverständlich: Die Reinheit der Idee zählt. „Ohne Kissen hart zu reiten“, geben die Designer zu.

2-Ambiente-Talente-Schaukelpferd

Feiner Pinsel
Unser kleiner Liebling. Ein Goldstück für jeden Handwerker. Im Auftrag des Cooper Hewitt Smithsonian Design Museum in New York entwarfen die Talente einen Pinsel für eine Heimwerker-Ausstellung. Heute wird der Pinsel im dortigen Museumsshop angeboten. Ein traditionelles „Streichinstrument“ war der Auftrag, eine Innovation wurde gleich mitgeliefert. Mit dem hinteren Ende lässt sich nämlich hervorragend eine Farbdose öffnen, sonst ein eher umständliches Unterfangen.

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Design. Macht. Zukunft.
Rotkäppchen, die Grimmsche Märchenheldin, würde über dieses robuste „Körbchen“ staunen. Traditionell in seiner Formensprache und modern in Material und Vielseitigkeit. Design wird hier als ein Werkzeug für urbane Transformation verstanden. Das Objekt ist so nutzbar, wie man es gerade braucht, und sieht außerdem noch klasse aus. Im großen Zusammenhang geht es um die ästhetische Aufwertung des urbanen Raums. Und jeder Einzelne kann durch seine bewusste Auswahl an Produkten etwas dafür tun. Damit heben die New Yorker jenen zukunftsweisenden Ansatz hervor, der uns auf der Ambiente 2015 an unzähligen Messeständen fesselte. Vorbei die Zeiten, als Designer vor allem auf das Finishing und Aufhübschen dieser Welt reduziert wurden. Nun gilt: Design. Macht. Zukunft.

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Im Laserverfahren zugeschnitten und einfach in Form zu falten, hält der Korb der New Yorker einiges aus. „Natürlich ist er auch sehr praktisch für einen Rundgang über die Ambiente“, sind sich die Talente einig. Braucht man den Korb nicht, wird er einfach flach zusammengefaltet und kann so platzsparend auf seinen nächsten Einsatz warten.